Text: Kathia Baltisberger Fotos: Lucia Hunziker

Champagner gehört zu den Festtagen wie Christbaumkugeln an den Baum. Wieso?
Früher, im 18. Jahrhundert, war Champagner ausschliesslich für Adlige. Nach der Französischen Revolution wurde das edle Getränk auch bei religiösen Ritualen eingesetzt. Das führte dazu, dass man ein Schiff ohne Priester, aber dafür mit Champagner als «Weihwasser» taufen konnte. Alles, was bei Adligen beliebt war, strebten auch die Nicht-Adligen an. Also tranken sie ihn, wenn es etwas zu feiern gab.  

 

Was empfehlen Sie für Weihnachten 2019? 
Die Lenny Kravitz Artist’s Edition von Dom Pérignon. 2008 ist einer der besten Jahrgänge. Der Kellermeister von Dom Pérignon geht dieses Jahr in Pension – man hat extra gewartet, den 2008er auf den Markt zu bringen. Dieser Champagner hat das richtige Packaging, das Label eines bekannten Künstlers und die Qualität ist phänomenal. Der wird sicher schnell ausverkauft sein. Kosten: 229 Franken.
 

Flasche Dom Pérignon x Lenny Kravitz. Experteninterviews Globus, Bahnhofstrasse, Zürich, 31.10.2019. Foto Lucia Hunziker

Edle Flasche, edler Inhalt: Lenny Kravitz Artist’s Edition von Dom Pérignon.

Ist Champganger immer als Apéro gedacht oder geht er auch zur Weihnachtsgans?
Zur Gans empfehle ich eher einen Rioja oder einen Riesling. Aber Champagner muss man nicht zwangsläufig als Apéro trinken. Man kann einen Jahrgangs-Blanc-de-Blanc mit Hummer, Austern oder anderen Meeresfrüchten kombinieren, passt aber auch zu Salami, Gemüse oder Foie Gras. Rosé-Champagner passt wunderbar zu Brie, Prosciutto und geräuchertem Lachs. Champagner mit hohem Anteil Pinot Noir wiederum versteht sich sehr gut mit Käse, zum Beispiel gereiftem Comté. Zu Desserts wie Früchtetarts oder Crèpes empfehle ich einen Demi Sec.

 

Muss Champagner immer teuer sein? Oder gibt es preiswerte Optionen, die sich lohnen? 
Die Produktionskosten sind sehr hoch. Ich habe mal ausgerechnet, dass die Produktionskosten im Minimum bei 12 Euro pro Flasche liegen. Bei vielen Marken wie Roederer, Bollinger, Pol Roger oder Taittinger hat man bereits ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. 

 

Was macht denn den Champagner eigentlich teuer? 
Neben den hohen Produktionskosten gibt es starke Einschränkungen vom Gebiet her und welche Traubensorten verwendet werden dürfen: hauptsächlich Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Noir.  Das führt bereits zu hohen Traubenpreisen. Sie müssen von Hand gelesen werden. Hinzu kommt eine minimale Lagerzeit auf der Hefe und eine zweite Gärung in der Flasche ist vorgeschrieben. Das alles hat seinen Preis. Zum Vergleich: Prosecco kann man bereits nach 32 Tagen im Stahltank abfüllen und verkaufen. 
 

David OaHalloran mit einer Flasche Dom PA(C)rignon x Lenny Kravi

Highlights für Weihnachten: Winzerchampagner, die Flasche von Lenny Kravitz oder ein Bollinger Grand Anne 2007.

Wo liegen die Qualitäten gegenüber anderen Schaumweinen aus anderen Regionen?
Die «méthode traditionelle» wird auch in anderen Gebieten eingesetzt und bringt super Qualität hervor: z.B. Cava, Franciacorta, Limoux, oder Crémant de Loire. Sie sind stilistisch aber komplett anderes und eigenständig. British sparkling wine kommt in Geschmack und Qualität dem Champagner am nächsten. 

 

Was ist aktuell der Ferrari unter den Champagnern? Und was kostet er?
Momentan sehr beliebt sind Top Champagner-Marken aus dem Jahrgang 2008 zum Beispiel Dom Perignon, Cristal oder Bollinger. Alle kosten zwischen 150 und 250 Franken pro Flasche. 2008 ist qualitativ einer der besten Jahrgänge seit 2002 und 1996. Auch artisanale Produzenten wie Jaques Selosse oder Ulysse Collin kreieren sehr begehrte Top-Weine. Beispielsweise Les Maillons Blanc de Noirs Extra Brut aus Pinot Noir und Egly-Ouriet Grand Cru Blanc de Noirs Vieilles Vignes. Diese Weine werden zurzeit sehr gesucht, da die Produktionen sehr klein und nur unter strikter Allokation erhältlich sind. Diese kosten dann auch zwischen 100 und 250 pro Flasche.

 

Wie viele Champagner führt Globus? Und wie wählt man aus?
Wir führen zurzeit mehr als 120 der Top-Champagner dieser Welt. Wir haben zusätzliche auch viele kleine artisanale Produzenten nur in der Filiale in Genf, da es in der Romandie eine grosse Nachfrage gibt. Die Auswahl ist in über 100 Jahre entstanden, ich bin nicht alleine dafür verantwortlich. Alle meine Einkäufer-Vorgänger – Ursula Beutler, Felix Christen, Christian Wolfensberger – haben bereits zu ihrer Zeit einen hervorragenden Job gemacht und Top-Marken wie Bollinger, Billecart-Salmon, Ruinart, Roederer Cristal etc. ins Sortiment aufgenommen. Und das zu Zeiten, in denen kaum jemand von Prestige-Champagner sprach. In den letzten zwölf Jahren habe ich den Fokus vermehrt auf artisanale Produzenten gesetzt.

 

Der Mythos, dass ein Löffel in der angebrochenen Champagnerflasche die Kohlensäure bewahrt, hält sich hartnäckig. Das ist Quatsch, oder?
Es gibt viele «urban legends» wie den Löffel in den Flaschenhals zu stecken, um ihn frisch zu halten. Das funktioniert nicht. Die gute Nachricht ist, dass eine Flasche Champagner offen im Kühlschrank problemlos 6 bis 12 Stunden frisch bleiben kann. Idealerweise hat man aber einen Champagnerverschluss – das kostet auch nicht alle Welt.

 

>> David O‘Halloran, Senior Buyer Wein und Spirituosen bei Globus.