Text & Fotos: Pascal Grob

Elif Oskan, Sie waren anstelle von Zoe Torinesi Jury-Mitglied für die letzten zwei «Masterchef»-Folgen. Wie kam es dazu?
Zoe ist an Covid erkrankt, weshalb Nenad Mlinarevic mich bei den Produzenten als Ersatz vorschlug. Da die Dreharbeiten glücklicherweise genau auf meine Ferienwoche fielen, war die Zusage ein No-brainer. Ich habe grossen Respekt vor Andreas Caminada und Nenad und kenne die Serie aus Grossbritannien und der Türkei – dort ist es ein Riesenspektakel, sogar meine Eltern schauen das.

 

Wie müssen wir uns die Dreharbeiten vorstellen?
Ich musste frühmorgens um sieben Uhr gleich in die Maske. Dann eine kurze Einführung und los gings. Alle waren sehr sympathisch und top-professionell. Das Halbfinal haben wir in einem Tag gedreht, das Final in zwei Tagen. Eine sehr spannende und lehrreiche Erfahrung – insbesondere mit den coolen Co-Hosts Andreas Caminada und Nenad Mlinarevic.

Elif Oskan Masterchef TV3+

Für die letzten zwei Folgen von «Masterchef Schweiz» stösst «Gül»-Chefin Elif Oskan als Jury-Mitglied hinzu.

Kandidaten kriegen jeweils 30 bis 60 Minuten Zeit für eine Koch-Aufgabe – aber keine Unterstützung eurerseits oder der Crew?
Es ist tatsächlich so, wie es in der Sendung gezeigt wird. Natürlich bin ich in einem fortgeschrittenen Stadium der Sendung dazugestossen, die Kandidatinnen und Kandidaten hatten bereits begonnen, ihren eigenen Kochstil zu entwickeln. Aus dem Stehgreif und unter Druck in 60 Minuten etwas zu kochen, während der Moderator den Countdown herunterzählt – Hut ab! Es gibt auch Profis, die Mühe damit hätten.

 

Der Zeitdruck ist wichtig für die Spannung der Serie. Leidet nicht die Qualität darunter?
Für ihre «Signature dishes» hatten die Kandidatinnen und Kandidaten jeweils genügend Zeit – ich habe dann aber keine grossen Qualitätsunterschiede festgestellt im Vergleich zu den Gerichten, die unter Zeitdruck entstanden sind. Manchmal ist es besser, sich nicht zu viele Gedanken zu machen.

 

Caminada predigt Sauberkeit an der Koch-Station. Beeinflusst das den Geschmack des Gerichts?
Wer ein Chaos auf dem Arbeitsplatz hat, hat keine Zeit nochmals in sich zu kehren: Was muss ich noch erledigen oder wie teile ich die verbleibende Zeit am besten ein? Unter Zeitdruck wägt man dann beispielsweise ab wie die Texturen untereinander harmonieren, vergisst aber das Gericht zum Schluss richtig abzuschmecken oder nachzusalzen. Sowas passiert auch uns Köchinnen und Köchen manchmal im stressigen Alltag.

Elif Oskan Masterchef Schweiz

Elif Oskan ist Küchenchefin und Mitinhaberin des Zürcher Restaurants Gül (15 Punkte), wo sie Klassiker der türkischen Küche mit Kochtechniken verfeinert, die sie sich in der gehobenen Gastronomie angeeignet hat.

Was berührt Sie bei einem Gericht? Worauf schauen Sie?
Zuerst: Was für eine Person steht da vor mir? Welches Niveau hat sie und wie selbstsicher kocht sie? Ich kann nicht beurteilen, welchen Fortschritt die Kandidatinnen und Kandidaten über die letzten zehn Sendungen gemacht haben. Aber kann diese Person die richtigen Entscheidungen treffen, damit sie sich nicht mit dem selbst gesetzten Ziel überfordert? Beim Kochen muss man ständig Entscheidungen treffen. Und dann natürlich der Geschmack: Wie ausgewogen oder kreativ schmeckt das Gericht? Hat die Kandidatin oder der Kandidat auch etwas gewagt? Erkenne ich bereits eine eigene Handschrift?

 

Im Finale sind ja nur noch diejenigen, die kochen können. Was hat Sie besonders erstaunt?
Dass sie Fisch oder Fleisch auf den Punkt garen konnten – auch Stücke, die sie noch nie zuvor gekocht haben. Ich höre diese Frage oft: Wie gare ich das richtig? Wie lange muss das Stück in den Ofen und bei welcher Temperatur? Bei einigen Personen haben mich auch ihre Koch-Techniken beeindruckt: Glace mit Stickstoff zubereitet oder Räuchern im Glas. Und vor allem: Die Passion der Kandidatinnen und Kandidaten! Sie geben alles und sind mit viel Herzblut dabei.

 

>> «Masterchef Schweiz» läuft jeweils am Montag um 20.15 Uhr auf 3+