Text: Urs Heller Fotos: Dave Brüllmann, Marcus Gyger, HO
Noch ein Starchef im «Circle»! «The Living Circle» heisst die ungewöhnlichste Vereinigung in der Schweizer Fünfsterne-Hotellerie. «Clubmitglieder»: Top-Hotels wie das «Castello del Sole» in Ascona und «Storchen» und «Widder» in Zürich, dazu alle Gutsbetriebe, die im Besitz von Gratian Anda sind. Die Hotels kaufen so gewissermassen auf dem eigenen Hof ein; nachhaltiger geht nicht! Das zieht Spitzenköche an: Im «Castello» steht Mattias Roock am Herd, mit 18 Punkten GaultMillaus Aufsteiger des Jahres. Im «Widder» sorgt Tino Staub für eine trendige «Sharing-Cuisine». Und im «Storchen»? Stefan Jäckel kommt. Er hat Feinschmecker und Tester in den letzten Jahren im Hotel Weiss Kreuz in Malans GR verblüfft.
Die harte Petermann-Schule. Stefan Jäckel hatte tolle Lehrmeister: Die Petermanns! Bei Horst Petermann in den «Kunststuben» Küsnacht ZH hat er seinen Stil verfeinert; das zeigt sich besonders bei den unglaublich intensiven Saucen. Iris Petermann, eine fantastische Gastgeberin, hat ihn in der Bündner Herrschaft zum Küchenchef gemacht und ihn mit Charme und Power auf ein nächstes Level geführt. Das sprach sich schnell einmal rum: Jäckel holte im GaultMillau schnell erst 15, dann 16 Punkte. Michelin lieferte dann (mit etwas Verspätung) den Stern nach.
Ravioli auf die Karte, please! Die «Rôtisserie» im «Storchen» ist ein grosses Restaurant mit 80 Plätzen und einer tollen Terrasse. Eine Herausforderung für den Chef, der wohl etwas zurückhaltender anrichten muss. Aber der GaultMillau hat da einen Wunsch: Chef Stefans Ravioli müssen zwingend auf die «Storchen»-Karte: Seine Kalbfleisch-Ravioli mit Sbrinz, Kalbsjus und Beurre blanc sind von einem anderen Stern, auch die Tortellini mit Kalbsmilken und die Agnolotti mit Foie gras sind toll. Weitere Jäckel-Bestseller: Jakobsmuscheln, dünn aufgeschnitten und geflämmt – und Bouillabaisse. Der «Neue» beginnt im Mai und bereitet dann seine erste (Sommer-)Karte vor. Vorgänger Cyrille Anzian, ein begabter Chef aus Bordeaux, will sich beruflich verändern.
Die «Storchen»-Rooftop-Bar! «Storchen»-General Manager Jörg Arnold hat sein Swiss Deluxe Hotel in Rekordzeit umgebaut und auf Fünfsterne-Niveau gehievt, aus vielen Bewerbern einen begabten Küchenchef ausgesucht – und holt jetzt noch einen weiteren Pfeil aus dem Köcher: Der «Storchen» kriegt eine Rooftop-Bar aufs Hoteldach! Das wär’ ein tolles Ding, Symbol auch für die Power, die Besitzer Gratian Anda und sein VR-Delegierter Jürg Schmid (ex-«Schweiz Tourismus») in ihren «Living Circle» bringen.