Text: Fabien Goubet

Topniveau seit 1981. Es gibt Jahre, an die man sich besser erinnern kann als an andere. Für den Starchef Georges Blanc (82, grosses Bild oben, m.) werden 1981 und 2025 noch lang im Gedächtnis haften bleiben. 1981, weil er damals seinen dritten Michelin-Stern erhielt und vom französischen GaultMillau zum «Koch des Jahres» gekürt wurde. 2025, weil ihm da der Guide Michelin nach 44 Jahren seinen dritten Stern wieder weggenommen hat. Dies gab der Direktor des «roten Büchleins», Gwendal Poullennec, gegenüber der Agence France Presse (AFP) bekannt. 

Seine Gäste? Nicole Kidman & George W. Bush. Die Nachricht des Sterneverlust schlägt Wellen in der Welt der Gastronomie. Das in Vonnas (Ain) gelegene, anderhalb Stunden von Genf entfernte «Georges Blanc» war sowohl bei Franzosen als auch bei Schweizern beliebt. Aber nicht nur: Auf der Website des Restaurants sieht man den renommierten Küchenchef mit den Grössen dieser Welt posieren. George W. Bush, Nicole Kidman, Tom Cruise, François Mitterrand, Romy Schneider... Dieser Chefkoch hat unbestritten einen der prestigeträchtigsten Lebensläufe der Szene, zu besagten Sternen kommt noch eine Wertung von fünf GaultMillau-Hauben hinzu, was hierzulande einer Benotung von 19 Punkten entspricht. 

Georges Blanc Saint Jacques, Butternut Châtaignes

Gericht von Georges Blanc: Jakobsmuscheln mit Kürbis.

Georges Blanc

Sein Restaurant half, das Bresse-Huhn beliebt zu machen.

Schon die Grossmutter war Köchin von Weltrang. Geboren 1943 in Bourg-en-Bresse, peilte Georges Blanc ursprünglich eine Karriere in der Luftfahrt an. Doch schnell holte ihn ein, dass er in eine Familie von Spitzenköchen geboren worden war: Schon seine Grossmutter Elisa Blanc wurde vom renommierten Kulinarikautor Curnonsky als «beste Köchin der Welt» bezeichnet und erhielt den ersten Michelin-Stern 1929. 1932 kam fürs Restaurant der Familie der zweite Stern hinzu. 1981 schliesslich bekamen die Blancs die Höchstwertung. Das Stammhaus von Georges Blanc hatte bisher nie einen Stern wieder abgeben müssen – ein Rekord in Sachen Langlebigkeit. «Ich habe länger mit den drei Sternen gelebt, als zuvor ohne sie», so der französische Starchef.

«Disneyland der Gastronomie». Als Georges Blanc 1968 die Leitung des Familiengasthofs übernahm, reduzierte er Butter und Rahm. Er bot eine leichtere, avantgardistische Gerichte an und steigerte die Qualität des Essens. Nicht zuletzt brachte er die Region Bresse auf die Landkarte der Geniesser – unter anderem durch seinen Signature Dish «Poulet de Bresse à la Crème». Als er von der Abstufung durch den Michelin erfuhr, zeigte er sich überrascht, aber nicht konsterniert: «Vielleicht wird mein Restaurant ja so sogar noch zugänglicher.» Blanc leitet ein Imperium mit mehreren Restaurants und über 300 Mitarbeitern. Man kann gespannt sein, wie er die Geschichte seines bisher grössten, aber auch am meisten kritisierten Projekts, dem «Village Blanc», nun weiter schreibt. Es handelt sich um ein Dorf von fünf Hektaren in der Region Bresse samt Hotels, Restaurants, Spa und zahlreichen Gourmet-Boutiquen. Ist es für einige ein geniales Geschäftsmodell, sehen andere darin ein «Disneyland der Gastronomie». 

 

Fotos: Dukas / HO


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