Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: David Birri
Martin Thommen, Sie waren sechs Jahren Präsident der Jeunes Restaurateurs in der Schweiz. Das freudigste Ereignis in dieser Zeit?
Ich könnte kein spezielles Ereignis herauspflücken. Die ganzen sechs Präsidialjahre waren eine sehr schöne Zeit, dank vielen tollen Begegnungen mit aussergewöhnlichen Menschen. Für mich sind die Jeunes Restaurateurs weit mehr als ein Club von Berufskolleginnen und -kollegen, sie sind meine zweite Familie. Zudem: Man redet oft nur vom Koch oder der Köchin, aber unsere Partnerinnen und Partner sind genauso wichtig. Wir sind bei JRE ja alles Selbständige, führen einen eigenen Betrieb.
Sie haben Ihr Amt nach sechs Jahren abgegeben, fällt Ihnen der Abschied schwer?
Ich bin kein Sesselkleber. Es braucht bei den Mitgliedern, aber auch im Vorstand eine stete Blutauffrischung. Das macht den Erfolg unserer Vereinigung aus. Sechs Jahre als Präsident sind schon überdurchschnittlich lang, aber während der belastenden Covid-Zeit wäre ein Wechsel nicht angezeigt gewesen. Ich freue mich, die künftigen Anlässe einfach als Mitglied geniessen zu können.
Zum Abschied luden Sie Ihre Freunde von den «Jeunes Restaurateurs» in Ihren «Bären» in Utzenstorf ein. Sie haben hervorragend gekocht und wurden gefeiert.
Zum Lunch durften wir für knapp 100 Leute kochen und servieren. Es war eine schöne Zusammenkunft, ich sah viele zufriedene und entspannte Menschen, und natürlich war diese letzte GV auch sehr emotional. Wir alle sind ein super Team, man ist füreinander da, wenn jemand eine schwierige Zeit durchlebt. Gerührt war ich, dass Pierrot Ayer, Andy Zaugg und Urs Messerli, drei ehemalige Kollegen aus meinen Anfangsjahren, extra zu unserem Treffen gekommen sind.
Sie wollten während Ihrer Amtszeit jedes JRE-Mitglied einmal in seinem Restaurant zu besuchen. Ziel erreicht?
Ich war bei den meisten schon zu Gast, auch dank unseren Vorstandssitzungen, die wir immer bei einem anderen Mitglied abhalten. Für die restlichen Besuche habe ich jetzt dann etwas mehr Zeit und freue mich darauf. Denn das Spektrum ist breit, die Vielfalt gross.
Stichworte Personalmangel, fehlender Nachwuchs. Leiden auch Sie darunter?
Die Schwierigkeit, alle Stellen gut zu besetzen, macht uns allen zu schaffen. Wir bemühen uns, möglichst gute Arbeitsbedingungen anbieten zu können. Aber unsere Öffnungszeiten sind halt nicht zu ändern, wir können die Gäste nicht dazu verknurren, um 16 Uhr zum Essen zu kommen und spätestens um 20 Uhr heimzugehen. Schön finde ich, dass es so viele topmotivierte Jugendliche gibt, welche Koch lernen wollen. Dazu zähle ich auch unsere drei tollen Lehrlinge im «Bären». Für Nachwuchs ist gesorgt. Ich versuche, für die nächste Generation die besten Voraussetzungen zu schaffen.
Ihr 15-jähriger Sohn steht bald vor der Berufswahl. Der nächste «Bären»-Koch?
Er hat sich zu einer Kochlehre entschlossen, in welchem Betrieb ist noch nicht entschieden. Das freut mich natürlich. Meine Frau und ich haben keinen Druck ausgeübt, ebenso wenig wie es meine Eltern damals taten. Trotzdem gingen wir drei Geschwister alle in Richtung Gastronomie. Wir wussten von klein auf, was das heisst; so haben es jetzt unsere drei Kinder tagtäglich hautnah miterlebt.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Denis Schmitt?
Ich hoffe sehr, dass er ebenso schöne Erfahrungen machen kann, wie ich es durfte. Er soll das Amt geniessen. Ich bin überzeugt, dass er seine Sache sehr gut machen wird und wünsche ihm viel Erfolg.