Text: GaultMillau Schweiz
Cornelia soll’s richten. Es war ein Abschuss erster Klasse. Der «Spiegel» erhob seitenweise schwere Vorwürfe gegen Christian Jürgens, einem Dreisterne-Koch von unbestrittener Extraklasse. Er soll Mitarbeiter schikaniert und belästigt haben. Ein Gerichtsurteil steht aus, trotzdem ist der grossartige Koch weg vom Fenster. Sein Arbeitsgeber, das Althoff Seehotel Überfahrt, hat in nach 15-jähriger Zusammenarbeit umgehend freigestellt. Jetzt übernimmt Cornelia Fischer das Gourmet-Restaurant am Tegernsee. Referenz: Zwei Jahre Souschefin bei Andreas Caminada auf Schloss Schauenstein in Fürstenau GR. Der 19-Punktechef: «Eine sehr gute, sehr fleissige Köchin. Ich bin gespannt, ob sie’s packt.» Das fragt sich gerade die ganze Branche. Grosses Bild oben: V.l. Felix Groetsch, Cornelia Fischer, Marvin Herbert, Timo Beck.
«Nach Hause kommen». Cornelia Fischer kennt sich aus im Haus. Sie war von 2015 bis 2017 Pâtissière bei Christian Jürgens. «Es fühlt sich an wie nach Hause kommen», sagt die selbstbewusste Chefin. Die Erwartungen sind hoch. Vincent Ludwig, Managing Director des Althoff Seehotel Überfahrt: «Wir haben hervorragende Erinnerungen an Cornelia Fischer. Aus unserer Sicht ist sie derzeit eines der grössten kulinarischen Talente im deutschsprachigen Raum.» Findet der «Schlemmeratlas» auch: Er hat die 39-jährige Frau 2023 zur «Köchin des Jahres» gewählt.
«Gartenspaziergang» für Vegetarier. Mit dem Engagement von Cornelia Fischer will die «Überfahrt» an vergangene, bessere Zeiten anknüpfen. Der erste Versuch war ein Flop: Die vietnamesische Küche von «The Duc Ngo» wollte nicht so recht an den Tegernsee passen. Cornelias Konzept passt besser zu den hohen Ansprüchen der Münchner Schickeria, die gerne zum Schlemmen nach Rottach-Egern fährt. Zwei aufwändig inszenierte Menüs liegen auf. Die Variante «Gartenspaziergang» richtet sich an Vegetarier. Im Menü «Die Reise» (217.- Euro) gibt’s Kaninchen («von der wilden Fauna»), Kaisergranat, Rochen, Perlhuhn oder Lamm. Regionale Produkte sind bei Cornelia Fischer erste Wahl, ein eigener Kräuter- und Gemüsegarten wird auf Wunsch der Chefin beim Hotel angelegt.
Kalbsherz, kurz gegrillt. Dem Magazin Falstaff hat Cornelia Fischer verraten, was sie mag: Innereien beispielsweise, Bries und Herz (hauchdünn aufgeschnitten, kurz gegrillt) oder das Schaufelstück vom oberbayrischen Wagyu. «Hummer muss nicht sein, Gänsestopfleber halte ich nicht mehr für vertretbar.»
Fotos: Jörg-Lehmann, Frederik Dulay, Wolfgang Stahr