Text: Urs Heller

Ivan Zorloni, man spricht französisch und schwyzerdütsch unter den Palmen der Villa Castagnola. Und: Man kriegt nur mit Glück noch ein Zimmer.

«Die Schweizer Gäste haben Lugano in den Corona-Monaten wiederentdeckt. Wer bisher nach Kalifornien, Australien, Cape Town, auf die Seychellen oder auf die Malediven verreiste, bleibt jetzt im eigenen Land. Das ist für uns erfreulich, aber auch eine Herausforderung, denn diese Gäste sind verwöhnt und sehr anspruchsvoll.»

 

…und sie sind dann alle wieder weg, wenn alle geimpft sind und die Jets wieder abheben?

«Ich hoffe nicht. Vielleicht verbringen dann wenigstens «long weekends» bei uns oder feiern hier ihre Familienfeste. Unsere Concierges unternehmen alles, um ihnen die Schönheiten des Tessins beliebt zu machen. Nur schon Lugano hat viel zu bieten: Die Museen. Den See. Die Weinkeller. Touren für Biker und Wanderer.»

Kunst

Zum Staunen und Geniessen: Kunst und Künstler setzen im grossen Hotelpark Akzente.

 

In der Villa Castagnola kriegt man kaum mehr ein Zimmer. Sie sind ein Corona-Gewinner.

«Wir sind prima gebucht. Aber auch wir sind Verlierer: Wir führen seit Monaten keine Seminare, keine Bankette mehr durch. Das war für uns ein wichtiges Standbein. Weil die Gäste das Hotel zum Essen nicht verlassen können, dürfen wir ein paar Zimmer gar nicht verkaufen. Schliesslich soll jeder Hotelgast in einem unserer drei Restaurants einen Tisch kriegen. Service in zwei Schichten lehne ich ab; das entspricht nicht meinen Vorstellungen von Fünfsterne-Hotellerie.»

 

Die ehrwürdige, 135jährige Villa Castagnola ist plötzlich eine Familiendestination.

«Wir haben uns angepasst, praktisch über Nacht. Aber unsere Mitarbeiter haben fantastisch mitgemacht, und unsere Kids-Angebote lassen sich sehen: Wir bieten während der Ferienwochen Kochkurse, Yoga, Tenniskurse und Spiele an. Wir wollen den Kindern auch das Thema Nachhaltigkeit auf spielerische Art näher bringen.»

 

Die Villa Castagnola ist ein Gourmet-Resort. In Corona-Zeiten ist das Gold und Geld wert.

«Wir bieten auf der Terrasse des «Rucola» eine unkomplizierte Küche an: «fresh & easy» heisst hier das Konzept. Im «Relais» stehen mediterrane Gerichte auf der Karte, und Chef Alessandro Boleso weiss auch, wie man «grosses pièces» zubereitet, also grosse Fische an der Gräte und Fleisch am Knochen. Das «Arté» unten am See ist unser «Fine Dining»-Restaurant. Frank Oerthle ist dort der Chef, seit 2001, und er hat in all diesen Jahren kaum einmal gefehlt.»

Die Villa ist ein ehrwürdiges Hotel. Sind grosse Erneuerungen geplant?

«Ein Hilton oder Marriott werden wir nie. Wir sind kein modernes Hotel. Man muss unseren Charme mögen, unser «ambiente di famiglia». Aber klar: Wir investieren jährlich einen siebenstelligen Betrag in die Villa Castagnola. Alt darf man sein, verstaubt nicht! Unser grösstes Kapital sind die Mitarbeiter: Bei uns kümmern sich 140 Angestellte um 72 Zimmer; das ist in Europa ein ziemlich ungewöhnliches Verhältnis.

 

Sie können selber auch feiern: 30 Jahre im Haus! «Freiwillig» oder sind Sie das Ihrer Familie einfach schuldig?

«Die Familie hat mich nach meiner Ausbildung an der Hotelfachschule Lausanne und nach ersten Erfahrungen im Ausland früh gebeten, in die Villa Castagnola zurückzukehren, erst als Vize, dann seit 2006 als General Manager. Bereut habe ich es nie. Vielleicht auch, weil es mir gelungen ist, eine gute Organisation aufzubauen und weil ich mich nicht nur als Manager, sondern stark auch als Gastgeber sehe. Den Kontakt mit unseren Gästen schätze ich sehr.»

 

>> www.villacastagnola.com