Text: David Schnapp Fotos: Pascal Grob, HO

Elif Oskan, wohin gehen Sie, wenn es mit dem Essen schnell gehen muss?

Schnell ist schwierig: Am liebsten hole ich bei der Bäckerei John Baker eine Wähe, ein Salat oder ein Sandwich, was ich überall unkompliziert essen kann

 

Wo essen Sie gern, wenn Zeit keine Rolle spielt?

Das «Chez Crettol» ist für mich ein Ort, wohin ich mich zurückziehen kann. Wenn ich frei habe, bin ich gern für mich, ohne dass ich mich mit vielen Leuten unterhalten muss. Ich habe meine Lehre in der «Sonne» in Küsnacht gemacht und das «Chez Crettol» war unser Stammlokal. Dabei geht es nicht in erster Linie um Fondue oder Raclettte sondern um die Salatsauce: Sie schmeckt nach Grossmutter und nach einer Welt, die in Ordnung ist.

 

In welches Restaurant gehen Sie am liebsten mit Ihrem Partner Markus Stöckle?

Wir gehen gerne ins Baskenland, dort stimmt beim Essen die Mischung aus analytischem und emotionalem Zugang. Das «Elkano» zum Beispiel ist ein besonderer Ort, wo Feinschmecker und Wanderer einkehren wegen diesem einen, weltberühmten Gericht: Steinbutt vom Holzkohlegrill. Ich finde es faszinierend, wenn jemand eine Sache perfektioniert.

Und welches ist der ideale Ort für einen Anlass mit der ganzen Familie?

Definitiv zu Hause bei meiner Mutter. Bei uns ist eine Familienzusammenkunft laut und lebhaft. Und ich bin gerne zu Hause, weil ich nicht oft die Gelegenheit dazu habe. Ausserdem gefällt mir dieser Vorgang, wenn man den ganzen Tag ein Essen vorbereitet, um es dann gemeinsam zu teilen.

 

Wenn es etwas zu feiern gibt: Wie lautet dafür Ihre liebste Adresse?

Dann darf es etwas Glamour sein, aber nicht zu viel: Ein guter Ort dafür ist Kopenhagen oder Paris. In Kopenhagen ginge ich zunächst fürs Frühstück ins «108» mit Brot und aufgeschlagenen Sauerrahm und abends ins «Noma». Die Entwicklung dort ist spannend zu beobachten, es ist kulinarisch und unternehmerisch spannend. In Paris ist das L’Astrance eines der Lieblingsrestaurants von Markus und mir.

 

Wer serviert das schönste Frühstück?

Am liebsten esse ich türkisches Frühstück, eher salzig und nicht zu süss: mit Kräutern, Gemüse, Doppelrahm, Eierspeisen und Tee. Im Moment kommt da nur mein eigenes Restaurant «Gül» in Frage…

 

Wenn es schon spät ist und der Hunger kommt: Wo gibt es immer noch etwas Gutes?

In Zürich empfehle ich ein grosses Glas Wasser zu trinken, ins Bett zu gehen und auf den nächsten Tag zu warten. Die Zeiten sind vorbei, als ich einfach was gegessen habe, nur um den Hunger zu stillen. In Istanbul ginge ich zu Bayramoğlu Döner – ein unvergleichliches Erlebnis!

 

Gibt es etwas, was Sie nie selber kochen, aber immer gern auswärts essen?

Ramen esse ich sehr gern, aber zu Hause mache ich höchstens Sushi-Reis. Im «Ooki» oder «Miki» gibt es sehr gute Ramen-Suppen mit selbstgemachten Nudeln.

>> Elif Oskan führt mit Ihrem Partner Markus Stöckle zusammen die beiden Zürcher Restaurants «Rosi» (15 Punkte) und «Gül» (14 Punkte). In dem zeitgemässen türkischen Restaurants ist Oskan für die Karte verantwortlich. Die Köchin und Patissière («Miss Marshall») war zuvor unter anderem im weltberühmten 3-Sterne-Lokal «The Fat Duck» von Heston Blumenthal in Bray (England) tätig.