Fotos: Jonas Weibel
Tick, tick, tick. Die Zeit läuft langsam aber kontinuierlich ab. Noch zwei Minuten, dann müssen die Komponenten auf dem Teller sein, die Sauce angegossen und die Kräuter drapiert. Willkommen beim Halbfinale von «Der Goldene Koch». Sechs Kandidaten und eine Kandidatin treten beim renommiertesten Kochwettbewerb – organisiert und ausgetragen von Tiefkühlexpertin Kadi – gegeneinander an. Olivier Hofer (Domicil Selve Park, Thun), Mirco Kristal (Roof Garden, Zürich), João Coelho (l’Hôtel de Ville, Crissier), Julien Maillard («Mame», Genf), Fatmir Spescha (Puntreis, Disentis), Eldodie Schenk (Le Tourbillon, Plan-les-Ouates) und Urs Koller (ChochHandwerk, Gossau) heissen die diesjährigen Teilnehmenden.
Das Wichtigste: Präzision. Es geht heiss her im Trafo in Baden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Kandidat Julien Maillard muss noch die Kartoffelrosen für den Fischgang aus den Förmchen nehmen. Doch die sind süttigheiss und die Uhr tickt gnadenlos weiter. Da franst die eine oder andere Rose schon mal ein bisschen aus. Das gehört zum Wettbewerb dazu. «Die Proportionen der Komponenten und eine Minute zu spät schicken, das kann man beim Halbfinale noch verzeihen», sagt Jury-Präsident Christian Nickel (Park Hotel Vitznau). Die Präzision hingegen sei das Wichtigste. Nickel bewertet die Gerichte der Kandidatinnen und Kandidaten zusammen mit seinen Jury-Kollegen. Mit dabei: Marco Campanella (La Brezza, Ascona), Silvia Manser (Restaurant Truube, Gais), Fabio Toffolon (The Chedi, Andermatt), Christoph Hunziker (Schüpbärg-Beizli, Schüpberg) sowie Shaun Rollier (Gewinner des Goldenen Kochs 2023).
Perfekter Garpunkt. Nachdem die Jury alle Fischgänge verköstigt hat, zeichnen sich bereits erste Meinungen ab. «Es ist erstaunlich, wie gut der Garpunkt getroffen wurde. Bei so einem feinen Fisch und unter diesen Umständen ist das wirklich eine Herausforderung», sagt Christoph Hunziker über den Fischgang von Crissier-Kandidat Coelho. Auch bei Silvia Manser zeichnen sich nach der Mittagspause schon Tendenzen ab. «Das Niveau ist wirklich gut, aber man merkt auch gewisse Unterschiede. Das macht es für uns ein bisschen einfacher, die Gerichte zu burteilen», sagt die 17-Punktechefin.
Unterschiede beim Anrichten. Auffallend in diesem Jahr: Nicht alle Gerichte entsprechen optisch den klassischen Wettbewerbsgerichten von anderen Jahren. «Dieser Teller hier ist eher rustikal angerichtet», sagt Christian Nickel, als er den Teller von Fatmir Spescha inspiziert. Und auch bei Julien Maillard vermisst er einen filigranen Touch. Dafür sind die Teller von João Coelho äusserst präzise ausgearbeitet. Kein Wunder: Der Portugiese ist Souschef in einer regelrechten Talentschmiede. Schon sein Chef Franck Giovannini (19 Punkte, Crissier) konnte den Wettbewerb zweimal für sich entscheiden.
«19 Punkte? Ein komisches Gefühl». Und was macht eigentlich ein frisch gekürter «Koch des Jahres» und Neo-19-Punktekoch, wenn er bei einem Event wie dem «Goldenen Koch» ein paar Minuten Pause hat? Genau: Er zeigt allen Bilder seiner süssen Tochter. Marco Campanella gibt eben lieber mit seinem Nachwuchs an, statt mit seinem jüngsten Erfolg. Die Ereignisse der letzten Wochen stecken dem 32-Jährigen noch in den Knochen. «Langsam realisiere ich, was alles passiert ist. Aber 19 Punkte zu haben, ist auch ein komisches Gefühl. Alle wollen etwas von mir», sagt er und lacht. «Es fühlt sich noch sehr ungewohnt an. Ich bin auch froh, dass bald Ferien sind», sagt Campanella.
Ein Zwilling kommt allein. Wenn es um herzige Kinderfotos geht, dann ist Campanella übrigens nicht alleine. Auch Christian Nickel liefert Bildmaterial seiner beiden Kids. Und Fabio Toffolon schiebt seinen Nachwuchs im Wägeli durch die Halle im Trafo. Ein Zwilling kommt bekanntlich selten allein, doch ab und zu eben schon. «Mein Bruder Dominik sollte eigentlich heute hier sein, doch er ist nach Japan geflogen. Also bin ich für ihn eingesprungen», erzählt Toffolon.
Diese fünf sind im Finale. Am Ende stellt sich nur noch eine Frage: Wer hat den Sprung ins Finale am 10. Februar im Kursaal in Bern geschafft? Christian Nickel verkündet die fünf Finalisten: João Coelho, Mirco Kristal, Olivier Hofer, Elodie Schenk und Urs Koller dürfen im neuen Jahr um das kleine, goldene Männchen kämpfen.