Text: GaultMillau Schweiz
DER PAPA MACHTE CAMILLE ZUR GENIESSERIN. «Ich liebe es, ein Menü mit etwas Süssem zu beenden, und werde bei Kuchen oder Biskuits regelmässig schwach», sagt die frischgebackene Slalom-Weltmeisterin Camille Rast (Bild oben). Die Passion fürs Kochen und den Genuss hat Camille ihr Vater Philippe mitgegeben. «Allerdings nicht ganz freiwillig», wie er augenzwinkernd bemerkt. «Das Au-Pair, das sich um meine Tochter kümmerte, als sie ein Kind war, machte es sich in der Küche ziemlich einfach. Also kam ich mittags und abends jeweils eine halbe Stunde früher von der Arbeit nach Hause, um etwas Gutes für Camille zu kochen.» Frei nach dem Motto: Mama Marlène füllt den Kühlschrank, und der Papa leert ihn wieder. «Sie kauft Produkte, die sie liebt, ohne zu wissen, was man damit anstellen kann, er zaubert daraus etwas – immer mit Erfolg», beschreibt Camille die kulinarische Erfolgsformel in ihrem Elternhaus.
Historisch: In Saalbach-Hinterglemm krönte sich Camille Rast zur ersten Schweizer Slalom-Weltmeisterin seit Vreni Schneider vor 34 Jahren.
GRILLPARTYS AUF DER TERRASSE IM SOMMER. Unter der Woche lebt die 25-Jährige in ihrer eigenen Wohnung in Neuenburg, auf deren Terrasse sie im Sommer gerne kleine Grillpartys ausrichtet. Für Gäste kocht Camille, was ihr gerade in den Sinn kommt. Mit einer wichtigen Regel: Sie verwendet nur Produkte von erster Qualität, am liebsten aus der Region. Ihren vorletzten Geburtstag – Camille kam am 9. Juli 1999 zur Welt – feierte sie bei einem Brunch auf einer Alp in der Nähe von Thyon im Wallis.
Süsses Vergnügen: Camille gönnt sich zusammen mit Vater Philippe und Mutter Marlène ein Himbeer-Tiramisù.
LIEBLINGSDESSERT: TIRAMISÙ. Camilles liebstes Dessert ist Tiramisù mit Himbeeren, nach einem Rezept ihrer Grossmutter mütterlicherseits. Diese besass einen weitläufigen Garten, in dem so viele Himbeeren wuchsen, dass die Rasts einen grossen Vorrat einfrieren und zu jeder Jahreszeit auf die köstlichen Beeren zurückgreifen konnten. «Wir haben einen Teil davon aus dem Tiefkühler geholt, wenn wir eine Torte oder ein Tiramisù zubereiteten. In den Himbeeren steckte der volle Geschmack des Sommers», erinnert sich die Skirennfahrerin, die in Saalbach-Hinterglemm am 15. Februar als erste Schweizerin seit Vreni Schneider vor 34 Jahren WM-Gold im Slalom gewann. Seit ein paar Jahren verfeinert Camille ihr Tiramisù mit Cassis-Likör. «Das ist einer der Vorteile am Erwachsensein», scherzt sie.
Camille liebt Süsses. «Da werde ich fast immer schwach», gesteht sie.
Das Himbeer-Tiramisù ist ein Familienrezept der Familie Rast. Es stammt von Camilles Grossmutter.
Schmeckt es? Und wie! Das Gesicht der Slalom-Weltmeisterin verrät es.
SCHNITZELTRÄUME IN SÖLDEN. Die Rennen auf dem Gletscher von Sölden zum Start der Weltcup-Saison sind für Camille stets ein doppeltes Highlight. «Zum einen, weil ich mich freue, dass es wieder losgeht, zum anderen wegen der Küche. In Sölden gibt es nämlich die besten Wiener Schnitzel, die ich kenne.» Zu oft kann die Spitzensportler aber nicht das essen, worauf sie Lust hat. «Jedes Land besitzt zwar seine Spezialitäten, doch wir essen während der Rennen meist sehr ähnliche Gerichte. Nur beim Frühstück haben wir in der Regel eine grössere Auswahl. Es besteht für mich jedoch vor allem aus Proteinen: Käse, Schinken und manchmal Walliser Trockenfleisch, das ich von zu Hause mitbringe.»
Seit ein paar Jahren verfeinert die Skirennfahrerin das Tiramisù mit Cassis-Likör. «Einer der Vorteile des Erwachsensein», bemerkt sie.
Im Garten von Camilles Grossmutter gab es so viele Himbeeren. dass die Familie das ganze Jahr über tiefgefrorene Beeren naschen konnte.
DE COURTENS KÜCHE MACHT SIE HAPPY. Umso mehr geniesst es Camille, wenn sie nach Lust und Laune schlemmen kann. Ihr Lieblingskoch ist der langjährige 19-Punkte-Chef Didier de Courten, der wie sie aus dem Wallis kommt. In seinem inzwischen geschlossenen Gourmetrestaurant in Sierre war sie mehrmals zu Gast. Inzwischen kocht De Courten im «Espace Weisshorn». Das Restaurant gehört den Bergbahnen von Grimentz-Zinal, einem von Camilles Sponsoren. «So muss ich nicht auf Didiers grossartige Küche verzichten», sagt sie freudig. Auf der Speisekarte: Risotto mit Safran aus Mund und Waldpilzen, Alpenzander mit Rande, Zitrusemulsion, Venere-Reis und Gemüse, Entrecote mit Morcheln und Kartoffelgratin. Dazu – ganz wichtig für die Dessert-Liebhaberin Camille Rast – allerlei Süsses wie Bratapfel, hausgemachte Glace oder eine Schokoladenvariation. Auch an der alpinen Ski-WM 2025 in Saalbach konnte Camille übrigens auf die Dienste eines Starchefs zählen: Jeune Restaurateur Daniel Lehmann aus dem Boutique-Hotel Moosegg in Emmenmatt (16 Punkte) reiste mit der Swiss-Ski-Delegation nach Österreich und inspirierte die Athletinnen und Athleten mit seinen Kreationen ganz offensichtlich.
>> Die privaten Bilder von Camille Rast stammen aus einer Reportage, die das GaultMillau Magazin der Romandie im Oktober 2023 veröffentlicht hat.
Fotos: Darrin Vanselow, Keystone SDA
Didier de Courten ist Camilles Lieblingskoch. Neu arbeitet er im «Espace Weisshorn».