Text: Patricia Heller Fotos: Lucian Hunziker

Zurzeit in aller Munde: Der Champagner Artisanal oder Winzerchampagner. Erklären Sie uns diesen Begriff.

Früher verkauften Winzer ihre Trauben an die grossen Markenhäuser. Das ersparte ihnen die Vinifikation und den Aufwand, den es braucht, um eigenen Champagner zu produzieren; dafür hatten viele Winzer weder die Logistik, noch das Kapital. So gingen auch Trauben der besten Reblagen in die Blends der grossen Häuser.

 

Einige junge Winzer wollen mehr.

Heute produzieren viele Winzer aus ihren Trauben einen eigenen Champagner. Es handelt sich um Familienbetriebe, die von A-Z selbst produzieren. Das beginnt bei der Arbeit im Rebberg und endet bei Etikette und Vermarktung.

 

...und die Qualität stimmt?

Diese Winzer verfügen über Top-Lagen: Grand- oder Premier Cru, "Vieilles Vignes". Verwendet werden auch vergessene Rebsorten, welche schwieriger in der Pflege sind. Oft sind diese Rebstöcke über 50 Jahre alt. Die jährliche Produktion eines solchen Betriebs liegt bei wenigen tausend bis hunderttausend Flaschen. Sehr viele der artisanalen Champagner sind aus biodynamischer oder Demeter Produktion.

 

Vor allem junge, engagierte Winzer produzieren Winzerchampagner.

1935 wagte es als einer der ersten Gaston Chiquet. Den wirklichen Trend gibt es aber erst seit 20 Jahren. Die junge Generation ist gut ausgebildet und innovativ und steht für französisches Winzerideal: Ehrlich, engagiert und hardworking. Die jungen Winzer haben so die Chance, in ihrem Familienbetrieb zu bleiben.

Assortiment von Champagnern. Globus Bahnhofstrasse Zürich, 07.11.2018, Foto Lucian Hunziker

Traumkombination: Für Globus-Experte David O’Halloran passen Austern am besten zu Champagner.

Gibt’s den Trend zum Winzerchampagner auch in der Schweiz?

Nicht in diesem Ausmass. Aber die Familie Obrecht in Jenins vom Weingut zur Sonne produziert heute einen exzellenten Schaumwein nach traditionellem Verfahren, aus Pinot Noir und Pinot Meunier Trauben. Christian und Francisca sind sehr innovativ.

 

Globus setzt auf diesen Trend, bietet ein grosses Sortiment an. Braucht es Erklärung beim Kunden?

Ja unbedingt! Wir haben in sämtlichen Filialen gut ausgebildete Mitarbeiter, die unser Sortiment kennen. Wir machen jedes Jahr eine „Kellermeisterreise“, besuchen Produzenten, degustieren Wein, stellen Fragen. Das Thema Winzerchampagner ist sehr komplex. Oft werden Weine geändert und neu gestaltet, oft gibt nur «limited editions». Es braucht ein hohes Mass an Weinkenntnis und Passion, um diese Produkte zu verkaufen.

 

Für welche Gelegenheiten empfehlen Sie einen Winzerchampagner?

Ich trinke Winzerchampagner gerne zum Essen. Da die Weine eine geringe oder sogar eine «zéro» Dosage haben, eignen sie sich dazu sehr gut. In den letzten Jahren nimmt die Dosage bei den klassischen Champagnern tendenziell zu. Ein Winzerchampagner passt auch zum Apéro. Man sollte ihn auch entkorken, wenn man im Freundeskreis über tolle Wein diskutieren will.

 

Zu welchen Gerichten passt Winzerchampagner am besten?

Winzerchampagner sind grosse Champagner. Ihre Nuancen und Komplexität passen zu sämtlichen Gerichten. Ob Blanc de Blancs zu Fisch oder kräftiger Pinot Noir zum Fleisch, alles ist möglich!

 

Die perfekte Temperatur zum Servieren?

Idealerweise 8°- 10° Grad. Etwas ältere Winzerchampagner oder Prestige Cuvées serviert man 10-12 Grad. Mein Tipp: Servieren Sie Champagner in grossen Weingläsern nicht mehr  wie früher in der Flûte. Übrigens: Es gibt Profis, die alte Jahrgänge anderthalb Stunden vor dem Servieren öffnen!

 

Ist Champagner in der Magnumflasche wirklich besser als ein kleines «Fläschli»?

Die Ursprungsqualität ist die gleiche aber die Entwicklung in der Flasche ist langsamer und ergibt eine bessere Qualität. Eigentlich sollte man alle Weine aus der Magnumflasche trinken.

 

Ihr Favorit für die Weihnachtszeit?

«Ozanne Grand Cru»! Ein Blanc de Blancs Brut, produziert von Michel Fallon, hergestellt aber im Weingut von Jacques Selosse. Es gibt davon nur eine Kleinstmenge von 600 bis 800 Flaschen zu 100% aus Chardonnay-Trauben aus der prestigeträchtigen Côte de Blancs.

 

Der Tipp für den Einsteiger?

Der «Prestige du Moulin Grand Cru» von «Dhondt-Grellet». Ein Blanc de Blancs, mit einer etwas höheren Dosage. Er ist bei Globus der «Rising Star», kostet nur 65 Franken.

 

Ihre Traumkombination von Champagner und Essen?

Austern und Champagner, das passt!

 

>> David O’Halloran ist Senior Buyer Wein und Spirituosen bei Globus.