Interview: Kathia Baltisberger | Fotos: Thomas Buchwalder / 3+

Nenad Mlinarevic, mittlerweile sind sechs Folgen «Masterchef» ausgestrahlt worden. Wie sieht Ihre Halbzeitbilanz aus?
Ich kriege enorm viel positives Feedback. Neulich war ich im Coop, da kam ein Herr zu mir und sagte, dass er die Sendung gerne schaue und mir das jetzt unbedingt sagen wolle. Auch in der «Neuen Taverne» haben wir Gäste, die «Masterchef» schauen. Ich glaube, die Sendung kommt gut an. Mittlerweile sind auch die Kandidaten etwas aussortiert. Ausserdem finde ich die Sendung wird mit jeder Folge spannender. Die Jury ist auch warmgelaufen, wirkt witziger, das lockert das Ganze auf. Wir machen auch mal einen Spruch, aber nicht im Gordon-Ramsay-Style.

Wie waren die Dreharbeiten für Sie?
Es hat Spass gemacht. Ich habe schon nicht mehr so viel Zeit mit Andreas Caminada verbracht. Die Moderatoren-Rolle war für mich aber eine Herausforderung. Zoë hatte das natürlich im Griff, für mich war das neu. Man hat uns auch nicht wirklich gesagt, wie oder was wir machen sollen. Die einzige Vorgabe war, dass wir die Kandidaten nicht runterputzen sollen. Andreas wurde eine Art Dieter Bohlen von «Masterchef», er hat einfach alles frisch von der Leber weg gesagt. Manchmal kamen wir in eine richtige Lach-Spirale. Weil Andreas den Begriff Signature Dish nicht richtig aussprechen konnte, zum Beispiel. Irgendwann haben uns die Produzenten gesagt: «Reisst euch zusammen!»

Nenad Mlinarevic Masterchef Schweiz

Jury-Mitglied Nenad Mlinarevic zeigt Kandidatin Sinthuya, wie man einen Brandteig macht.

Die Jury kritisiert oft, dass die Gerichte nicht richtig abgeschmeckt sind. Sie sind bekannt dafür, bis ans Limit zu salzen. Sind Sie sich nicht einfach anderes gewohnt? 
Ich habe zwei Jahre bei Andreas Caminada auf Schloss Schauenstein gekocht. Ich kenne sein Salz-Level, er mag es auch würzig. Aber in den ersten paar Folgen waren die Gerichte wirklich überhaupt nicht gewürzt. Viele waren von der Situation so überfordert, dass sie effektiv vergessen haben zu salzen. Deshalb hat Andreas auch mal gesagt, es schmecke wie im Altersheim. Es war aber nicht nur ein Salz-Problem, viele Gerichte hatten keine Power, keine Säure, keine Schärfe. In der ersten Folge hat einer ein wunderschönes Gericht gemacht, aber es wirklich null gewürzt. Seine Erklärung war, man hätte sein Gericht nicht verstanden. 

Was ist ihr Tipp?
Immer von Anfang an würzen. Wenn man eine Sauce klassisch ansetzt mit Zwiebeln, Wurzelgemüse und Knoblauch, sollte von Anfang an Salz dazu gegeben werden, dann hat alles eine Grundwürze. Wird die Sauce reduziert, wird sie nochmal salziger. Und sonst stellt man halt die Menage auf den Tisch - das macht sogar Elif Oskan vom «Gül» für mich immer, weil ich es gerne so salzig mag (lacht).

Gabs ein Gericht, das Sie aus den Socken gehauen hat?
Es gab ein paar Sachen, die wirklich gut abgeschmeckt waren. Danieles gefüllte Pasta mit Hackfleisch zum Beispiel. Die Rösti mit Curry und Gemüse von Sinthuya war auch extrem rund. Davon hätte ich gerne mehr gegessen. Auch die Fischrolle mit Speckwürfeli und Gemüse von Sandra war perfekt ausbalanciert. 

Die Juroren Nik Hartmann, Zoe Torinesi, Andreas Caminada, Nenad Mlinarevic für die Kochshow «MasterChef» im Restaurant Smith&De Luma in Zürich, 2022

«Masterchef»-Moderator Nik Hartmann mit der Jury: Zoë Torinesi, Andreas Caminada und Nenad Mlinarevic (v.l.).

Die Kandidaten werden teilweise sehr emotional, wenn sie etwas verhauen oder gar ausscheiden. Können Sie das nachvollziehen?
Ich musste noch nie weinen, weil mein Dessert nicht schön aussah. Aber «Masterchef» ist ein Wettkampf, du willst weiterkommen und ärgerst dich über sich selbst, wenn du versagst. Ausserdem haben sich die Kandidaten gut verstanden, da ist es schon traurig, wenn einer gehen muss. 

Welche Rolle spielt der Fakt, dass eine Kamera auf die Kandidaten gerichtet ist? 
Das macht es enorm schwierig. Die Kameras machen dich nervös. Die Kandidaten haben keine Zeit sich vorzubereiten. Sie müssen kreativ sein, gleichzeitig kochen und auch noch Fragen beantworten. Mich würde das mega nerven. Ich kenne es ja von «Kitchen Impossible». Man ist unter höchstem Druck und bekommt noch blöde Fragen gestellt. Jeder, der glaubt, dass er es besser kann, soll sich bitte bewerben.

Die Kandidaten müssen auch Aufgaben bewältigen wie ein perfekt pochiertes Ei oder ein Spiegelei zubereiten. Was sagt das aus?
So sieht man, ob jemand die Grundlagen im Griff hat. Das macht man auch beim Probekochen in Restaurants häufig. Man lässt den Bewerber ein Omelett machen. Wenn er das nicht kann, wie soll er erst eine Roulade oder Galantine machen? Ich gebe Köchen gerne einen Bund Schnittlauch zum Schneiden. Dann schaue ich, wie gleichmässig und präzise sie das erledigen. Das bringt sie schnell aus dem Konzept. 

Schauen Sie sich die Sendung im TV an?
Ich habe nur die erste Folge ganz geschaut. Ich finde es komisch, mich selbst zu sehen. Aber meine Frau schaut immer, und ich schaue dann  ein bisschen mit. 

Würden Sie bei einer zweiten Staffel mitmachen?
Als wir angefragt wurden für die erste Staffel, hat Andreas gesagt, er mache nur mit, wenn ich auch mitmache. Und ich habe gesagt, ich mache nur mit, wenn er mitmacht. Eine zweite Staffel wäre cool. Jetzt wissen wir, wie es läuft. Kurz: Ich würde wieder mitmachen. 

 

>> «Masterchef Schweiz» läuft jeweils am Montag um 20.15 Uhr auf 3+