Text: Urs Heller Fotos: HO
Der Weg zum Ziel ist ungewöhnlich. Keine Beschriftung, nur zwei kleine rote Lämpchen. Das Ziel? Zimmer 410 im Shangri-La Hotel in Paris. Eigentlich eine Suite. Dieses Jahr aber eine Bar mit Terrasse. Chillen unter freiem Himmel, im kleinen Kreis. Die Luxusmarke Krug schenkt hier die «Grand Cuvée 167ième Edition» aus. 55 Franken pro «Cüpli», etwas Focaccia dazu. Wir schlucken dreimal leer, aber die Aussicht versöhnt: Nirgends in Paris ist der Blick auf den Eiffelturm so dramatisch schön wie in diesem «Pop-up deluxe».
Im Haus des Prinzen. Die grossen asiatischen Hotelgruppen wagten sich erst spät nach Paris. Aber dafür residieren sie jetzt an ersten Adressen: «The Peninsula» an der Avenue, bei der Arc de Triomphe, «Shangri-La» an der Avenue d’Iena, dem Arrondissement der vielen Galerien. Prinz Roland Bonaparte, mit Napoleon (nicht allzu eng) verwandt, hat den Palast 1896 bauen lassen, vor allem für seine Freunde aus der feinen Pariser Gesellschaft. Shangri-La ist mit diesem «monument national» sehr sorgfältig umgegangen, die Gäste sind von den hohen Räumen, dem hohen Goldanteil und dem Blick auf den Eiffelturm fasziniert.
Dim Sum bei Mister Sum. Im «Shangri La» gibt’s ein Zweisterne-Restaurant: «L’Abeille», ziemlich routiniert geleitet von Ducasse-Schüler Christophe Moret. Eine Etage tiefer, im «Shang Palace», ist deutlich mehr Ehrgeiz auszumachen. Samuel Lee Sum aus Hongkong ist der Chef. Am Mittag stürmen die Pariser das Restaurant wegen Mister Sums hauchdünnen Dim Sum. Am Abend ist grosses Kino angesagt: Hummer-Nem, Foie Gras und Krabbenfleisch, eine überbackene «Gillardeau spéciale No.2»-Auster mit Kaviari-Kaviar, Hot & Sour Soup mit Seafood. «Blauer» Hummer aus der Bretagne mit einer heftigen Dosis schwarzen Knoblauchs; «Bei Feng Tong» nennt der Chef diese Gewürzbombe. Natürlich wird auch die knusprige Peking Duck tranchiert und in zwei Gängen aufgetragen. Der einfachste Gang war der beste: Ein erfrischender Salat von pochiertem Güggel, Sesam Dressing dazu. Mister Sum ist der einzige China-Chef der Stadt mit einem Michelin-Stern; er hat ihn verdient.
Der Spa im Stall. Die Gäste mögen ihr Hotel. Im Sommer gibt es direkt zur Avenue d’Iena ein weiteres Pop-up: «La Bauhinia Terrasse» mit Brasserieküche. Die Bar ist geheimnisvoll gediegen. Die 100 Zimmer sind komfortabel (ab 1500 Euro), vor allem natürlich die Shangri-La-Suite: 225 m2 gross, 22 000 Euro teuer, Eiffeltum «in Griffnähe». Einen Spa mit Indoor-Pool gibt’s auch. Zu finden in den früheren Stallungen des Prinzen.