Text: GaultMillau Schweiz I Fotos: Nik Hunger
Der erste Eindruck täuscht. Der «Sternen» in Pfungen, vor den Toren Winterthurs wirkt unscheinbar. Aber was das Duo mit viel Aufwand, Kreativität und sicherem Geschmack auf die Teller zaubert, ist beeindruckend. Würden die Guts in Zürich oder an der Goldküste wirten, man würde ihnen die Türen einrennen. Aufgetischt wird erstmal Dinkelbrot im Töpfchen und Serrano Rohschinken mit Oliven, danach rosagebratene Entenbrust mit Zwiebelchutney, Randenmousse und ein kleines Dill-Panna cotta, alles liebevoll mit Blümchen dekoriert. Nächstes Amuse-bouche, eine würzige, kleine Kräuterquiche, dazu ein crispy Tütchen aus roter Rande, gefüllt mit einer Mousse aus gelben Randen.
Scampi & Gänseleber. Wir starteten mit den «Gourmandises du chef», einer überzeugenden Geschmackssinfonie, bestehend aus zwei zarten Scampi auf Wakame, dazwischen ein kleines Timbale aus weisser Schokolade und einem unbescheidenem Häufchen Kaviar. Die Gänseleber gibt es als Terrine, mit Gelees aus Granny Smith und Portwein. Zweite Variante: ein Gänselebersüppchen verstärkt mit Sherry, Whisky und Port. Begleitet von einer warmen Brioche.
Loup & Lachs. Zur Hauptspeise dann ein Loup de mer, der mit der Haut und samt den (kleinen) Schuppen gegart wird. Der Fisch sitzt auf einem Beet aus gekochten, geschälten Peperoni, dazu gibt’s Püree aus Petersilienknollen; abgerundet wird das Gericht mit einer Schaumsauce aus Zitronengras. Überzeugend auch der niedergegarte Lachs auf Püree aus Süsskartoffeln, begleitet von einem luftigen Champagner-Dillschaum.
Grosses Kino. Für 128 CHF. Den Käse bestellen die Guts bei Rolf Beeler. Beim Dessert ist die «falsche Pflaume» schon fast legendär: Eine hauchdünne gefärbte Kugel aus Schokolade, gefüllt mit Bayrischer Crème, dazu Pflaumenkonfit und Sauerrahmeis mit Lavendel und Vanille. Und wie selbstverständlich wird danach noch zusätzlich ein Apfel-Zimt-Sorbet mit Löwenzahnsirup und Rhabarberchutney aufgetischt. Zuallerletzt folgen noch zauberhafte Friandises. Alles in allem: Wir bestellten ein Dreigang-Menu und erhielten defacto acht Gänge. Für gerade mal 128 Franken. Grosses Kino. Und ein neues Rating: 16 GaultMillau-Punkte.