Die Mutter aller modernen Dokureihen über Köche: Nie zuvor wurde Essen so ästhetisch gefilmt. Executive Producer David Gelb machte sich mit einem berührenden Film über Sushi-Altmeister Jiro Ono («Jiro dreams of sushi») einen Namen und setzte dann mit der ersten Staffel von «Chef’s Table» einen Industriestandard. Dabei gelingt es der Serie, bekanntes Personal aus der Liste der «World’s 50 best Restaurants» aus einem neuen Blickwinkel zu zeigen, und gleichzeitig spannende neue Figuren aus der Küche ins Scheinwerferlicht zu holen. Mittlerweile gibt es fünf Staffeln, davon eine über Patissiers sowie eine Staffel mit Schwerpunkt Frankreich.
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Die Show, in der zwölf Duos aus Köchen aus der ganzen Welt gegeneinander antreten, ist mit der ganz grossen Kelle angerichtet. Die Köche müssen in einem bombastischen Neonlicht-Studio mit Top-Küchenausrüstung unter Zeitdruck Nationalgerichte aus verschiedenen Ländern kochen. Beurteilt werden sie zunächst von einer Prominenten-Jury – darunter Boxer, Fussballer und Supermodels sowie Restaurantkritiker, die nur teilweise seriöse Urteile abgeben können. Wer bei der ersten Aufgabe versagt, kommt in die Ausscheidungsrunde und muss unter den Augen eines Starchefs aus dem entsprechenden Land mit einer Zutat (Erbsen für England, Tintenfisch für Spanien) nochmals ein Gericht kochen. Das ist zwar alles grosses Drama. Aber obwohl hervorragende Köche im Dutzend herumstehen, erfährt man kaum etwas über das Kochen, aber viele (emotionale) Banalitäten.
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Streicherklänge, Markusplatz im Sonnenschein und ein Mann mit leicht gequältem Gesichtsausdruck an einem Tisch: so beginnt «Somebody feed Phil» in Venedig. Der Amerikaner Phil Rosenthal, Drehbuchautor und Produzent («Alle lieben Raymond») erkundet die Küchen der Welt. Das macht er mit der Neugier eines Kindes, plakativer Mimik und – zum Glück! – Humor. In Venenig gibt’s Tramezzini, Gelato und paniertes Kotelett (mit Essig!) und dann einen Abstecher zu Massimo Bottura nach Modena. Es geht weiter nach Dublin oder Buenos Aires und auch wenn es bisweilen etwas viel «Phil» ist, das dem Zuschauer zugemutet wird, erfährt man viel über die Städte und Länder und über die einfache, gute Küche.
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Die Kunst des Kochens basiere auf vier Faktoren: Salz, Fett, Säure und Hitze. Das behauptet Samin Nosrat in ihrem gleichnamigen New York Times Bestseller Buch. In der nun daraus entstandenen Netflix-Mini-Serie entführt uns die Autorin nach Japan, Italien, Mexiko und ihr Zuhause. Und veranschaulicht ihre These anhand traditioneller Rezepte und Produkte wie Sojasauce (Salz) oder Parmaschinken (Fett), die in den jeweiligen Ländern eine zentrale Rolle spielen. Dabei überträgt sich nicht nur Nosrats Enthusiasmus und Neugierde auf den Zuschauer, sondern auch die Idee, dass gute Küche nicht immer auf präzisen Rezepten basieren muss. Eine willkommene Abwechslung in der auf Hochglanz polierten Landschaft der Kochsendungen. Binge-Faktor? Hoch.
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Diese Sendung ist nichts für Diabetiker! «Sugar Rush» ist ein amerikanischer Backwettbewerb, in dem sich vier Teams in verschiedenen Kategorien duellieren. Die Kreationen sind ausgefallen: Cupcakes mit Erdbeeren und Speck, Konfekt in Pizza-Form oder eine fünfstöckige Space-Torte. Die Sendung hat ein wahnsinniges Tempo, so dass es schwierig ist, den einzelnen Rezepten zu folgen. Nur wer gut aufpasst, kann den einen oder anderen Back-Tipp für sich herausgreifen. Doch es ist ein bisschen wie bei jeder Sucht: Man kommt nur schlecht davon los. Wenn rund eine Tonne Buttercreme auf die Cupcakes wandert und eine Hochglanz-Glasur eine Torte ummantelt, schaut man gern hin. Alternative: Das australische Pendent «Zumbo's Just Deserts» - mehr Drama, und noch coolere Desserts.
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«Ich bin einer der grössten Snobs, den du kennenlernen wirst», meint David Chang zur Kamera und fügt an: «Aber gleichzeitig hasse ich elitäres Denken und Snobs.» Chang gehört zu den prominentesten Köchen weltweit. Mit seinem «Momofuku»-Imperium hat er einen Kosmos erschaffen, wo ostasiatische und amerikanische Einflüsse aufeinandertreffen und zu einer neuen Küche verschmelzen. In «Ugly Delicious» untersucht er zusammen mit Food-Journalist Peter Meehan einzelne Themen und versucht dabei, unsere Gedanken von Stereotypien zu befreien. Wie in der Episode über Pizza, wo sich das Duo mit den Klassikern in Brooklyn oder Neapel befasst. Aber auch eine junge Generation japanischer Pizzaioli in Tokio durchleuchtet, die ganz eigene Ideen davon haben, was eine perfekte Pizza auszeichnet.
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