Text: Urs Heller I Fotos: Kurt Reichenbach, Marcus Gyger

Ein Weltmeister als Botschafter. Zweimal Weltmeister (1997, 2001), 23 Siege im Weltcup, 50 Mal auf dem Podest – der Schönrieder «Buurebueb» Mike von Grünigen war im Ski-Zirkus ein Star, beliebt und bewundert wie damals Ingemar Stenmark. Heute steht «MvG» noch immer fast täglich auf Ski. Er trainiert den Schönrieder Nachwuchs. Er hofft, dass sich sein ältester Sohn Noel im Weltcup durchsetzt. Und er ist unterwegs als Botschafter der Region Gstaad-Saanenland. Das Interview. Die Weltmeister-Tipps.

GMC, Mike+ Joel von Grünigen, Skifahrer

Auf einen Kaffee am Pistenrand: Ikone Mike von Grünigen mit seinem Sohn Noel.

Mike, Sie haben im Saanenland bestimmt eine Lieblingspiste.

«Klar. Der MvG-Run am Horneggli. Gstaad hat mir diese Piste nach meinem Rücktritt gewidmet. Für mich eine Ehre!»

 

MvG-Run – das tönt nach Action im Schnee.

Es ist nicht die einfachste Piste, eher etwas für gute Skifahrer. Auf drei Kilometern findet man alles, was Spass macht: Steilhänge, Kompressionen, Sprünge, Wellen. Ich trainiere auf diesem Gelände oft auch mit den jungen Skirennfahrern aus der Region.

 

Als Gstaad-Botschafter müssen Sie es auf der Piste gemütlicher angehen. Kein Problem für Sie?

Überhaupt nicht. Mir geht es darum, die Schönheiten und die Besonderheiten unserer Region zu zeigen. Ich bin ausgebildeter Skilehrer, kann mich dem Tempo und den Bedürfnissen meiner Gäste gut anpassen.

 

Ich nehme mal an, nach ein paar Abfahrten wollen Ihre Gäste möglichst schnell in die Beiz und auf die Sonnenterrasse.

Kein Problem. Ich kenne alle Beizen an der Piste. Wir haben im Saanenland ein gutes, eher bodenständiges und überhaupt nicht abgehobenes Angebot. Gourmet-Küche gibt es dann wieder abends im Dorf.
 

GMC, Mike+ Joel von Grünigen, Skifahrer

Die von Grünigens unterwegs in Schönried.

GMC, Mike+ Joel von Grünigen, Skifahrer

Er will sich im Weltcup durchsetzen: Noel von Grünigen.

GMC, Mike+ Noel von Grünigen, Skifahrer

Carven im Gleichtakt: Mike & Noel von Grünigen.

Her mit Ihren Tipps!

Ich bin in Schönried aufgewachsen und folglich gerne im Gebiet Hornberg-Saanersloch unterwegs. Da kann man einen ganzen Tag lang Skifahren, ohne die gleiche Piste zweimal zu benützen. Der Skitag beginnt mit einem Kafi im Restaurant meines früheren Weltcup-Kollegen Bruno Kernen. Dann geht’s hoch auf den Berg. Fürs Mittagessen empfehle ich das Berghaus Hornberg und das Bergrestaurant Hornfluh direkt an der Piste. Gut schweizerische Küche, grosse Portionen, prima Käseschnitten, knusprige Rösti. Meine «Gaschtig» ist hier immer happy.

 

Notiert. Weitere Adressen?

Auf der Piste Richtung St. Stephan kann ich die «Chemistube» empfehlen, am Rinderberg bei Zweisimmen das Restaurant «Fang» und in Schönried den «Kuhstall». Dazu gibt’s auf der Piste immer wieder coole Bars.

 

Was sind Ihre Lieblingsadressen in Gstaad?

Da bin ich meistens mit Gästen aus den Gstaader Fünfsterne-Hotels unterwegs. Die fahren gerne aufs Eggli und auf den Wasserngrat. Neben beiden Bergstationen gibt es hervorragende Restaurants, mit riesigen Sonnenterrassen. Das «Eggli» wurde vor wenigen Jahren neu gebaut. Am Wasserngrat wirten die Jungs vom «Art 16» in Saanen, einem der beliebtesten Restaurants der Region. Mein Geheimtipp: Der Offcut-Foodtruck von «Alpina»-Chef Martin Göschel. Das Konzept ist sehr nachhaltig: Verwertet werden Lebensmittel-Abschnitte, die beim Kochen im Luxushotel übrigbleiben. Daraus entstehen feine Meatballs, Pasta di Pane und Banana-Cake.
 

Der Schnee fiel spät in diesem Winter. Stimmt Sie das nachdenklich?

Natürlich. Stationen wie Gstaad bauen deshalb ihr Angebot für die Sommersaison konsequent aus. Im Winter braucht es Kunstschneepisten. Es ist erstaunlich, wie gut man Pisten nach nur drei, vier kalten Nächten hinkriegt. Wir müssen darüber nachdenken, wie man diese Arbeit so nachhaltig wie möglich machen kann.

 

Im Weltcup ist wieder ein von Grünigen unterwegs. Ihr Sohn Noel. Einfach ist es wohl nicht mit einem so grossen Namen.

Er hat sich daran gewöhnt. Und er macht seine Sache als Slalomfahrer gut. Er hat jetzt einen fixen Startplatz im Weltcup, und ich hoffe, dass er diese Chance trotz noch sehr hohen Startnummern nutzen kann. Am Talent fehlt es nicht. Kann er im Rennen umsetzen, was er im Training zeigt, traue ich ihm einiges zu.

 

…und Sie sind sein Privattrainer.

Nein. Ich wollte nie Trainer im Weltcup werden, fördere lieber den Nachwuchs in meiner Region. Ich habe einen guten Kontakt zu Noels Trainern, fahre auch mal zu den Rennen. Wenn Noel etwas braucht, bin ich da. Manchmal tut ja eine Aussensicht ganz gut.

 

>> Mike von Grünigen, 53, («MvG») ist einer der erfolgreichsten Skirennfahrer der Schweiz, zweifacher Weltmeister im Riesenslalom (1986 – 2003). Heute wirbt er als Markenbotschafter für die Region Gstaad-Saanenland.

 

www.gstaad-saanenland