Text: David Schnapp Fotos: Thomas Buchwalder
«The Italian Job.» Schritt für Schritt wird unter Führung von Rudi Bindella jr. die Art und Weise verändert, wie im Familienunternehmen italienisches Essen auf den Tisch kommt. Seinen «Italian Job» sieht Bindella jr. nicht zuletzt darin, das Angebot zu modernisieren und zu verjüngen. Ein Musterbeispiel dafür ist im Zürcher Niederdorf zu besichtigen, wo aus dem früheren «Pulcino» die «Trattoria Sempre» entstanden ist.
Traumwelt. Mit dem Garten im schmucken Rosenhof und vor allem mit dem in einem opulent-zeitgemässen Stil umgestalteten Restaurant bietet das Lokal seinen Gästen das Beste aus zwei Welten. Für die Innenarchitektur zeichnet der Zürcher Trend-Gastronom Sami Khouri verantwortlich, dessen Gespür für überbordende Inszenierungen offensichtlich ist. Khouri hat in der Trattoria eine Art italienische Traumwelt geschaffen, eine Mischung aus Kitsch, Gemütlichkeit, Schlager und Wohlfühlmoment.
«Laute Musik gehört zum Konzept»: der stellvertretende Geschäftsführer Kevin Panicali mit Küchenchef Mario De Marino.
Landkarte Italiens. Auch die Küche ist ganz auf entspannten Comfort-Food ausgerichtet, der 31-jährige Mario De Marino ist an der Amalfi-Küste aufgewachsen und kocht so, als würde er für seine Familie den Tisch decken: «Es waren schon Verwandte von mir zum Essen in Zürich, und sie haben sich wie zu Hause gefühlt», erzählt er lachend. Der Küchenchef bildet auf dem Tisch Italien wie auf einer Landkarte ab: Aus dem Süden kommt zum Beispiel die frittierte kleine Pizza und «typisch für Neapel» sind auch die wunderbaren Polpette, die ihre weiche, fast cremige Konsistenz durch eine Mischung von Rinds- und Schweinefleisch sowie die Zugabe von reichlich in Milch eingelegtem Brot erhalten.
«Italian Comfort Food»: Cicchetti mit Sauerteigbrot sind die venezianische Variante der Bruschette.
Idee aus der Toskana: fluffige Gnudi aus Ricotta und Spinat mit Salbeibutter.
Wie in Napoli: die frittierte Pizza mit Tomaten und Mozzarella ist bester Street Food.
Zu Gast bei der Familie. Aus der venezianischen Küche hingegen stammen etwa die Cicchetti: Auf geröstetes Sauerteigbrot kommen Beläge wie Ziegenfrischkäse und eingelegte Feigen oder Ricotta und ʼNduja-Streichsalami. Ideen aus der Toskana sind der klassische Brotsalat mit Tomaten oder die cremig-aromatischen Gnudi: fluffige aromatische Ricotta-Spinat-Kugeln mit Salbeibutter. Und weil das Essen in der Trattoria zum Teilen auf den Tisch kommt, fühlt man sich ein wenig, als sei man bei einer sympathischen, etwas lauten italienischen Grossfamilie zu Gast, während Adriano Celentano für die musikalische Unterhaltung sorgt.
Laute Musik. «Wir drehen die Musik bewusst etwas auf, das gehört zum Konzept», erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Kevin Panicali. Der 28-Jährige sorgt mit seinem Team dafür, dass das Familiengefühl in der Trattoria nicht verloren geht. Das Publikum sei zwar deutlich jünger geworden, sagt Panicali. «Aber auch viele Stammgäste können wir vom neuen Konzept überzeugen – spätestens nach einem Abend bei uns», so der umsichtige Gastgeber. «The Italian Job», so sieht es aus, wurde meisterhaft erledigt.
Ein wenig Kitsch darf es sein: für das Interior-Design zeichnet sich der Zürcher Szene-Gastronom Sami Khouri verantwortlich.
>> Trattoria Sempre
Niederdorfstrasse 7
8001 Zürich
Täglich ab 11.30 druchgehend geöffnet
www.trattoria-sempre.ch
