Text: Elsbeth Hobmeier
Eine Herkulesaufgabe für Daniel Lehmann. Am 7. und 8. April nächsten Jahres wird wohl kaum ein Schweizer Spitzenkoch mit dem JRE-Logo auf der Kochbluse brav zuhause hinter dem Herd stehen. Wir nehmen mal an: Sie reisen alle nach Paris, um den 50. Geburtstag der «Jeunes Restaurateurs» zu feiern. 80 aktive Mitglieder und Ehrenmitglieder haben sich angemeldet. «Die Schweiz stellt die grösste Delegation unter den 15 Mitglied-Ländern», freut sich Daniel Lehmann (grosses Bild oben). Der Chef und Inhaber der «Moosegg», einem prächtig gelegenen Emmentaler Landhotel mit ausgezeichnetem Restaurant (16 GaultMillau-Punkte) präsidiert seit 2019 den internationalen Vorstand der Jeunes Restaurateurs. Bei ihm laufen deshalb auch alle Fäden für den grossen Jubiläums-Kongress zusammen. «Eine Herkulesaufgabe», sagt er, «für mich ist es eine Riesenfreude, an diesem Höhepunkt mitwirken zu dürfen Aber ich habe sehr grossem Respekt vor dieser Aufgabe.»
In der «Moosegg» tafelt man mit schönstem Blick über die Emmentaler Hügel bis zu den Berner Alpen.
«50 years of never-ending passion!». Noch wird am Programm geschliffen, aber in grossen Zügen steht der Event bereits. Das Motto lautet «50 years of never-ending passion». 1974 wurde die Vereinigung gegründet, in Paris, in den Geschäftsräumen von Grand Marnier. Dass für den Jubiläums-Kongress jetzt wieder Paris gewählt wurde, war naheliegend. 600 Gäste werden anreisen und sich auf dem Roten Teppich zum Aperitif treffen. Der Dresscode für das grosse Galadîner gebietet Frack oder Smoking für die Herren, ein festliches Ballkleid für die Damen. Im «Carreau du Temple», einer ehemaligen Markthalle, wird ganz gross angerichtet, das Menü bestreiten lauter Drei-und Zwei-Sterne-Köche. Je einen Gang beisteuern werden die Slowenin Ana Ros, Enrico Bartolini aus Mailand, Paolo Casagrande aus Barcelona und der Deutsche Tobias Bätz vom Restaurant Alexander Herrmann in Wirsberg.
Schweizer Bretzeli mit Gruyère. Und der Beitrag der Schweiz? «Jedes Land ist für eine Überraschung in der Fingerfood-Parade beim Get Together verantwortlich», erklärt Daniel Lehmann. Und verrät: «Aus unserer Delegation übernimmt unser Mitglied Marc J. Engel diese Aufgabe». Klar, dass wir sofort wissen möchten, was sich Engel ausgedacht hat! «Ich komponiere etwas aus Bretzeli und einer Gruyère-Mousse», sagt der junge Küchenchef vom «Trois Amis» in Schernelz BE, «also etwas durch und durch Schweizerisches». Am zweiten Tag bildet der eigentliche Kongress mit der Verleihung mehrerer Awards das Herzstück. Anschliessend kommen die Chefs wieder in der Markthalle zusammen, statt Frack werden sie dort ihre JRE-Kochblusen tragen. Und an verschiedenen Podien über die Gastronomie der Zukunft, über Nachhaltigkeit und auch über Künstliche Intelligenz diskutieren.
«Wir sind am Netzwerken». Die Jeunes Restaurateurs sind heute in 15 Ländern präsent, angeschlossen sind die Inhaber-Chefs von 350 Restaurants und 160 Hotels. Geplant ist, am Pariser Kongress Bulgarien als 16. Land aufzunehmen. «Wir wollen expandieren, aber suchen ein organisches Wachstum», sagt Daniel Lehmann. Auch Nordamerika und Skandinavien sind Kandidaten. Monsieur le Président Lehmann: «Wir sind am Netzwerken». Für viele Länder, welche weder von GaultMillau bepunktet oder von Michelin besternt werden, sei die JRE-Vereinigung als Qualitätslabel extrem wichtig, «sowohl für das Land wie für die Köche», erklärt Lehmann und erwähnt Ana Ros aus Slowenien. Für sie habe die Aufnahme zu JRE den Durchbruch bedeutet, worauf sie heute noch stolz sei.
Die grösste Weinsammlung im Emmental: Der Moosegg-Weinkeller mit über 700 Postionen aus Nah und Fern.
E für Emotionen. Mit der Expansion in andere Kontinente erhält auch das E der Jeunes Restaurateurs eine neue Bedeutung. «Einst stand es für Europe, heute für die Emotionen, welche wir alle einbringen», erklärt Präsident Daniel Lehmann. Und erwähnt in einem Nebensatz, dass seine «Moosegg» 2024 ebenfalls in Feierlaune ist: 120 Jahre mit Sitz in Emmenmatt, 30 Jahre im Besitz der Familie Lehmann.
Bilder: HO
