Seafood und Kochbananen für den Hexer. Am Sonntag flimmerte die dritte Folge der neunten Staffel von «Kitchen Impossible» über die Bildschirme. Mit dabei war ein alter Bekannter: Stefan Wiesner alias der Hexer aus dem Entlebuch nahm es mit Tim Mälzer auf. Der Hexer musste in Südafrika in einem Fine-Dining-Lokal kochen. Und in Dublin warteten jamaikanisches Chicken und Kochbananen auf den kultigen Koch. Mälzer hingegen verschlug es nach Rumänien und Wales. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch anders als sonst hackte Tim Mälzer nicht ungefiltert auf seinem Kontrahenten rum. Zwischen den beiden herrschte fast schon eine magische Harmonie. Basierend auf Respekt und Wertschätzung. Nur in einem Punkt waren sie sich absolut nicht einig. Wir haben die Highlights der Sendung zusammengefasst.
TV-Koch Mälzer wollte Stefan Wiesner unbedingt in seiner Sendung haben. Doch Wiesner zögerte erst und stellte dann eigene Regeln auf. «Ich mache nur mit, wenn wir auf offenem Feuer kochen», sagt er. Mälzer macht eine Ausnahme und lässt sich auf die Sonderregel ein. Kein Elektroherd, kein Induktionsherd. Wiesner malte sich bereits aus, wie er an einer Feuerstelle oder in einem Erdloch kocht. Doch der Hexer hat offenbar das Kleingedruckte nicht gelesen. Denn Tim Mälzer versteht auch unter einem Gasherd ein offenes Feuer. «Da hast du mich schön verarscht», sagt Wiesner. Doch er nimmt es gelassen und arrangiert sich auch mit dem Gasherd im «Les Créatives» in Johannesburg in Südafrika.
Mit dem habe ich leichtes Spiel! So oder ähnlich könnte sich Mälzer das Duell mit dem Hexer vorgestellt haben. Stefan Wiesner, ein «Spinner» vom Berg, der noch kaum irgendwo auf der Welt war und sich auch nur mit der Schweizer Küche auskennt. Doch da hat Mälzer den Hexer massiv unterschätzt. Als Wiesner die erste Box bekommt, analysiert er das Gericht mit einem System und einer Genauigkeit, die ihresgleichen sucht. In der ersten Runde hat es der Entlebucher mit einem Seafood-Gericht mit vielen verschiedenen Saucen zu tun. Der Hexer probiert nur ganz wenig, streicht jede Komponente auf einem Papier aus und versieht den «Schlirgg» mit Notizen. Mälzer ist beeindruckt von dieser Technik. «Du nimmst ja nicht mal einen richtigen Löffel. Das ist richtig fett.» Am Ende zeichnete er den ganzen Teller auf. Originalkoch Wandile Mabaso fragte erstaunt: «Bist du ein Künstler?» – «Ein wenig», sagt der Hexer. Auch das ist eine Untertreibung.
Egal, ob in Johannesburg oder Dublin. Stefan Wiesner steht immer mal wieder etwas verloren in der Küche und murmelt etwas vor sich hin. «Schaust du auf das Pentagramm, das du auf den Boden gemalt hast?», witzelt Mälzer. «Nein, ich spreche mit meinen Fingern», erklärt Wiesner. Wie bitte? «Wenn ich nicht mehr weiterweiss, frage ich meine Finger», präzisiert der Hexer. In Dublin muss der Hexer ein jamaikanisches Poulet zubereiten. Bei der Marinade hat er die Zutaten gut herausgeschmeckt. Doch woher kommt die Säure? «Limette? Oder eher Zitrone?», fragt er seine Finger. Doch die Finger haben noch einen weiteren Vorschlag: Essig. Und die Finger haben recht.
Gemeinhin sagt man, dass das Messer das wichtigste Utensil eines Kochs ist. Beim Hexer ist es eher die Axt. Und die bringt die beiden Originalköche zum Schmunzeln. In Johannesburg macht Wiesner eine Bisque aus den Karkassen der Krustentiere. Die hätte er gerne etwas kleiner und zerhackt sie deshalb mit dem Beil. «Stefan sieht aus wie ein Wikinger», sagt Wandile Mabaso. Auch in Dublin kommt die Axt zum Einsatz. Stefan Wiesner öffnet damit Dosen und zerkleinert Muskatnüsse. «Wer trägt denn eine Axt in der Hose? Ist das ein Schweizer Ding?», fragt Originalkoch Nico Reynolds amüsiert. Auch Mälzer hat einen bissigen Kommentar zur Axt. «Ich kenne nur zwei Situationen, in denen jemand eine Axt in der Tasche hatte. Und das war bei ‹Shining› und ‹Freitag der 13.›.» Stefan versteht das Aufheben darum nicht. «Es hat doch jeder Koch eine Axt. Und eine Motorsäge!» Die Message an alle Köche lautet also: aufrüsten!
Soweit verläuft die Sendung harmonisch. Doch dann kommt es urplötzlich zum Eklat. Mälzer philosophiert gerade über kulinarisches Erbe und die Kultur, die man übers Essen vermittelt. Er zeige Leuten gerne, wie Kartoffelsalat schmeckt. Stefan Wiesner nickt bei allem zustimmend und ergänzt: «Solange der Kartoffelsalat lauwarm und nicht mit Mayonnaise gemacht ist.» Bei dieser Aussage explodiert Mälzer. «Ok, wow! Das wars! Bist du bescheuert? Kartoffelsalat mit Mayonnaise ist norddeutsche Religion. Wenn ich gewusst hätte, dass du so einen hanebüchenen Blödsinn erzählst, hätte ich dir meine Freundschaft gar nicht erst angeboten und von vornherein nein gesagt.» Zum Glück beruhigt sich Mälzer so schnell, wie er ausflippt.
Als Tim Mälzer Stefan Wiesner kennenlernte, dachte er: «Alter, ganz schwieriges Thema. Ein Typ, der mit Steinen kocht.» Schnell musste er seine Meinung revidieren. «Er ist ein Kauz, aber er ist auch ein Experte.» Auch andere Köche reagieren erstmal irritiert auf den Hexer. In Dublin ist Nico Reynolds’ erste Reaktion: «Ich möchte nicht zu früh über andere urteilen, aber sagen wir mal: interessanter Typ.» Am Ende ist er regelrecht berührt von Wiesners Art. «Ich würde Stefan gerne sagen, was für ein schönes und kurioses Geschöpf er ist.» – «Das bist du in der Tat», bestätigt Mälzer.
Das Konzept der Sendung sieht am Ende einen Sieger vor. Die Gerichte werden von einer Jury beurteilt, die Punkte verteilt. Wer am Ende aller Challenges am meisten Punkte hat, hat gewonnen. Stefan Wiesner schlägt sich unglaublich gut. In Johannesburg erkocht sich der Hexer einen Durchschnitt von 6,6, in Dublin kommt er auf 6,1. Das ist ein sehr gutes Resultat. Tim Mälzer, der sich in Bukarest mit «Modern Romanian Cuisine» rumschlagen muss und sich in Wales an ein Fischgericht herantastet, kommt auf die Resultate 6,6 und 6,3. Das macht den TV-Koch einmal mehr zum Sieger. Aber Hexer Stefan Wiesner ist eindeutig der Sieger der Herzen.