Text: Urs Heller I Fotos: Thomas Buchwalder, Olivia Pulver
Ein Fall für zwei: Noémie und «de Bappi». Überraschung! Noémie Bernard, sehr begabt, sehr fleissig und bei Tanja Grandits in Basel ausgebildet, entscheidet allein, was es im liebevoll renovierten «Sternen» direkt am Zugersee zu essen gibt. Das «Menü Surprise» (und auch der «Business Lunch Surprise») werden rassig und in hoher Qualität serviert. Weil eine grosse Brigade in der Küche steht? Fehlanzeige: Die junge Chefin rockt das Ding «mit em Bappi» ganz alleine; Vater Giorgio stärkt seiner Tochter den Rücken. Ein eingespieltes Team. Mit guten Partnern im Service.
Fürs ganz besondere Date! Der «Sternen» ist eine Top-Adresse für einen Abend zu zweit. Der Romantik-Faktor ist überall hoch: In den gemütlichen Gaststuben, im Sommer im Schatten alter Bäume direkt am Wasser. Dann gibt es noch einen Geheimtipp: Ein kleines «Balkönli», mit Platz für nur einen Tisch und zwei Stühle, mit Blick auf den Zugersee. Romantik-Faktor: hoch!
Ceviche & Carabinero. Noémies Menü? Ceviche zum Start, eher nach «Zuger Art», denn Peru-Style. Die Chefin nimmt Rücksicht auf den europäischen Gaumen und würzt deutlich dezenter, als es im Originalrezept notiert ist. Die Chili-Power bleibt aus, die Harmonie ist da: Ein Loup de mer wird mariniert und in dünne Streifen geschnitten, Löwenzahn, Frühlingszwiebeln und auch die kleinen Mango-Würfel passen prima dazu. «Würze ich zu heftig, kommt der Gang zurück», hat die begabte junge Köchin festgestellt. Auch der zweite Fisch stammt nicht etwa aus dem nahen See, sondern aus Erstfeld UR: Noémie Bernard steht auf den Gotthard-Zander; ein ordentlicher Ersatz für den Zander aus dem Lago Maggiore, der ja im Frühling Schonzeit hat. Der Noémie-Touch: Blumenkohl, Chicorée und Safransauce; letzteres war nicht die beste Entscheidung. Der beste Gang aus dem Wasser: Ein feuerroter Carabinero, bewundernswert präzis gebraten, mit einem eleganten Krustentierschaum.
Applaus für Iberico-Schwein. Für den Pastagang setzte die Noémie Bernard auf Campanelle (alias «gigli»). Diese «Glöggli»-Teigwaren nehmen die Sauce besonders gut auf. Nur: An der Sauce kann man noch arbeiten, sie war uns zu «wässrig» und nicht auf dem gewohnten Niveau des Hauses. Eigentlich schade, denn die Chefin war persönlich in den Wäldern ob Walchwil unterwegs, um den Bärlauch zu pflücken; Morcheln gibt’s auch dazu. Dafür war der Hauptgang wieder wunderbar: Ein präzis gebratenes Rack vom Iberico-Schwein, mit schlankem Knochen und tadellosem Jus, mit Schweizer Spargeln und einem feinen Gratin.
Die GaultMillau-Tester stellen im Auftrag der UBS jede Woche einen «Place to b.» vor: Adressen für den gepflegten Businesslunch, für den Brunch am Wochenende, für ein Essen mit Freunden, für Trendsetter & Entdecker, für Verliebte. Bereits erschienene «Tipps der Woche» finden Sie hier.