Ziemlich erstaunlich, was da alles gleichzeitig aus der winzigen Küche kommt. Zuerst eine Gemüseessenz mit Lorbeeröl. Dann ein Quartett in Snackgrösse: Schnittlauchquark in Form einer Kirsche, umhüllt von Kirschgelee, eine Kabeljaukrokette, eine Zwiebel-Käse-Quiche sowie Kohlrabi mit hausgemachtem Ricotta, Piri-Piri und getrockneten Kräutern. Pascal Ralo hat mit seiner Frau Sina vor zwei Jahren das Restaurant Romy in der Berner Altstadt eröffnet und gehört zu den vielversprechendsten Talenten der Bundesstadt. Mit den Amuse-Bouches deutet der Jungkoch an, wohin die kulinarische Reise am Abend hingeht: Nach Wien und der südportugiesischen Provinz Alentejo, wo seine zwei Grossmütter aufgewachsen sind. Zwei Nationalküchen, die als Inspiration für die aufwändigen Kreationen dienen, die Ralo im «Romy» unter einen Hut bringen möchte. Gutes Storytelling – aber gehen die Gerichte auch auf? Meistens.

Romy Bern

Das «Romy» gehört zu den vielversprechendsten Food-Adressen der Bundesstadt und befindet sich mitten in der Berner Altstadt.

Romy Bern

Brot, Fisch und Tapenade ist ein Klassiker in Portugal: Grillierte Makrele auf Brioche mit Auberginentapenade, eingelegten Pflaumen und Langustinenfond.

Ralo war Dave Wältis rechte Hand im Casino Bern, kochte zuvor vor allem im Ausland an namhaften Adressen: «Hertog Jan» oder bei Harald Wohlfahrt in der «Schwarzwaldstube». Was er nun im «Romy» auftischt, ist natürlich keine klassische Grossmutterküche. Mit einer hervorragenden Ausnahme: Ein Wiener Saftgulasch, das seinesgleichen sucht. Rindsragout und Zwiebeln im Verhältnis eins zu eins, ein kräftiger Kalbsfond mit Tomate sowie Rahm und Crème fraîche kommen in den Topf. Dann die vorbildlichen Serviettenknödel, deren Rezept die Familie Ralo seit fünf Generationen streng hütet. Ganz stark ist auch Ralos Variante der portugiesischen Vorliebe, Fleisch und Fisch zu kombinieren: Kabeljaufilet mit Artischockenpüree, einer Sauce aus Chorizo und Paprika sowie glasierte und frittierte Artischocke. Leicht Pikant und meisterhaft abgeschmeckt, damit die Sauce den Fisch geschmacklich nicht dominiert.

Romy Bern

Zwei Gerichte, die die Wiener Küche aufgreifen: Zwiebelrostbraten als vegetarische Variante mit geschmorter Rande sowie Backhendl mit Lauch.

Romy Bern

Er steht in der Küche, sie an der Front: Pascal Ralo und seine Frau Sina. 

Manchmal lässt sich das Vorbild aus Österreich oder Portugal ohne Erklärung nur schwer erahnen. Beispiel Zwiebelrostbraten: Ralo interpretiert den Klassiker als Veggievariante, serviert zur geschmorte Rande etwas Randenpüree, Apfelbrunoise und Röstzwiebeln. In anderen Fällen fühlt es sich an, als wären ein, zwei Zutaten zu viel auf dem Teller. Der Rahmwirsing zum «Flat Iron»-Steak kann sich gegen das Kürbis-Dreierlei – in Chili eingelegt, glasiert sowie als Püree – nur schwer behaupten. Auch das erstklassige Backhendl in Miniformat mit Pouletjus und Preiselbeere geht geschmacklich etwas unter neben dem geschmorten Lauch, dem Lauch-Pilz-Püree und den gerösteten Haselnüssen. Unter dem Strich gute Gerichte, die mit etwas Feinschliff brillieren könnten. Bei Pascal Ralo wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.

Romy Bern

Einzelne Tische bieten einen ungestörten Blick in die offene «Romy»-Küche.

Romy Bern

Ein Hauptgang auf der aktuellen «Romy»-Karte: «Flat Iron»-Steak mit Rahmwirsing sowie ein Kürbis-Dreierlei.

 

Kontakt
Romy
Rathausgasse 11
3011 Bern
Tel. +41 31 318 11 22
restaurant-romy.ch
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Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag, 18 bis 22.30 Uhr

 

Preise 
Vorspeisen 14-26 CHF, Hauptgänge 36-55 CHF, Desserts 14-15 CHF

 

Empfehlungen
Kabeljau mit Chorizo, Rindsgulasch