Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Marion Fischer
Brasserie & 29 Zimmer. Im Zentrum von Gstaad, nur ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt, wurde vor wenigen Wochen ein neues Hotel eröffnet: The Mansard. Als erstes fällt die Fassade mit dem markanten Turm auf. Schaut man durch die grossen Fenster ins Innere, sieht man eine lange Bar, eine modern eingerichtete Brasserie, eine gemütliche Lounge, ein Cheminée. Und viel Holz: es dominiert die Wände, den Boden, es dominiert auch die 29 Hotelzimmer, die ein Gefühl von Naturverbundenheit ausstrahlen. Denn es ist altes Holz, ausgelaugt, mit Furchen und Kerben. Grosses Bild oben: Martin Bieri, Lammspiess mit Röstzwiebeln.
«Ich konnte nicht Nein sagen.» Die Zimmer sind behaglich, sie wirken trotz der betonten Beschränkung aufs Notwendige recht luxuriös. «The Mansard» begnügt sich mit drei Sternen, allerdings mit dem Zusatz Superior. «Lieber bescheiden auftreten und überraschen, statt auftrumpfen und enttäuschen», erklärt Martin Bieri. Der Spitzenkoch aus dem Emmental, der vorher in Top-Restaurants wie dem «Chlösterli» in Gstaad und dem «Guarda Val» gearbeitet hat, prägt jetzt das neue Hotel als kulinarischer Chef und als Geschäftsführer. «Ich konnte nicht Nein sagen», so Bieri. «Die Chance, in Gstaad ein Hotel zu eröffnen, bietet sich in den nächsten zehn Jahren wohl kaum wieder.» Das neue Haus gehört der «Interglobe Enterprises». Dem indischen Besitzer gehört seit 30 Jahren ein Chalet in Gstaad, er war Stammgast im «Chlösterli». Er schätzte Bieris Küche und wollte ihn darum in seinem neuen Hotel haben. «Nun bin ich seit dem 1. April hier und konnte beim letzten Finish mitwirken», sagt Bieri. Das «Chlösterli» wie auch den «Turbach», die er beide als Selbstständiger führte, hat er abgegeben: «Die letzten Jahre waren etwas turbulent mit oft wechselnden Arbeitsplätzen. Jetzt hoffe ich auf mehr Ruhe.»
Exklusive Rooftop Bar. Mitgebracht aus seinen Wanderjahren hat Martin Bieri einige Signature Dishes, auf die seine Fans nicht verzichten wollen und die sie auf der Mansard-Karte wieder finden. Bodenständiges wie Siedfleisch, Hacktätschli, Entrecôte und Tatar, aber auch asiatisch angehauchte Gerichte wie das Tuna Sashimi, die schaumig geschlagene, würzige Tom Kha Gai mit Poulet oder die mit knusprig gebratenem, fein gezupftem Schweinebauch gefüllten Bao Buns. Serviert wird das alles im Hauptrestaurant Miradi, kann aber auch zuoberst im Haus, in der Skybar Vane, geordert werden.
Im Herbst: Alpschweinwoche. Attraktion des Hotels ist die wunderschöne Rooftop Bar, die einzige von Gstaad, mit Rundumblick über die ganze Region. Das hat sich bereits herumgesprochen, es ist der In-Place für einen Treff zum Cocktail, für die Zigarre, für einen Imbiss oder auch fürs ausgedehnte Dinner. Hier oben liegt zwar eine etwas verkleinerte Karte auf, gepaart mit einem grossen Angebot an Drinks; hier spielt manchmal auch die Musik und hier wird gefeiert. «Wir sind unkompliziert, die Küche ist von 12 bis 21 Uhr durchgehend offen», sagt Martin Bieri. Er erzählt von den beiden Alpsäuli, die er im Herbst anlässlich einer Alpschweinwoche verwerten will. Er plant Events mit Gastköchen und schwärmt von den vielen Kräutern, die er sammelt und in seiner Küche verwendet.