Text: Urs Heller | Fotos: Thomas Buchwalder
# 1 Pro Gast 933,33 m2. Raum und Ruhe sind der neue Luxus. Das Resort «Castello del Sole» Ascona auf dem Maggia-Delta ist 140 Hektaren gross. Macht rein rechnerisch 933,33 Quadratmeter pro Gast. Das ist Schweizer Rekord. Aber genau dieses Angebot hatte in schwierigen Covid-Zeiten Magnetwirkung. Das Swiss Deluxe Hotel hatte diesen Sommer eine Auslastung von 96 Prozent, zu stolzen Raten. Wer nicht frühzeitig buchte, hatte keine Chance, im Gourmet-Schloss ein paar Ferientage zu verbringen. Grosses Bild oben: Mattias Roock, Sergio Bassi & Leopold Ott, ausgezeichnet von GaultMillau und von Titelsponsor Carl F. Bucherer.
# 2 «Terreni alla Maggia»: Das Zero-Kilometer-Konzept. «Farm to table» - das ist im «Castello del Sole» keine leere Marketing-Worthülse, es gilt, wenn immer möglich das «Zero Kilometer»-Prinzip. Der Gutsbetrieb «Terreni alla Maggia» liegt gleich nebenan, der Garten ist für die Köche ein paradiesischer Gemüsegarten. Also gibt es eigenen Risotto («Loto», der nördlichste Reis der Welt), eigenen Pfeffer, eigener Safran, 22 verschiedene Tomatensorten, tausend Kräuter. Der Stolz des Hauses: Die drei Yuzu-Bäume, direkt vor der Küchentüre. Der frühere Küchenchef, Legende Othmar Schlegel (29 Jahre im «Castello»), hat sie angepflanzt.
# 3 Chef Roock und «menu del nostro orto». Schlegels Nachfolger? Der blonde Deutsche Mattias Roock, vor Jahren bereits im Kempinski St. Moritz sehr erfolgreich, aus Doha angereist. Der Chef baut die Produkte des Hauses raffiniert in sein «Menu del nostro orto» ein und hat im Tessin schnell die besten Produzenten gescoutet: Lamm & Gitzi aus dem Valle Verzasca. Würste und Käse von der Alpe Piora. Perlhühner aus der Magadino-Ebene. Mächtige Perlhuhn-Eier kriegt er auch: «Uova di faraona Onsen», steht dann auf der Karte, mit Perlhuhn-Leber und Albula-Kartoffeln. Grossartig!
# 4 Locanda Barbarossa: 18 GaultMillau-Punkte und ein Stern. Einschränken und in ein regionales Korsett drängen lässt sich Mattias Roock nicht, auch wenn ihn die Veredelung der «Terreni»-Produkte besonders fasziniert. Tauben aus der Bresse, Turbots aus dem Atlantik, Hummer aus der Bretagne und Kaviar aus Frutigen schaffen es auch auf die Karte. Die (Stamm-)Gäste sind begeistert. Die Tester auch: 18 GaultMillau-Punkte, ein (grüner) Michelin-Stern. Roock und Kollege Rolf Fliegauf im benachbarten «Giardino» sind die Nummer 1 im Tessin.
# 5 «Pesce, Frutti di mare & Sushi» im «Tre Stagioni». Roock punktet auch im zweiten Restaurant, im «Tre Stagioni» (Note 15). Aufgetragen wird auf der grosszügigen, von Enzo Enea gebauten Terrasse im Park, jeden Abend liegt ein neues Menü auf. Ein Loto-Risotto von den eigenen Feldern oder hausgemachte Ravioli fehlen nie im Angebot, Sonderwünsche werden klaglos erfüllt. Geheimtipp: «Il Buffet di Pesce, Frutti di mare e Sushi». Immer am Freitagabend. Zu einem Schnäppchenpreis. Auch für Nicht-Hotelgäste. Tipp: Die eigenen Weine des Resorts probieren: Kerner oder Querceto sind hervorragend; die «Terreni alla Maggia» sind auf der GaultMillau-Liste der «150 besten Schweizer Winzer» gelistet. Lunch im «Castello»? Im Restaurant Nummer 3, im «Al Parco», gibt es täglich ein Buffet: Antipasti, Pasta, «Pesce del giorno», Gelati & Kuchen.
