Fotos: David Biedert
«Gründervater der Gastronomie.» Jetzt ist es «amtlich»: Bernard Ravet ist einer der verdienstvollsten Küchenchefs der Schweiz. Bundesrat Guy Parmelin hat den früheren 19-Punkte-Chef («Ermitage», Vufflens-le-Château VD) einen Tag vor seinem 78. Geburtstag in Bern mit einem «Mérite culinaire d'honneur» ausgezeichnet. «Er ist ein Gründervater der gehobenen Gastronomie in der Romandie», hiess es in der Laudatio für den Ehrenpreis. Dabei wurde angespielt auf die unglaublichen über 50 Jahre, während derer der Grandseigneur am Herd gestanden hat. «Das ist für mich ein Tag, den ich nicht vergessen werde», freute sich Ravet. Begleitet wurde er an den Anlass von seiner Frau Ruth und seinen drei Kindern, darunter auch Grandes-Tables-Präsident Guy Ravet und GaultMillau-Weinjury-Mitglied Nathalie Ravet. Grosses Bild oben: Bernard Ravet, Bundesrat Guy Parmelin, Nicolas Darnauguilhem (v.l.).
Zwei GaultMillau-Green Chefs geehrt. An der Feier im «Bellevue Palace» gab es Kronleuchter, Kochschürzen und kulinarische Prominenz, wohin das Auge blickte: Unter den Gästen war Nicolas Darnauguilhem, der «Green Chef des Jahres 2025», die Brille keck auf die Stirn geschoben. Der 17-Punkter («Pinte des Mossettes», Cerniat VD) wurde ebenfalls mit kulinarischen Meriten der Schweiz gewürdigt und bekam eines der roten Halstücher mit Schweizerkreuz umgebunden: Gelobt wurde, wie er «die Arbeit seiner Produzenten ins Rampenlicht rückt.» Und gleich noch ein grüner Bio-Cuisine-Chef wurde auf die Bühne gebeten: Paolo Casanova von der «Stüva Colani», 17 Punkte, der schon morgens um 7 Uhr in Madulain GR den Zug genommen hatte. Für den gebürtigen Italiener und Wahlbündner war’s ein eindrücklicher Moment in der Bundesstadt, die er zum ersten Mal besucht hat: «Es ist besonders, wenn man vom Land geehrt wird, das einen vor vielen Jahren mit offenen Armen empfangen hat», so Casanova, «GaultMillau Green Chef» 2024.
Zwei Wahlschweizer, die sich fürs Land verdient gemacht haben: Paolo Casanova und Zizi Hattab.
Jeder zweite Schweizer ist Gast. Natürlich liess sich Bundesrat Parmelin nicht nehmen, die Wichtigkeit der Gastronomie fürs Land herauszustreichen. In seiner Rede sprach er von beachtlichen 48 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer, die gemäss Statistik regelmässig ins Restaurant gehen. Und die Tendenz sei steigend. «Es ist ein wichtiges Handwerk mit wohlverdienten Schaffern!» Der Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung wollte die Lage allerdings nicht beschönigen: Ihm sei bewusst, dass höhere Preise und Personalengpässe der Gastrobranche zurzeit arg zusetzten.
Meriten für Vegan-Queen & Patissiers. Weitere Halstücher gingen an Franz Faeh, Culinary Director vom «Palace» in Gstaad («Le Grill», 16 Punkte) und Vegan-Queen Zineb Hattab aus Zürich («Kle», 15 Punkte). Letztere wurde von Bundesrat Parmelin gar namentlich erwähnt, war sie doch – auch dies typisch für die Bewegung in der Gastronomie – die erste Empfängerin von Meriten, die komplett ohne Fleisch kocht. Nicht zuletzt wurden Patissiers bei der 6. Edition des Anlasses gewürdigt: Lucien Moutarlier aus Lausanne, Adrian & Guillaume Charlet aus Gryon VD und Martin Schnyder aus St. Gallen.
Die Starchefs in der Meriten-Jury: Dario Ranza, Bernadette Lisibach, Franck Giovannini, Edgard Bovier, André Jaeger (v.l.).
Erst Meriten, jetzt Schweizer Pass. Beim anschliessenden Apéro stand die ganze Familie von Bernard Ravet ums gleiche Stehtischchen. Sie alle nahmen Gratulationen von vielen Seiten entgegen: «Ich bin ungeheuer stolz auf meinen Vater», kommentierte Guy Ravet. «Das eine oder andere Tränchen musste ich verdrücken.» Auch für seinen Vater, meinte der Starchef weiter, sei dies sicherlich ein wichtiger Tag – genau hierfür habe dieser all die Jahre, aus Frankreich gekommen, in der Schweiz gearbeitet. Und Mutter Ruth Ravet liess es sich nicht nehmen, gleich noch zu verraten, an was ihr Gatte denn aktuell gerade arbeite: Nach der Pensionierung vor mittlerweile fast drei Jahren, sei er nun doch noch dran, einen Schweizer Pass zu bekommen.