Interview: Kathia Baltisberger Fotos: Nik Hunger
Inwiefern unterscheidet sich das «Igniv» in Zürich von dem in Bad Ragaz oder St. Moritz?
Andreas Caminada: Es ist wie in einer Familie: Wir gehören alle zusammen, aber jedes Kind hat einen anderen Charakter. Bei den verschiedenen Lokalen gibt es auch unterschiedliche Begebenheiten. Die Architektin und Designerin Patricia Urquiola war aber in allen drei Ignivs für die Innenausstattung verantwortlich. Hier in Zürich war früher ein Cabaret, das fliesst etwas mit ein. Wir schauen, dass es eine gewisse Linie gibt, die Menüstruktur ist überall gleich. Und es gibt auch Signature Dishes, die es in allen «Ignivs» gibt. Aber die Karte muss auf keinen Fall einheitlich sein. Und die beiden Gastgeber Daniel Zeindlhofer und Ines Triebenbacher bringen hier ihren ganz eigenen Charakter mit rein. Die beiden muss man einfach lieben.
Neu ist auch die Bar im oberen Teil des Lokals.
Andreas Caminada: Genau, das gab es bislang noch nicht. Im «Igniv» in Bangkok, das im Frühjahr eröffnet, wird es auch eine Bar geben. Für Zürich konnten wir Philipp Kössl engagieren, er ist ein toller Bar-Chef. Es gibt coole Cocktails und keine 0815-Drinks.
Daniel Zeindlhofer, es gibt bereits zwei erfolgreiche «Ignivs» mit zwei erfolgreichen Chefs. Versuchen Sie Silvio Germann (Bad Ragaz) oder Marcel Skibba (St. Moritz) nachzueifern?
Daniel Zeindlhofer: Nein, gar nicht. Aber das sind natürlich Vorbilder. Ich mag sie sehr gut, Silvio und ich haben sogar am gleichen Tag Geburtstag. Und ich bin auch nicht zu stolz, ihn um Rat zu fragen. Wir verstehen uns sehr gut und versuchen uns nicht gegenseitig zu übertrumpfen.
Von wem sind die Gerichte? Wie viel Caminada und wie viel Zeindlhofer steckt darin?
Daniel Zeindlhofer: Wenn wir neue Gerichte kreieren, sind Andreas und ich eigentlich schnell auf demselben Nenner. Andreas will ja auch nicht, dass ich mit Silvio und Marcel zusammen brainstorme, sondern er nimmt sich für jeden einzeln Zeit. Bei den Desserts habe ich ein Germknödel auf die Karte gesetzt, das widerspiegelt ein bisschen meine österreichische Herkunft.
Andreas Caminada: Jeder Chef soll auch sein eigenes Ding machen. Silvio zum Beispiel muss nicht jedes Gericht, das er serviert, von mir absegnen lassen. Das ist wichtig, sonst wird ihnen langweilig. Aber am Anfang bin ich natürlich da und gebe Inputs und unterstütze, wo es nötig ist.
Wie viel Unterstützung braucht es denn effektiv bei einer neuen Filiale?
Andreas Caminada: Ich versuche, jeden Tag hier zu sein. Es sind auch zwei Leute vom Schloss hier, die das Zürcher Team zusätzlich unterstützen. Es ist auch wichtig, dass Ines und Daniel wissen, dass sie diesen Support haben.
Was bietet denn das «Igniv» den Zürchern, was es hier noch nicht gibt?
Andreas Caminada: Es ist eine sehr schöne Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot. Zürich stand kulinarisch gesehen noch nie so gut da. Es gibt so tolle Lokale von Nenad Mlinarevic («Bauernschänke», «Neue Taverne») oder das vegane Restaurant von Zizi Hattab («Kle»). Es ist schön, dass wir das jetzt ergänzen können. Und wir wollen mit einem lockeren Fine-Dining- und Sharing-Konzept die Gäste ansprechen.
Daniel Zeindlhofer, sie kommen aus Österreich, haben lange im Bündnerland gearbeitet. Macht Ihnen Zürich keine Angst?
Daniel Zeindlhofer: Nein, ich liebe diese Stadt! Ausserhalb von Zürich schimpfen immer alle über die Zürcher. Aber ich verstehe das gar nicht. Ich bin wirklich sehr gerne hier.
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