# 6 Die Jennys. Und andere Stars im Resort. Gabriela und Simon V. Jenny sind seit 2003 die Gastgeber im Resort. Sie machen den Job diskret, unaufgeregt und smart. Die Direktoren haben geahnt, dass der Covid-Sommer für das «Castello» ein hervorragender Sommer wird, und haben das Team früh aufgestockt, bevor der Arbeitsmarkt ausgetrocknet war. 178 Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste, mit Fünfsterne-Klasse und sehr zuvorkommend. Im Team hat es einige Stars. Sergio Bassi beispielsweise, Maître und Top-Sommelier in der «Locanda», GaultMillaus «Gastgeber des Jahres 2021». Leopold Ott, die gefragteste Nummer 2 in der Koch-Szene (im Winter im «Suvretta House», St. Moritz). Oder Charles Piatti, der erstklassige Pâtissier aus dem Elsass.
# 7 Das Flaggschiff von «The Living Circle». Die Besitzer, Gratian und Lidia Anda, halten sich diskret im Hintergrund, aber sie machen für ihre Hotels alles möglich. Zu ihrer exklusiven Kollektion «The Living Circle» gehören verschiedene Gutsbetriebe und drei Fünfsterne-Hotels in Zürich: «Widder» (mit «Koch des Jahres» Stefan Heilemann), «Storchen» und «Alex Lake Zurich» Thalwil. Auf Anda's Schreibtisch stapeln sich Angebote für weitere Hotels. In Frage kommen für ihn aber nur aussergewöhnliche Häuser an aussergewöhnlichen Lagen. Anda's Statthalter beim «Living Circle» ist Jürg Schmid, früherer Direktor von Schweiz Tourismus.
# 8 Die «Master Suite»: 201 Quadratmeter! Im «Castello del Sole» gibt es 41 Juniorsuiten und Suiten, 37 Doppel- und Einzelzimmer. Atemberaubend sind die Suiten über dem Spa und in der Loggia. Die «Wellbeing Luxury Two Bedroom Master Suite» ist grösser als die meisten Wohnungen; 201 Quadratmeter! Auf diese Saison hin wurden 30 Zimmer renoviert, ebenso das Ristorante «Tre Stagioni» und das Kaminzimmer. In den Salons traut man seinen Augen nicht: Originale von Renoir, Gaugin und Van Gogh aus der Sammlung Emil Bührle hängen schon mal (gut gesichert) an der Wand. Eine freundliche Leihgabe der Besitzerfamilie.
# 9 Pool, Spa, Tennis und Golf im «Patriziale». Wo trifft man die «Castello»-Gäste zwischen Frühstücksbuffet und Dinner? Im wunderschönen Spa (2500 m2, Gym mit Blick in den Park). Am eleganten Hotelpool oder auf den Tennisplätzen des Resorts. Golfer fühlen sich auch wohl im Resort: Der traditionsreiche Parkland-Course «Patriziale Ascona» ist nur einen Drive entfernt. Der Concierge kümmert sich um die Abschlagzeiten. Was dieses Jahr eine ziemliche Herausforderung darstellt, weil der Platz sehr gut gebucht ist.
# 10 Chillen am «Secret Beach». Das «Castello del Sole» hat einen eigenen Strand. Seit einigen Jahren mit kleinem Restaurant («La Spiaggia») mit Foodtruck: Fish & Chips, Flammkuchen, Risotto-Kugeln, Tessiner «Plättli» und coolen Sommerdrinks. La Dolce Vita am Lago Maggiore! Vom Sonnendeck aus kann man mutige Wasserskifahrer beobachten. Sie sind mit einem «Frauscher»-Boot unterwegs. Gehört auch zum «Castello del Sole»-Inventar.