Text: GaultMillau Schweiz
Die komplizierte Anreise lohnt sich! Das «Berghuus» steht an einem Ort, den man hierzulande einen «Krachen» nennt. Radons liegt zuhinterst in einem Seitental des Oberhalbsteins auf fast 1900 Metern. Die Strasse dahin ist gespickt mit Schlaglöchern. Liegt Schnee, wird es etwas komplizierter. Variante 1: Mit der Gondel und dann mit Ski oder Schlitten über den Piz Martegnas. Variante 2: Ab Tigignas anderthalb Stunden leicht bergauf spazieren und das Panorama bewundern. Oder ab Tigignas mit dem Motorschlitten hoch ins gastliche Haus. Vorweg: Es lohnt sich!
Treffpunkt Cheminéefeuer. Die Überraschung ist gross, wenn man das Ziel erreicht. Das «Berghuus» ist ein kleines Resort in traditioneller Bauweise, behutsam in die Landschaft eingepasst. Der Standard ist hier überraschend hoch. Aussen locken die prasselnde Feuerschale und ein Badebecken, innen das Cheminéefeuer. Kurz, Gastgeber und Chef Fadri Arpagaus (grosses Bild oben), in seiner langen Karriere auf drei Kontinenten tätig, herrscht über ein kleines Paradies. Dazu gehört eine grosszügige und moderne Küche. Da entstehen lokal und saisonal ausgerichtete Teller in tadelloser Ausführung.
Die «Berghuus»-Wildpastete. Weil der Chef auch Jäger ist, lohnen sich die Wildgerichte ganz besonders. Zum Beispiel die «Berghuus»-Wildpastete mit ihrem kleinen Tick Deftigkeit. Herbstlich gibt sich auch die pochierte Birne mit Gorgonzola-Füllung und Nüssen, der Biss der Frucht gerät schlichtweg perfekt. Generös bemessen und mit viel Rahm ausgestattet ist dann die Kürbisschaumsuppe. Apfelwürfel und geräucherter Savogniner Ziegenkäse setzen einen ungewohnten, aber originellen Akzent.
Plin vom Berghuus-Wagyu! Südlich wird es dann mit den Agnolotti del Plin vom Berghuus-Wagyu-Rind. Sie sind viel grösser als piemontesische Plin, die Fleischfüllung mürbe und aromatisch. Japanisches Wagyu x Schweizer Swiss Brown – das Ergebnis dieser Kreuzung ist ausgezeichnet, Chef Fadri hat sich die Exklusivrechte gesichert, verwertet alles vom raren Tier.
Grossmutters Raviauls! Viel persönliche Handschrift zeigt das Lammnierstück vom Holzkohlegrill unter einer Kräuterkruste; die Rauchnote passt gut zu der Berghaus-Romantik. Schliesslich entpuppt sich das vermeintlich Einfachste als das Beste: Grossmutters Raviauls, Teigtaschen mit Bergkäse-Füllung an Zwiebeln in Parmesanbutter, sind Soulfood vom Feinsten. «Qualität auf Weltklasseniveau» verspricht uns der Kartentext. Wir hätten es etwas zurückhaltender formuliert, aber bestimmt ist man schon heute sehr vielversprechend unterwegs.
Fotos: Noe Flum, Jörg Wegmann, HO