Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Olivia Pulver
Zwei alte Bekannte. Zur Begrüssung gibts ein Glas Bergquellwasser vom Brunnen. Die Gitziggufer-Quelle sprudelt direkt hinter dem Haus. Das ist im «Alpenblick» in Arosa schon seit 70 Jahren so. Neu hingegen sind die Gastgeber: Hitsch Leu und Beat Caduff. Beide Aroser, beide keine Unbekannten. Caduff startete seine Karriere im Dorf, zog dann nach Zürch und führte bis vor knapp zwei Jahren «Caduff’s Wine Loft», kochte auf 16-Punkte-Niveau. Hitsch, der eigentlich Christian heisst, ist Sohn der Hotelier-Legende Hans C. Leu, ist selbst Hotelier und aktuell Pächter der «Hörnli-Hütte» in Arosa. Der «Alpenblick» ist bereits seine 19. Beiz.
Alphütte statt Weltreise. Jetzt machen die beiden gemeinsame Sache. «Eigentlich wollte ich auf Weltreise», sagt Beat Caduff. Doch dann kam Hitsch mit einem Vorschlag. «Wir sind zusammen in Arosa zur Schule gegangen und wollten schon immer etwas zusammen aufziehen», sagt Leu. Also pachtet er die Alphütte, die zur Tschuggen Hotel Group gehört, Beat Caduff ist der Culinary Consultant, wie es im modernen Fachjargon heisst.
Cadufferli & Ravioli. Das Restaurant wartet mit zwei Konzepten auf. Auf der Terrasse und im einfacheren Teil des Restaurants isst man selbstgemachte Ravioli mit Kabier-Füllung, Siedfleisch mit Kartoffeln oder die berühmten Cadufferli - Hacktätschli, die Caduff schon in der Loft in verschiedenen Varianten servierte. In der Caduffstube wählt man drei, vier oder fünf Gänge von der Tafel. Hausgemachte Geflügelterrine, Steinpilz-Rieslingsuppe oder Rentier mit Risotto und Federkohl. Caduffs All Time Favourites wie die Cadufferli oder die Entenleberterrine sind immer zu haben. Die Caduff-Stube ist auch abends geöffnet - und seit der Eröffnung immer ausgebucht.
Von Eschers Geflügel und Fleisch. Die Gerichte sind währschaft mit einem modernen Touch. Einfacher als früher in der Loft. Aber: «Wenn ich hoch komme, dann stehe ich auch am Herd und arbeite. Für die Gäste koche ich dann auch gerne wie früher», sagt Caduff, der seinen Hauptwohnsitz nach wie vor in Zürich hat. Meistens macht er spontan, worauf er Lust hat. Schaut zuvor noch, was es bei Delikatessen-Händler Alfred von Escher so gibt und bringt es mit nach Arosa. Übersteigen die Warenkosten das Budget massiv, kriegt er allerdings Ärger mit Hitsch. Die beiden pflegen einen sehr ungezwungenen Umgang miteinander. Man merkt, das sind alte Freunde, wie sie im Buche stehen. «Wir haben beide im Januar Geburtstag. Deshalb haben wir schon immer zusammen gefeiert. Das waren meist ungesunde Abende», erinnert sich Hitsch Leu.
Ärgernis Käsewagen. «Lämpen» kriegen die beiden eigentlich nur, wenn es um den Käsewagen geht. Eine Herzensangelegenheit von Beat Caduff, der für die Käseauswahl verantwortlich ist. Hitsch war für den fahrbaren Untersatz zuständig. «Er hat einfach den billigsten Wagen gekauft», moniert Caduff. «Es war einfach der schönste», entgegnet Leu. «Er ist zu klein und fällt fast auseinander. Unsere Gäste können Wetten darauf abschliessen, wann das Ding zusammenkracht. Wer den genauen Tag trifft, gewinnt eine Übernachtung im Alpenblick», sagt Caduff. Übernachtungen sind ein gutes Stichwort. Die gibt es nämlich auch wieder. Der «Alpenblick» verfügt über zwölf einfach eingerichtete Zimmer. WC und Duschen befinden sich auf dem Gang.
Immer der Nase nach. Wer in Arosa auf die Piste geht, der sollte dem «Alpenblick» unbedingt einen Besuch abstatten. Wer Orientierungsschwierigkeiten hat, folgt einfach der Nase. Denn schon ausserhalb der Hütte duftet es aussergewöhnlich gut. Der Duft von den frisch gebackenen Kuchen strömt auch durch das ganze Haus. Nusstorte, Nussgipfel, Wähen oder Linzertorte stärken erschöpfte Wintersportler. Kuchenkönigin Jolli Kühne backt jeden Tag frisch - sie ist ebenfalls eine alte Schulkollegin von Caduff und Leu.