Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Thomas Buchwalder
Gradlinig, ohne Schnickschnack. Eigentlich ist das «Red» im KKL ein Juwel: Weltklasse-Architektur von Jean Nouvel, Traumsicht auf die Skyline von Luzern. Und eigentlich standen auch immer ordentliche Köche am Herd. So richtig warm wurden die Luzerner trotzdem nicht mit diesem Restaurant: Unklare Öffnungszeiten, unklares Konzept, katastrophale Beschriftung; wer ins «Red» will, braucht einen Kompass. Jetzt weht ein neuer Wind: Michèle Meier hat sich für diesen Job beworben (!) und die Stelle glücklicherweise auch gekriegt. Sie hat zuletzt im «Blinker» in Cham bewiesen, dass sie eine richtig gute Köchin ist. Viel Selbstvertrauen hat sie auch, sodass sie sich in den Mühlen dieses Grossbetriebs auch durchsetzen kann. Ihr Konzept: Gradlinige, französische Küche. Mit einem persönlichen Twist, frei von Schnickschnack.
Zupfen mit Michèle! Die erste Karte? Sehr herzhaft. Am besten ist die Chefin, wenn sie zupft! Die Ravioli, gefüllt mit geschmortem und gezupften Entenschenkel-Fleisch, würden wir morgen gleich wieder bestellen, auch weil die Salbei-Pinienbutter und die Sbrinz-Scheiben gut dazu passen. Beim Berner Weidelamm war der Rücken so gut wie überall in guten Restaurants, das gezupfte Gigot dazu ein echter Hammer.
Lachs, Kabeljau, Steinbutt. Meergetier geht auch: Lachs mit gut gebändigter Meaux-Senfvinaigrette und Rettich, Kabeljau mit Rucolapesti und grünem Spargel an einer Parmesannage; der «Deckel» aus schwarzer Reiskruste müsste nicht sein, sieht aber im Teller wunderschön aus. À la carte: Bauernei mit gebackenem Sot-l’y-laisse, Kalbsfilet-Tranchen mit Geissfrischkäse aus Meierskählen, Steinbutt mit Limetten-Kokoscurry. Michèle Meier, die schwarz gekleidete Lady im «Red», hat einen starken Partner an der Front: Christian Gujan heisst der neue Gastgeber, der auch über die Weinkarte wacht und die auffallend freundliche Rechnung schreibt.
>> KKL Luzern
Restaurant RED
15 Punkte
Europaplatz 1
6005 Luzern