Text & Fotos: Pascal Grob
Dubai in Zürich. Zu Hause ausgecheckt, heisst es zehn Taximinuten und etwa 85 Höhenmeter später bereits: «Welcome, Mister Grob!» Mein Domizil für die nächsten zwei Tage? Das frühere Hotel Atlantis am Fusse des Üetlibergs, das vor knapp einem Monat als Zürcher Ableger der Luxushotel-Kette Five wiedereröffnet hat – und aktuell gerade ein ziemlich heisses Stadtgespräch ist. «Das Five soll Leute ansprechen, die feines Essen und Musik lieben, die unterhalten werden und Zeit mit anderen verbringen wollen», so der indische Milliardär und Five-Inhaber Kabir Mulchandani bei der Eröffnung zu Blick. Oder wie es die schwarzen, bedruckten T-Shirts der Five-Mitarbeiter prägnant auf den Punkt bringen: «Dubai, Zurich, come play.» In die Tat umsetzen sollen das unter anderem drei Restaurants, ein Aussenpool mit Cocktails und Bar-Snacks sowie zwei hausinterne Nachtclubs. All right, let’s find out?
Zimmer mit Weitsicht. Untergebracht bin ich in der «Luxe Suite»: Kingsize-Bett, Badewanne, Regendusche, ein separater Lounge-Bereich – natürlich nicht so grosszügig wie die Königsfamilie aus Katar früher, dennoch kommt die Grundfläche nahe an diejenige meiner Zürcher Stadtwohnung. Dazu zwei Balkone mit bester Sicht auf die Limmatstadt, inklusive dem inoffiziellen Wahrzeichen «Neubellevues», worum sich unzählige «Züri isst»-Lieblinge tummeln: die Lochergut-Hochhäuser. Der obligate Blick in die Mini-Bar zeigt Liebe zur Schweiz: Neben Zweifel Chips und Quöllfrisch entdecke ich auch die Yuzu-Limonade des Zürcher Start-ups Urban Lemonade sowie zwei Fläschchen des lokalen «Fibonacci»-Gins samt Tonic Water von Swiss Mountain Spring.
Der Aussenpool & die Geisslein. Fertig Zimmer-Rundgang, ab an den «Social Pool» für einen kurzen Apéro: «Bellini on the Twist» mit Champagner, Pfirsichpüree und Holunderblüte – schmeckt ausgezeichnet. Schon ein bisschen Dubai-Feeling hier bei der aktuellen Sommer-Hitze auf dem Liegebett in der Abendsonne – liegt aber auch am aufmerksamen Personal, das bis auf einzelne Ausnahmen ausschliesslich auf Englisch mit mir kommuniziert. Einzig die Wiese im Blickfeld Richtung Üetliberg vermiest mir mein Kopfkino aufgrund der herumspringenden Geisslein und den dahinter vorbei joggenden Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher. Trotzdem: «Jööö, lueg mal wie herzig!»
Realitätscheck «Maiden Shanghai». Zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe: Der «Züri isst»-Blogger checkt ein im neuen Edel-Hotel und testet die hochgelobten Restaurants. Erster Stopp: Maiden Shanghai (grosses Bild, oben) – «Dubais preisgekröntes VIP-Restaurant, das die chinesische Tradition mit Aromen aus Kantonesisch, Sichuan, Shanghai und Peking neu erfindet», laut Five-Website. Die Realität? Vielversprechend und glücklicherweise doch traditioneller als erwartet. Aber mit Luft nach oben im Vergleich zum Restaurant Hongxi, meiner Messlatte bezüglich gehobener chinesischer Küche in Zürich – vor allem im Bereich «Dim Sum». Trotzdem dürfte sich der Weg für viele lohnen.
Meine Highlights? Reisnudeln und Okra an einer fabelhaften, leichten Sauce aus Ingwer, Essig und Sesamöl. Knuspriger Schweinebauch nature oder als Barbecue-Klassiker «Char Siu». Frittierte Softshell-Krabben an einer prickelnd scharfen Gewürzmischung mit Suchtpotenzial auf Basis von Szechuanpfeffer. Frittierte Teigrollen mit Krevetten-Wolfsbarsch-Füllung. Oder ein erstklassiges «Kung Pao Chicken» – ein populäres Wok-Gericht aus Sichuan, das saftige Pouletstücke mit Cashewnüssen, getrockneten Chilis und einer aromatischen, süsslich-scharfen Sauce vereint. Ein ausführliches Gespräch mit Küchenchef Luo Bing verstärkt den positiven, ersten Eindruck: Der Mann aus Sichuan kennt sich aus, hat zwei gewaltige Wok-Brenner aus China nach Zürich schicken lassen und weiss, wo Verbesserungspotenzial herrscht. Beispielsweise bei der zu trockenen Peking-Ente – oder beim zarten Steinbutt, wo die aufdringliche Trüffelsauce eher Fehl am Platz schmeckt.
>> Fortsetzung folgt.
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