Andreas Caminada, Sie sind gerade viel unterwegs. Reiner Zufall oder Notwendigkeit?
Von Februar bis April 2024 war ich tatsächlich immer wieder für die neue Amazon-Serie «Dinner Club» unterwegs – jeweils von Montag bis Donnerstag. Das war sehr intensiv, und ich bin froh, dass es jetzt etwas ruhiger geworden ist. Wir haben ausserdem ein IGNIV-Restaurant in Bangkok, deshalb bin ich mit meiner Frau Sarah zweimal im Jahr dort. Auch andere Projekte erfordern Reisen, aber ich versuche so wenig und so effizient wie möglich unterwegs zu sein. Reisen ist intensiv, gehört aber dazu und macht mir durchaus Spass. (Grosses Bild oben: die Mitglieder des «Dinner Clubs» mit Moritz Bleibtreu, Karoline Herfurth, Teddy Teclebrhan, Franka Potente, Andreas Caminada, Caro Daur und Kurt Krömer, v.l.n.r.)


Für den «Dinner Club» von Amazon Prime Video sind Sie mit prominenten deutschen Schauspielern und Comedians nach Mexiko, Zypern, Schottland oder Montenegro gereist. Wie kam es dazu?
Ich wurde für den «Dinner Club» angefragt, weil die Produzenten der Meinung waren, das sei das perfekte Format für mich. Mit «MasterChef» habe ich schon etwas TV-Erfahrung sammeln können. Das war eine neue Sendung in der Schweiz mit internationaler Ausstrahlung. Aber mein Traum war immer ein Reiseformat, in dem man ein Land kulinarisch entdecken kann. Dazu kommen im «Dinner Club» spannende Persönlichkeiten, mit denen sich interessante Gespräche ergeben. Zudem wird die Show in 20 Sprachen übersetzt und hat eine weltweite Verbreitung. Das nicht zu machen, wäre fast fahrlässig gewesen. Ich bin mir bei solchen Projekten aber immer bewusst, dass ich auch auf die Schnauze fallen kann. Wenn es nicht funktioniert, ist es auch ok.
 

Kulinarisch interessiert: Moritz Bleibtreu

Kulinarisch interessiert: Schauspieler Moritz Bleibtreu

Mitglied im Club: Bloggerin und Influencerin Caro Daur.

Mitglied im Club: Influencerin Caro Daur.

Gastgeber der TV-Show: Andreas Caminada.

Gastgeber der TV-Show: Andreas Caminada.

Wie liefen die Drehtage ab?
Es ist eine Riesenproduktion, da waren jedes Mal rund 20 Leute involviert. Erst mit der Zeit habe ich realisiert, dass das eine richtig grosse Sache ist. Aber der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben, das Feedback der Produktionsfirma ist gut, alle sind mega happy mit dem Ergebnis. Die Grundidee ist, dass ich mit jemandem wie Schauspieler Moritz Bleibtreu, Influencerin Caro Daur oder dem Komiker Kurt Krömer in ein Land fahre, es kulinarisch entdecke und dann zu Hause ein Dinner im Stil des jeweiligen Reiseziels für alle Mitglieder des Clubs zubereite.


Worüber spricht man mit Filmstars wie Moritz Bleibtreu?
Er ist an kulinarischen Themen stark interessiert, am liebsten hätte er wahrscheinlich eine Kochlehre gemacht. Das Handwerk fasziniert ihn, deshalb war es leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. In Montenegro waren wir beispielsweise Muscheln tauchen, das war superspannend.


Liegt ihnen die Rolle des TV-Hosts?
Wenn man ein Restaurant führt, ist man zwangsläufig viel im Gespräch mit Gästen. Mittlerweile fällt mir die Rolle des Gastgebers leicht. Aber die ersten Jahre wollte ich meine Küche überhaupt nicht verlassen, das habe ich gehasst. Aber man wächst in Aufgaben hinein und gewinnt an Selbstvertrauen. Beim Kochen ist es auch so: Erst bereitet man das zu, was man schon kennt. Mit der Zeit wird man mutiger und eigenständiger.

