Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Olivia Pulver & Jonas Weibel
Spital bis Crissier. Sieben Kandidaten und eine Kandidatin haben einen Traum: Sie wollen den Titel «Der Goldene Koch». Die erste Hürde, um dieses Ziel zu erreichen, ist das Halbfinale. In der Eventhalle Trafo in Baden stehen acht lange Küchenzeilen im Scheinwerferlicht. Dahinter die acht Talente: Christoph Bieri, 31, ist Küchenchef im Spital Riggisberg der Insel-Gruppe. Ernest Bardhoku, 26, kocht bei Philippe Chevrier in der «Domaine de Châteauvieux» in Satigny. Sandra Böhm, 24, die jüngste und einzige Frau in der Runde, kocht im «Exer» in Zürich. Shaun Rollier, 26, hat bereits etwas Medienrummel geschnuppert. Sein Chef, Benoît Carcenat, wurde jüngst «Koch des Jahres». Mario Garcia, 32, ist der Routinier der Gruppe. Er wurde fünfter beim «Bocuse d’Or». Daniele Angelosanto, 28, ist Sous Chef im «Hôtel de Ville» in Crissier. Robin Höfer, 27, ist Weltenbummler, kochte zuletzt auf der kroatischen Insel Mali Losinj und jetzt im Atlantis Hotel in Dubai. Und Janic Mühlemann, 28, ist Küchenchef im Hotel Eden in Spiez.
Die Aufgaben? Eine vegetarische Vorspeise mit Rande. Der Hauptgang muss zwingend mit Schweizer Poulet gemacht werden. Die fünf Besten schaffen es ins Finale in Bern. So weit die Regeln auf dem Papier. In der Realität kommen einige erschwerende Parameter hinzu. Zum Beispiel Zeitdruck und Nervosität. Und «Der Goldene Koch» ist heute mehr als nur ein Kochwettbewerb, es ist eine Show. Wie schon bei der letzten Ausgabe zeichnet Kartoffel- und Tiefkühlexpertin Kadi AG, die den Wettbewerb organisiert und durchführt, das Halbfinale auf. Die Mini-Serie wird in 10 Episoden auf Blick TV ausgespielt.
Emotionen. «Anchorman» der Show ist Ivo Adam. Der ehemalige Chef des Casino Bern moderiert, führt durch die Sendungen – und als Jury-Präsident hat er auch das Vergnügen, die Gerichte zu probieren und ein direktes Feedback zu geben. Der TV-erfahrene Koch weiss, wie man Emotionen erzeugt. Mit viel Schalk kommentiert er die in Mitleidenschaft gezogene Kochjacke von Ernest Bardhoku. Mario Garcia hat Tränen in den Augen, als Adam Marios Mutter vor die Kamera holt und diese ihren Sohn umarmt. Sie darf sogar probieren. «Es ist perfekt», so ihr – vermutlich nicht ganz neutrales – Urteil.
Neuer Job für den «Goldenen Koch». Die Beurteilungen, die zählen, kommen allerdings von der Degustationsjury. Diese besteht aus Marcel Skibba (Schloss Schauenstein in Fürstenau), Christian Nickel (Park Hotel Vitznau), Pierre-André Ayer (Le Pérolles in Fribourg), Silvia Manser (Truube in Gais) und Paul Cabayé. Letzterer kocht im «Verena» in Olten, Ende April übernimmt er die Küche im «Glacier» in Grindelwald.
Starke Konkurrenz. Cabayé weiss genau, wie sich die acht Kandidatinnen und Kandidaten fühlen. Er machte vor zwei Jahren beim Wettbewerb mit und ist amtierender «Goldener Koch». «Ich fühle mit den Kandidaten mit. Wenn ich sehe, wie etwas überkocht, würde ich am liebsten helfen. Meine Aufgabe heute ist nicht unbedingt einfacher, aber ich habe sicher weniger Druck», sagt er. Besonders hoch ist der Druck zum Beispiel bei Daniele Angelosanto. Auch er stammt aus der Talentschmiede Crissier. «Ich habe mit ihm gearbeitet. Ich bin aber unparteiisch», versichert der 30-Jährige. «Er hat gute Chancen zu gewinnen. Aber nur weil er aus Crissier kommt, ist das nicht sicher. Die Konkurrenz ist extrem gut.»
Weniger ist mehr. Jury-Mitglied Silvia Manser schaut ohnehin nicht auf den Lebenslauf der Kandidaten. «Ich versuche unvoreingenommen an die Sache heranzugehen», sagt GaultMillaus «Aufsteigerin des Jahres». «Aber jemand, der im Spital kocht, muss natürlich anders üben, als jemand, der tagtäglich so arbeitet.» Am Halbfinaltag sind die Voraussetzungen für alle gleich, die Uhr tickt am Ende bei allen gleich laut. Aber nicht alle schaffen es, pünktlich mit dem Gong abzuliefern. Das gibt leider Punktabzug. «Ich empfehle weniger Komponenten auf dem Teller. Aber diese dafür perfekt angerichtet», sagt Juror Christian Nickel.
Zehn Episoden auf Blick TV. Zu welchem Schluss die Jury gekommen ist und welche fünf Kandidaten ins Finale am 5. Juni in Bern kommen, ist noch streng geheim. Ab dem 20. April 2023 laufen die zehn Episoden auf BlickTV. Die letzte und somit die Verkündung der Finalisten wird am 22. Mai ausgestrahlt.