Text: Urs Heller
«Big Fredy» Gantners Spitzenkoch. Beim ersten Mal ging’s schief: Starchef Marcus G. Lindner blieb nicht lange auf dem Gstaader Hausberg «Eggli», wurde mitten in der Corona-Saison freigestellt. Der 18-Punktechef hat inzwischen einen neuen Job: Er kocht ab 11. Juni im neuen Design-Resort «Bergwelt» in Grindelwald. Sein Nachfolger? Ein waschechter Berner Oberländer: Martin Bieri, im Moment noch 16-Punktechef im Maiensässhotel «Guarda Val» in Sporz auf der Lenzerheide. Bieri hat «Bergerfahrung»: Er hatte zuvor schon Jobs in Davos und auf der Kleinen Scheidegg. Sein Boss im «Guarda Val» ist ein berühmter Mann: Partners-Group-Co-Gründer Alfred Gantner ist der Besitzer; «Big Fredy» nennt ihn die «Bilanz» auf dem aktuellen Cover.
Im Sommer auf dem Golfplatz. Im Winter auf dem «Eggli». Martin Bieri hat in Gstaad einen Doppeljob. Im Sommer muss er im Golfclubs Gstaad-Saanenland aufkochen. Die Golf-Terrasse war zur Zeit von Robert Speth ein kulinarischer Hotspot; nachher ging’s bergab. Im Winter muss Bieri im neuen Prachtrestaurant auf dem «Eggli» den Spagat schaffen: Einerseits gehören einfache, gutbürgerliche Gerichte auf die Speisekarte, andrerseits ist auch Gourmet-Küche gefragt. An jedem Freitagabend ganz besonders: «Dann geben wir Vollgas», freut sich der Chef schon jetzt und hofft, dass möglichst viele Foodies («auch vom «Palace»-Hügel») mit der modernen Superbahn (Porsche-Design!) zum Diner hochfahren. Auf dem Eggli ist auch eine neue, elegante Lounge geplant. Zielpublikum: der eilige, hungrige Skifahrer. Zwei Jobs reichen; «Leiter Gastronomie» wie sein Vorgänger muss er nicht auch noch sein.
Der Mann, der mit dem Feuer spielt. Die Gstaader Bergbähnler haben eine gute Wahl getroffen, Martin Bieri war im Maiensässhotel der Liebling der Gäste. Einer, der gerne mit dem Feuer spielt: Raffinierte Gerichte direkt vom lodernden Sporzer Feuer waren seine Spezialität. Bieri ist ein «Chrampfer»: Er servierte jeden Morgen ein tolles Frühstück, kümmerte sich auch noch ums Zweitrestaurant «Crap Naros», gab am Nachmittag Kochkurse, schickte Gäste mit dem Raclette-Öfeli in den Wald. Und kochte am Abend dann für 16 Punkte. Seine «Geniesser Menüs» waren immer ein Genuss: Lagerranden vom Sporzer Feuer, Brüggli-Lachsforelle mit Kohlrabi. Taglierini «Carbonara di Mare». Zander mit Vin-Jaune-Sauce, Filet und Ragout vom Kalb mit Morcheln. Kunststück, ist Direktor Ralph Treuthardt nicht sehr begeistert: «Wir sind trotz Corona jedes Wochenende ausgebucht, Martin macht einen Superjob, und ausgerechnet jetzt geht er weg.» Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger hat begonnen.
>> Fotos: Olivia Pulver, Yannick Romagnoli, Marcus Gyger, Nathalie Taiana, HO.