Fotos: Kevin Ringli/HO
Gedränge wie am Skilift. Zuerst bindet man sich eine schwarze Kochschürze um, holt an der Champagner-Bar ein Glas La Cuvée von Laurent-Perrier und dann geht es im Rhythmus der Dance-Beats ins fröhliche Gewusel zwischen heissen Herdplatten, dampfenden Kombi-Öfen und Köchen in strahlend weissen Jacken: Die Kitchen Party des St. Moritz Gourmet Festivals in der Grossküche des Badrutt’s Palace Hotels ist ein ebenso legendäres wie einzigartiges Vergnügen – das Gedränge ist grösser als bei Sonnenschein am Skilift, zur Belohnung gibt es dafür kleine Gerichte von Starchefs aus der ganzen Welt.
Schillernde Persönlichkeiten. Das St. Moritz Gourmet Festival 2025 hat sich nach über 30 Jahren erfolgreicher Geschichte mit dem Motto «New Culinary Lifestyle» neu erfunden, die Auswahl der Köche und neue Event-Formate nehmen die Entwicklungen der internationalen Fine-Dining-Szene auf. Die Auswahl an Gastköchen war beispielsweise noch selten so kontrast- und abwechslungsreich wie in diesem Jahr. Dabei sind es nicht die ganz grossen Stars, sondern vielmehr schillernde Persönlichkeiten mit Star-Potenzial, die es zu entdecken gilt. Und Gerichte, welche die Kaviar-Trüffel-Logik sprengen, auch wenn beides natürlich an der Kitchen Party zu haben ist. Aber Nicolas Darnauguilhem etwa, GaultMillaus «Green Chef of the Year» und der einzige Schweizer am Festival, serviert eine Kombination aus rohem Sellerie mit einer Lauch-Jus – kein einfacher «Crowd Pleaser», sondern ein durchaus komplexes Tellerchen, das für Gesprächsstoff sorgt.
Gärten in Cerniat und Bangkok. Darnauguilhem gehört zu den Köchen, die Restaurants mit eigenem Garten und Gärtner betreiben. Das gehört mittlerweile zum Konzept seiner abgeschiedenen «Pinte de Mossettes» in Cerniat FR und wird so oder so ähnlich auch auf der anderen Seite der Welt umgesetzt: Der gebürtige Inder Deepanker Khosla betreibt in Bangkok das «HAŌMA»; es gilt als eines der nachhaltigsten Restaurants der Welt– eigene Farm und Zero-Waste-Konzept inbegriffen. An der Kitchen Party bereitet er ein mit einem geheimnisvollen Senföl behandeltes Stück Brioche mit Aubergine und Kaviar zu. 280 Portionen wird er am Ende des Abends serviert haben, und Khosla geniesst die besondere Atmosphäre in der heissen Küche: «It’s a great party!»
Vegi & vegan. Auf der anderen Seite des meterlangen Herdblocks steht Stefano Baiocco. In der «Villa Feltrinelli» am Ufer des Gardasees setzt er ebenfalls auf Kräuter und Gemüse aus dem eigenen Garten. Im St. Moritzer Winter gibt es saisonalen italienischen Comfort Food: sämige Gnocchi, fluffig wie kleine Wolken, mit Topinambur und Zwiebelpulver. Und das belgische Gastronomen-Paar, bestehend aus dem ehemaligen Kunstfotograf Nicolas Decloedt und der Mixologin Caroline Baerten, bleibt wie in seinem Brüsseler Restaurant «humus x hortense» vollständig pflanzenbasiert: Es gibt ein aromatisches Chawanmushi von belgischen Pistazien.
Ungewöhnlichen Biografien. Vom Fotografen oder vom Model zum Starchef – der «New Culinary Lifestyle» entsteht auch aus ungewöhnlichen Biografien. So hat der gebürtige Schwede Fredrik Berselius nach einer Karriere in der Modewelt die Schönheit des Kochhandwerks für sich entdeckt, seit 2012 steht er in der offenen Küche des «Aska» (schwedisch für Asche) in Brooklyn. An der Seite von «Suvretta»-Küchenchef Fabrizio Zanetti lässt er allerdings nichts anbrennen – Eierstich mit Kaviar und konservierter Karottenblume bereitet er zu. Zanetti, im Nebenamt auch kulinarischer Leiter des Festivals, ist sehr zufrieden mit dem Auftakt. «Es ist ein grossartiger Mix von Köchen», findet er. Das neu konzipierte Festival passt perfekt in die Engadiner Wintersaison. «Der beste Januar aller Zeiten», hört man von den verschiedenen Direktoren der Swiss Deluxe Hotels im Ort an der Kitchen Party immer wieder.
>> Das St. Moritz Gourmet Festival läuft noch bis zum 1. Februar 2025. Mehr Infos unter www.stmoritz-gourmetfestival.ch