Text: Urs Heller | Fotos: Marcus Gyger, HO
«Der Ruf des Unbekannten». Die Betreiber haben ein unkonventionelles, stylisches aber nicht kitschiges Berghotel konzipiert: «Keine Hirschgeweihli, aber viel Atmosphäre», verspricht Luzius Kuchen, zusammen mit Patrik Scherrer Mastermind des Projekts («Swiss Design Collection»). Die Ansage: «Der Ruf des Unbekannten, gebaut für Entdecker und Träumer.» Fehlenden Mut kann man weder den beiden Hoteliers, noch den Besitzern Rebecca und Martin Kull (HRS Real Estate) vorwerfen: Sie eröffnen das Resort mit 90 Zimmern und Suiten nach zähen Verhandlungen und mitten in schwierigen Corona-Zeiten. Der Mut wurde bereits belohnt: Die knapp 50 Wohnungen in den umliegenden Chalets sind verkauft. Die «Bergwelt» passt zum Dorf, das dank Urs Kesslers spektakulärer V-Bahn neue Power kriegt.
Marcus Lindners neue Rolle. Am Herd (und vor allem am Grill) steht kein Unbekannter: Marcus G. Lindner, Chef mit grosser Fangemeinde in Gstaad und Zürich, gibt sein Comeback. In einer neuen Rolle. Gefragt ist in Grindelwald nicht seine berühmte 18-Punkteküche, sondern eine Karte, die zu den Gästen und zu Grindelwald passt. Lindner sagt es so: «Geil und gesund kochen, raffiniert anrichten – das ist meine Aufgabe.» Der Chef kümmert sich wie schon früher in «The Alpina» Gstaad um alles: Ums liebevoll aufgebaute und moderne Frühstücksbuffet, um die Jahrgangs-Sardinen und den Hot Dog an der Bar, um den Viergänger («authentisch, mit einem besonderen Twist») für den Abend. Der besondere Twist? Beispielsweise roh geschnittener King Fish, ein sommerlich leichtes Gericht mit Apfel, Gurke und Chili in der Zitronenmarinade.
Riesengrill. Made in USA. Im «BG’s Grill Restaurant» (mit Sonnenterrasse) gibt es neben Marcus G. Lindner einen zweiten Star: Einen gewaltigen Grill, «made in USA». Das glitzernde Teil benötigt viel Zuneigung: «Wir müssen ihn zwei Stunden mit Holz einfeuern, bis wir die perfekte Glut haben», sagt Lindner. Dann geht’s los: Öfter mal ein «grosses pièces» für zwei Personen, hie und da eine «pièce» aus Japan und Australien (Wagyu) oder aus Argentinien (von Dieter Meiers Estancia). Unser Tipp: Schweizer Entrecôte im Ei-Mantel, ein «echter Lindner».
Pool & «Pinte». Den «Bergwelt»-Gästen fehlt es an gar nichts. Die freie Sicht aus die mächtige Eigernordwand ist spektakulär, der «Fire & Ice»-Spa auf dem Dach ebenfalls: Tiefblaue Pools innen und aussen, Panoramaterrasse, Salzsteinwand, Feuer- und Heu-Sauna. Abends trifft man sich an der lässig-eleganten «The Seven Spirits Bar» oder in «The Other Club»: Ruhe am Kaminfeuer, 500 Zigarren im Humidor. Zur Freude der Einheimischen und der Gäste meldet sich die «Pinte», Grindelwalds ältestes Hotel (1843!) zurück. Gute Schweizer Küche wie früher beim legendären «Pintefritz», acht liebevoll renovierte Boutique-Doppelzimmer. «Pinte»-Gäste sind auch im «Bergwelt»-Spa willkommen.