Text: Urs Heller Fotos: Ladina Meyer

Hummer-Ravioli unter den Kastanien. Raphael Tuor hat seine Adresse gewechselt, nicht aber seinen Stil und nicht seine Hoflieferanten. Er kocht jetzt in der wunderschönen «Krone» in Blatten-Malters, nur acht Minuten von «Downtown Luzern» entfernt, für seine treue Fan-Gemeinde also weiterhin leicht erreichbar. Am neuen Tatort kann der Gast wählen: Gourmet-Küche in der liebevoll eingerichteten «Gaststube». Oder Währschafteres in den anderen Sälen. Wir sitzen am liebsten draussen im Garten, unter den alten wilden Kastanien und surfen durch beide Karten.

Krone Malters

Einer der schönsten Landgasthöfe im Kanton Luzern: Krone, Blatten-Malters.

Tuor

Gelernt ist gelernt: Routinier Raphael Tuor kocht auch in der Krone gross auf.

Calamares, Pulpo & Hahnenkamm. Der «Krone»-Sechsgänger für Gourmets (zum für Luzerner Verhältnisse recht heftigen Preis von 160 CHF): Calamares und Pulpo, vereint mit Olivenöl-Gelée und Spitzpeperoni; Hahnenkamm ist die dritte Komponente im Teller, allerdings wird das Spezialteil vom Güggel sehr diskret verarbeitet, sodass empfindliche Seelen keinen Schaden nehmen. Beim Zander aus dem Lago Maggiore lässt der Chef ein grösseres Begleitorchester aufmarschieren: Crostino von Avocado, gebratene Artischocke, Salsa von Tomaten und Passionsfrucht. Die Hummer-Ravioli gibt es an einer eleganten Bisque, mit Fèves und Gartenerbsen, vor allem aber mit grosszügiger Menge Hummerfleisch über der Pasta.

 

Holzen, Boog & Beeler. Für den Hauptgang kauft Tuor bei alten Bekannten ein: Der saftige Lammrücken und die knusprige Milke stammen von Holzen aus Ennetbürgen, das knackige Gemüse (wie auch Beeren die gartenfrischen Salate)  von Edgar Boog «Buuregarte» Hünenberg), einem der Stars des Luzerner Wochenmarkts an der Reuss. Die Tessiner Polenta dazu hätten wir lieber «flüssig» gehabt als angebraten; verschiedene Konsistenzen im Teller erhöhen den Spass. Den hatten wir beim Dessert: Erst Käse von Rolf Beeler, mit hausgemachtem Schlorzifladen, dann eine kleine Erinnerung an die unangenehme Zeit in der Rekrutenschule: Fotzelschnitte! Hünenberger Brombeeren und Champagner gibt’s dazu, ein cooles Upgrade.

Wagyu-Hacktätschli & Babettli. Wir würden uns nicht wundern, wenn Raphael Tuor vor allem mit seiner «Beizenkarte» Erfolg hätte, denn in der «Krone» sieht der «Plan B» sehr verführerisch aus: Wagyu-Rind aus dem luzernischen Hohenrain spielt eine Hauptrolle, als Tatar oder als Hacktätschli mit Kartoffelstock. Markbein (mit Milken), Kalbskutteln (Champagner- oder Tomatensauce) und hausgemachte Brasatoravioli (mit Sbrinz von der Alp Chüenere) sind zu haben, vom Ennetbürger Limousin-Kalb kriegt man das Babettli mit Kartoffelcrème. Das ist doch mal ein Angebot! Freundliche Bedienung, ordentliche Weinkarte.

 

Der GaultMillau meint. Raphael Tuor will es nochmals wissen, sich ganz aufs Kochen konzentrieren und von der Administration befreien. Also heuerte er in einem der gepflegtesten Landgasthöfe des Kantons an. Von seinem früheren Arbeitsplatz, dem «Reussbad» in Luzern, bringt er viele seiner Klassiker mit nach Blatten-Malters, ebenso seine 16 GaultMillau-Punkte. Und wohl auch seine Fangemeinde.

 

Gasthof Krone Blatten
16 Punkte
6102 Blatten bei Malters

 

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