Text: Urs Heller, Fotos: Thomas Buchwalder, HO
Scherrer rief als erster an. Im sonntäglichen GaultMillau-Newsletter formulierte ich es nach Lindners unschöner Entlassung in Gstaad so: «Meine Empfehlung: Marcus G. Lindner. GaultMillau-Punkte und Michelin-Sterne sind garantiert.» Patrik Scherrer, CEO der Swiss Design Hotels, rief als erster an. Jetzt sind die Verträge unterschrieben: Der Starchef kocht ab 11. Juni für die «Bergwelt Grindelwald». Eine gute Nachricht für das neue Small Luxury-Designhotel (90 Zimmer, moderner Lifestyle). Eine gute Nachricht für Lindner: Der Chef kann endlich wieder zeigen, was er draufhat.
Lindner ist ein guter «Opener». In Gstaad ging zuletzt alles schief: Die berühmte «Chesery» wurde nach wenigen Monaten mit Lindner verkauft und geschlossen, weil man mit einer Immobilie mehr Geld verdienen kann als mit einer Beiz. Das Gastspiel im neuen Berghaus Eggli dauerte nur wenige Tage, dann zogen die Bähnler im Ort die Reissleine. In Grindelwald sind die Aussichten besser: Patrik Scherrer ist der Boss; er hat im «Meridiano» Bern gezeigt, dass er auch mit eigenwilligen und nicht immer pflegeleichten Top-Chefs umgehen kann. Und: Lindner weiss, wie man neue Hotels eröffnet! Er hat «The Alpina» in Gstaad von 0 auf 18 Punkte und auf einen Stern hochgefahren. «Ein hervorragender Chef. Ich würde ihn jederzeit wieder einstellen», mailt sein früherer Chef Nik Leuenberger aus den USA.
«Pioniergeist und Mut zu Abenteuern.» Grindelwald bewegt sich. Die sensationelle V-Bahn Richtung Jungfraujoch wird neue Gäste anziehen, und auch die «Bergwelt» will das Dorf rocken: Ohne formelle Hotel-Sterne, aber mit viel Design und guten Ideen. Jetzt hat auch noch Marcus G. Lindner als Küchenchef unterschrieben. Patrik Scherrer: «Er passt perfekt zum Haus und zur Geschichte, die es zu erzählen gilt. Er verkörpert genau wie die «Bergwelt Grindelwald» Pioniergeist und Mut zu Abenteuern.»
Erst «Sightseeing», dann Unterschrift. Marcus G. Lindner hat sich im Gletscherdorf umgesehen und auch bei der «Konkurrenz» gegessen, ehe er den Arbeitsvertrag unterschrieb. Sein Revier wird das «BG’s Grill Restaurant» sein, und sein Auftrag klar: Lindner, immer sehr hoch geratet, darf zeigen, was er draufhat. «Aber», so Scherrer,
«er soll auch kochen, was sich der Grindelwaldner Gast wünscht, eine nahbare Küche mit Produkten aus der Region. Es muss nicht immer hohe und teure Gourmetküche sein.» Lindner ist 59 Jahre alt – aber er zeigt viel Gespür für Trends und Zeitgeist. Nachhaltigkeit ist für ihn selbstverständlich, vegi & vegan beherrscht er grandios.» Bis zum 11. Juni soll Lindners Zehnmann-Brigade stehen. Dann kann das «Abenteuer Bergwelt» beginnen.