Text: Kathia Baltisberger Fotos: Thomas Buchwalder
Emsiges Treiben. In der Küche des Kongresszentrums im Hotel Einstein geht es zu wie in einem Bienenstock: Acht Starchefs und ihre Teams schwirren herum. Es ist ein hin und her, aber alle sind fleissig, um die Gäste des dritten Gourmet Festival Ostschweiz glücklich und satt zu machen. Die «Königinnen» im Nest? Sebastian Zier und Moses Ceylan, GaultMillaus Aufsteiger des Jahres aus dem «Einstein Gourmet». Die 18-Punkte-Chefs haben eingeladen, sechs Chefs aus der Schweiz und Deutschland sind dem Ruf gefolgt: Stefan Heilemann («Ecco», Zürich), Christian Kuchler («Schäfli», Wigoltingen), Jürgen Reidt und Henry Oskar Fried («Traube Tonbach», Baiersbronn), Christoph Rainer («Luce d’Oro», Elmau) und Nico Sackmann («Schlossberg», Baiersbronn).
Klassentreffen. «Das sind alles gute Freunde von uns», sagt Sebastian Zier. Ein bisschen ist es aber auch eine Klassenzusammenkunft. Zier, Heilemann und Sackmann haben sich ihre Sporen einst in der «Traube Tonbach» abverdient. Zier erinnert sich: «Mit mir hatten sie es am Anfang nicht immer leicht, am Ende war es wohl eher umgekehrt.» Fried denkt gerne an seine Schützlinge zurück und findet nur lobende Worte. Den Gang von Stefan Heilemann, der in der «Traube» die Lehre gemacht hat, findet er am besten: «Die Geschmäcker sind unglaublich ausgewogen.» Heilemann serviert ein Perlhuhn aus Bresse mit wildem Broccoli und einem mit Erdnuss gefüllten Steamed Bun.
Schweinekinn & Jakobsmuschel. Doch auch die anderen Gerichte können sich sehen lassen. Reidt und Fried machen Schwarzwälder Forelle mit roter Beete. Rainer bringt einen Hauch Asien nach St. Gallen: Carabinero mit Papayasalat in einer Tom Yum Bisque. Kuchler hat einen Steinbutt dabei und serviert ihn auf einem Sellerie-Artischocken-Püree. Nico Sackmann kombiniert Schweinekinn mit Jakobsmuschel und die Gastgeber des Abends – beziehungsweise ihre Pâtissière Bettina Ramsauer – sorgen für das Dessert: weisses Schokoladenmousse mit eingelegter Zwetschge und Lakritze. Moses Ceylan hat übrigens ein Faible für Bling-Bling. Der Mann mit den Diamant-Ohrsteckern vergoldete die Kürbiskernen auf dem Amuse-bouche. «Ich bin ja Aramäer, für uns ist Gold sehr wichtig. Und Kürbiskerne erinnern mich an meine Kindheit. Da dachte ich mir, heute essen wir mal goldene Kürbiskerne.»
«Schöfli», nicht «Schäfli». Eine Info für alle Nicht-Ostschweizer: Kuchlers Restaurant spricht man eigentlich «Schöfli» und nicht «Schäfli» aus, so wie der Berner Moderator Sven Epiney, der durch den Abend führt, das ständig tut. Und Kuchler lässt keine Gelegenheit aus, ihn darauf hinzuweisen. Den Seitenhieb lässt Epiney nicht auf sich sitzen und schaut in der Küche nach dem Rechten. Dort steht Kuchler, der den anderen beim Arbeiten zuschaut – die Hände bequem in den Hosentaschen. «So stelle ich mir Stress vor», frotzelt Epiney. «Wenn du endlich aufhören würdest zu schwatzen, dann könnten wir auch mal loslegen», gibt Kuchler frech zurück.
Ein lustiger Haufen. Doch wie funktioniert das überhaupt, so viele Köche auf einem Haufen? Gemäss Sprichwort kommt das ja eigentlich nie gut. «Jeder hat sich sehr gut vorbereitet. Vor Ort machen wir ja dann nur noch Fleisch und Fisch», erklärt Moses Ceylan. Ausserdem handelt es sich bei allen um erprobte Gastköche. Heilemann kommt direkt aus Portugal, vom Gourmet Festival in der «Vila Joya». Ist das nicht stressig? «Nein, Stress ist das nicht. Ich mache das gar nicht so oft, nur für Freunde. Es macht Spass und man sieht mal etwas anderes.» Stimmt! Die Köche hatten Spass, wir haben das Beweis-Foto:
>> Das Gourmet Festival Ostschweiz findet das nächste Mal im Frühjahr 2020 statt.
Hotel Einstein
Einstein Gourmet
Berneggstrasse 2
9000 St. Gallen