Text: Stephan Thomas I Fotos: Nik Hunger

Vier Teiche in den Bergen. Nein, ein Geheimtipp sind die Saiblinge aus der Val Lumnezia (deutsch: Lugnez) nicht mehr. Manche Journalisten sind schon von Curdin Capeder zu seiner Fischzucht chauffiert worden. Am Ende führt der Weg ziemlich steil nach unten. «Da sind schon einige auf dem Beifahrersitz plötzlich sehr ruhig geworden», witzelt Curdin. Schliesslich stehen wir bei den vier Teichen, wo sich die Saiblinge tummeln. Curdin hat sie mit zwei Kollegen aus dem Boden gehauen. Hat nicht aufgegeben, als unerwartet Bündnerschiefer zum Vorschein kam. Hat gebohrt und gesprengt, bis das Ziel erreicht war. Eine Herausforderung war anfänglich auch die Wasserzufuhr. Sie lief ausschliesslich über den nahen Bergbach. «Da hat Curdin nächtelang im Licht der Stirnlampe mit Pickel und Schaufel den Bach traktiert, damit sich der Zufluss nicht verstopft», erinnert sich seine Frau Sarah. Grosses Bild oben Sarah und Curdin Capeder.

Saiblingzucht Lugnez

Andere Fische als Saiblinge züchten Capeders nicht. Heute werden sie auch an Privatkunden verkauft.

Blitzstart. Der Lohn für die Mühe? Ein schneller Erfolg! 2008 wurden erstmals Fische angesiedelt, 2009 die ersten entnommen. «Andreas Caminada hat gleich das ganze Angebot aufgekauft. Seine Familie stammt aus der unmittelbaren Nachbarschaft, aus Vrin. Für uns war er ein idealer Botschafter. Dazu gewannen wir 2009 einen landwirtschaftlichen Innovationspreis und wurden in «Schweiz aktuell» vorgestellt. Ein Senkrechtstart, wir waren gar nicht bereit dafür. Wir hatten lediglich ein paar hundert Fische und eine einzige Kühltruhe.» Bis 2015 gingen die Saiblinge ausschliesslich an die Gastronomie. Heute machen Privatkunden den Hauptanteil aus. Andere Fische als Saiblinge züchten Capeders nicht. «Die Saiblinge fressen auch noch, wenn die Temperaturen gegen Null gehen. Das ist ideal hier, denn es kann im Winter doch sehr kalt werden.»

Saiblingzucht Lugnez

Die vier Zuchtbecken der Capeders. Curdin hat sie selbst aus dem Boden gehauen. 

Saiblingzucht Lugnez, Sarah Capeder mit Sohn Gian Andri mit frischen Saiblingen aus Brunnen vor Haus in Valgronda

Auch die Jungmannschaft hilft schon mit: Sarah Capeder mit Sohn Gian Andri.

Saiblingzucht Lugnez, Wohn- und Geschäftshaus in Valgronda Cumbel

Das Wohn- und Geschäftshaus der Capeders. Im Hoflädeli verkaufen sie ihre Produkte.

Sämeister und Gemeinderat. Man könnte denken, dass das alles genug Arbeit gibt, um eine Familie auszulasten. Weit gefehlt. Auf seinem Hof hält Curdin Capeder eine stattliche Anzahl von Angus-Rindern und Hühnern, heut, baut Futtergetreide und Gran Alpin an. Er ist der Sämeister der Region, besorgt also die Aussaat für die anderen Bauern. Dazu bildet der gelernte Meisterbauer Lehrlinge aus. Nicht zuletzt sitzt er im Gemeinderat der fusionierten Gemeinde Val Lumnezia.

Capederfood. Mit QR-Code. Capeders sind nicht nur arbeitsam, sondern blicken auch nach vorne. In Cumbel und in Chur unterhalten sie unter dem Label «Capederfood» zwei Verkaufsläden. Hier gibt es nicht nur die Hofprodukte wie Saibling, Fleisch und Eier, sondern ein breites Sortiment an Lebensmitteln. «Manche Unterländer, die hier eine Ferienwohnung haben, decken sich bei der Anfahrt gleich mit dem Vorrat für das ganze Wochenende ein», erzählt Sarah. Früher hat sie hier übers Wochenende sogar noch einen kleinen Restaurationsbetrieb unterhalten, einen Dreigänger gekocht. Die Läden funktionieren nach einem innovativen Konzept: Man kann sich als Kunde akkreditieren lassen und erhält dann über einen QR-Code Zutritt zur Selbstbedienung, während sieben Tagen, rund um die Uhr.

Eselfamilie als Haustiere. Nicht vergessen wollen wir den Nachwuchs. In der Schule werden sie ausschliesslich auf Rätoromanisch unterrichtet. Zuhause spricht Sarina (10) aber Züritütsch, wie ihre Mutter Sarah. Sarah stammt aus Dübendorf und war früher Dentalassistentin, hat nachher noch die Bäuerinnenschule besucht. Gian Andri (12) spricht wie der Vater breitestes Bündnerdeutsch. Die beiden dürfen in einem Landschaftsparadies aufwachsen, mit Streichelzoo. Zur Familie gehören vier Esel. «Es sind unsere Haustiere», erklärt uns Sarah. «Sie sind eine Familie wie wir: Mami, Papi, Sohn und Tochter.»

 

>> www.capederfood.ch