Text: David Schnapp
Vielseitiges Sprungbrett. Es ist das Sprungbrett in den Morgen, und gerade, wenn man etwas Zeit und Musse hat, die wichtigste Mahlzeit des Tages. Aber das Frühstück ist auch ausgesprochen vielseitig – vom mit Marmelade gefüllten Brioche zum Cappuccino in Italien, über den Porridge mit Whisky in Irland bis zum gutschweizerischen Birchermüesli – gibt es schier unzählige Variante, den Tag zu Tisch zu beginnen.
Kopf und Gaumen. In Ihrem Buch «Breakfast – The Cookbook» (Phaidon) schreibt die New Yorker Autorin Emily Elyse Miller, sie habe früh in ihrer Karriere gemerkt, dass die interessanteste Art andere Kulturen zu entdecken, über das Essen geschehe. «Und speziell über das Frühstück», denn bei dieser Mahlzeit sind «der Kopf und der Gaumen noch unbeschriebene Blätter». Gedanken und Speisen, die man deshalb zu dieser Zeit habe, beziehungsweise zu sich nehmen, hätten für den Rest des Tages eine Bedeutung.
Birchermüesli in Zürich. In den «Leading Hotels of the World» hat das Frühstück – je nach Weltgegend – völlig unterschiedliche Wurzeln. Im Swiss Deluxe Hotel «Baur au Lac» in Zürich (grosses Bild oben) etwa wird das klassische Birchermüesli in einer reichhaltigen Variante mit verschiedenen Früchten, Beeren, Joghurt, Quark und Schlagrahm serviert. Es lässt sich schon am Vorabend zubereiten und macht ebenso satt wie glücklich.
Popovers in Hawaii. In Honolulu wiederum stehen im Hotel Halekulani seit dem Jahr 1917 die so genannten Popovers auf dem Frühstücksmenü. Sie bestehen aus bloss wenigen Zutaten – Mehl, Milch, Eier und Salz – und sind verwandt mit dem englischen Yorkshire Puddding: eine goldene knusprige Aussenseite und ein luftiges Inneres. Auf Hawaii isst man sie mit einer Physalis-Marmelade, die im Insel-Paradies Poha-Beeren heissen. Aber natürlich passen auch andere Konfitüren, ein Lemon Curd oder eine Vanillecreme dazu.
Patongko in Phuket. In Phuket, einem weiteren kleinen Paradies am Meer, gehören Patongko und eine Pandan-Puddingcreme zum Morgenritual im The Nai Harn. Die thailändischen Donuts nach einem Rezept des lokalen Konditormeisters Khun Nok werden in dem 5-Sterne-Resorts am Strand mit einer Creme serviert, die mit Pandanblätter aromatisiert wurde. Der Pudding lässt sich aber auch mit Vanille, Kaffee oder Lime-Blättern parfümieren.
Rösti in Chile. Die klassische Rösti ist keine rein schweizerische Erfindung, schliesslich gibt es gerade in südamerikanischen Ländern eine alte, tief verankerte Kartoffelkultur. Kein Wunder also, dass im The Singular Santiago Lastarria Hotel in der chilenischen Hauptstadt Santiago Rösti fester Bestandteil des Frühstücksangebots ist. Die Kartoffeln dazu kommen von Insel Chiloé, dazu gibt es Hühnereier aus Curacaví und Bio-Gemüse wie Tomaten und Champignons aus Santiago. Das Rezept wird mit rohen Kartoffeln, Olivenöl und Thymian zubereitet und unterscheidet sich so von der guteidgenössischen Butterrösti.
Avocado-Toast in Florida. Auch der Avocado-Toast hat mittlerweile eine Weltkarriere gemacht, seine Ursprünge aber sind Jahrtausende alt, als Avocados wegen ihres Fettgehalts oft als Butterersatz verwendet wurden, wie Emily Elyse Miller erklärt. Die eigentliche Erfindung des populären Toasts schreibt sie Restaurants im australischen Queensland und in Kalifornien in den neunziger Jahren zu. Der New Yorker Starchef Daniel Boulud lässt in seinem Café Boulud im Hotel The Brazilian Court in Palm Beach eine schlichte Variante des Avocado-Toasts mit Pfeffer, getrockneten Chili-Flocken, Koriander und pochierten Eiern servieren.