Igniv Bangkok

Wird zweimal jährlich besucht: Caminadas «Igniv» im St Regis Hotel in Bangkok.

Zentrum der Caminada-Welt: Schloss Schauenstein Fürstenau

Zentrum der Caminada-Welt: Schloss Schauenstein, Fürstenau.

Bei TV-Anfragen waren Sie immer eher zurückhaltend, warum der Sinneswandel?
Angefangen hat es letztlich mit den Videos für den GaultMillau-Channel. Aber die Voraussetzung für all dies ist grundsätzlich, dass man im eigenen Restaurant genügend Hände hat. Das Fundament muss stimmen, um Projekte wie diese machen zu können. Wenn ich nicht in der Küche bin, braucht es jemand, der meine Arbeit übernimmt. 


Sie haben mit Schloss Schauenstein Weltruhm erlangt, ein familiengeführtes Gastronomie-Unternehmen aufgebaut und mit Ihrer Frau sowie Küchenchef Marcel Skibba verlässliche Partner an der Seite. Ist die Zeit gekommen, den nächsten Abschnitt Ihres Berufslebens zu planen?
Natürlich mache ich mir Gedanken. Meine Priorität ist und bleibt aber das Schloss und Fürstenau. Das ist eine Verpflichtung, die ich bewusst eingegangen bin und die nicht wegzudenken ist. Viele Möglichkeiten ergeben sich einfach und lassen sich gar nicht planen. Aber die Kapazitätsgrenze ist derzeit erreicht, ein neues Restaurantkonzept zum Beispiel liegt nicht mehr drin. 


Ist es anspruchsvoller, sich zu motivieren, wenn man alles erreicht hat?
Als ich 2008 Koch des Jahres wurde, hat man mir die diese Frage auch gestellt. Meine Antwort ist heute dieselbe: «Mal schauen, wo mich das hinbringt.» Wir haben 150 Mitarbeiter, darin liegt eine grosse Verantwortung. Es gilt, die Firma unternehmerisch zu festigen und weiterzubringen. Ich habe vor 20 Jahren beschlossen, mich selbständig zu machen und heute geht es längst um viel mehr als nur um mich. 

Marcel Skibba - 20 Jahre Schauenstein, Fürstenau - Andreas Caminada, Marcel Skibba, Joan Roca, Jan Hartwig - Dezember 2023 - Copyright Olivia Pulver

Verlässliches Fundament: Küchenchef und Geschäftspartner Marcel Skibba.

Andreas Caminada für Uccelin-Stiftung 2021

Power-Paar: Andreas und Sarah Caminada sind für 150 Mitarbeiter verantwortlich.

Was ist heute wichtig?
Das Wichtigste ist, niemals stehen zu bleiben. Und das macht ja auch den Reiz aus. Wenn man als Koch und als Unternehmer nicht mehr bereit ist, sich zu verändern, steckt man in einer Sackgasse.


Was möchten Sie noch erreichen?
Ich versuche, alles unter einen Hut zu bringen, und allen – nicht zuletzt auch meinen Kindern – gerecht zu werden…


Das ist ja das Schwierigste überhaupt.
Ja, manchmal würde ich lieber mit den Kindern im Garten Fussball spielen, als zum Flughafen zu fahren. Aber ich bleibe optimistisch, auch wenn etwas bevorsteht, was mich beunruhigt oder nervös macht. Ich weiss mittlerweile, dass jeder Tag gut vorbeigeht, deshalb behalte ich meine positive Grundeinstellung. Und meine Entscheidungen sind immer bewusst gefällt, auch wenn ich natürlich nie weiss, was daraus wird. 

>> Die Show «Dinner Club» soll im Dezember 2024 Premiere beim Streaming Dienst Amazon Prime Video haben.

Fotos: Guido Engels, Joan Minder, Thomas Buchwalder, HO.