Text: GaultMillau Schweiz I Fotos: Olivia Pulver

Unter der riesigen Linde. Das Restaurant Brücke in Niedergösgen wurde komplett renoviert und quasi neu erfunden. Was geblieben ist: Die Leidenschaft von Markus und Sarah Gfeller und ihrem bestinstruierten Team und die Spitzenleistungen, die Thomas Messerli in der neuen Küche vollbringt. Und ein wunderbarer Abend in der lauschigen Gartenbeiz direkt am Aareufer unter der riesigen Linde tut ein weiteres dazu. Wer sich nicht entscheiden kann, hält sich am besten ans Tavolata-Menu, bei dem zum fairen Preis eine grosse Anzahl von kleinen Köstlichkeiten und Entremenus aufgetischt und mit einem perfekten Hauptgang abgeschlossen wird. Die Desserts sind im Menu nicht inbegriffen, aber sie lohnen sich allemal. GaultMillau und Mercedes-Benz zeichnen Thomas Messerli als «Koch des Monats» aus.

 

Restaurant Brücke, Niedergösgen (SO), Thomas Messerli, Küchenchef - - 07/2023 - Copyright Olivia Pulver

Absolute Klasse: Selbstgemachte Ravioli mit «Pro Specie Rara»-Tomaten.

Gastgeber Markus und Sarah Gfeller mit Küchenchef Thomas Messerli - Restaurant Brücke, Niedergösgen (SO) - 07/2023 - Copyright Olivia Pulver

Gastgeber Markus & Sarah Gfeller mit Küchenchef Thomas Messerli.

Reh, Brokkoli - Restaurant Brücke, Niedergösgen (SO), Thomas Messerli, Küchenchef - - 07/2023 - Copyright Olivia Pulver

Perfekt gebratenes Reh mit Brokkoli und Granatapfelkernen.

Variation von der Bergforelle. Die Verspieltheit der Messerlischen Gerichte ist geblieben, die Verliebtheit in Texturen und Harmonien auch. Das zeigt sich bei den Vorspeisen, die wie Pralinen aufgetragen werden, an diversen Beispielen: Bei einer Variation der Bergforelle etwa, wunderschön gemacht mit Stangensellerie-Brunoise, etwas Apfelsorbet, feinsten Scheiben von Sellerie, Apfelsorbet an einer feinen Essenz. Oder einem Zucchetti-Millefeuille mit Ziegenfrischkäse, einem wunderbaren Auberginentartar, in der Textur wirklich wie ein Tartar gehalten, mit etwas Tofu vermengt und mit Randensaft gefärbt. Eine Melonenkaltschale mit einem Spritzer Basilikumöl, ein Carpaccio mit geräucherter Paprika - alles Spitzenklasse und absolut stimmig. 

Rehwurstschnecke vom Green Egg. Die Zwischengänge begeisterten uns ebenso: Da waren selbstgemachte Rehwurstschnecken, perfekt im Green Egg gebraten und gedämpft, so dass sie innen noch leicht rosa und feucht waren – und nicht zu Tode grilliert wie an anderen Orten. Begleitet wurden sie von einem sautierten, milden Weisskohl und eingelegten, schwarzen Baumnüssen. Eigentlich unspektakulär, aber grossartig gemacht. Absolute Klasse auch die selbstgemachten Ravioli an einer Beurre Blanc, mit «Pro Specie Rara»-Tomaten, fein geschnittenen Kefen-Julienne und sautierten Pfifferlingen. Das Ganze bedeckt mit einem Tomatenschaum und getoppt von einer Burrata.

 

Restaurant Brücke, Niedergösgen (SO), Thomas Messerli, Küchenchef - - 07/2023 - Copyright Olivia Pulver

Das Restaurant Brücke in Niedergösgen wurde komplett. umgebaut.

Desserts nicht verpassen! Die Hauptgänge stehen all dem nicht nach: ein im Green Egg gebratenes und gegartes Chuck Flap, zu diesem aromatischen Stück Rindernacken eine eingekochte Sauce mit Chimichurri abgeschmeckt. Oder zwei Tranchen Loup de Mer, kross auf der Haut gebraten und begleitet von wildem Brokkoli mit Mandelcreme, bestreut mit etwas Granatapfelkernen und begleitet von einem selbstgemachten, riesigen Maiscracker mit Maiscreme und Tomaten-Espuma. Ein Feuerwerk an Preziosen, das am Schluss fast noch übertrumpft wird von den wunderschön präsentierten Desserts. Als da waren: Ein kommodes Aprikosen-Kompott mit Aprikosen-Sorbet, begleitet von etwas Zitronenverveine-Schaum und geflämmten Aprikosen-Schnitten. Dazu passend kleine Zitronenverveine-Meringues. Ebenfalls fein: das Schoggi-Mousse auf einem Schoko-Biskuit-Boden, mit eingemachten Kirschen und Kirschsorbet.

 

Die vierte Generation startet durch. Zum Kaffee dann noch ein letztes perfektes Leckerli, eine Eigenkreation, gemeinsam mit der befreundeten Confiserie Hofer in Solothurn hergestellt: eine Praline mit Pistaziencroquant, Fleur de sel und grob gemahlenem schwarzen Pfeffer. Fazit: Die vierte Generation Gfeller ist in neuem Ambiente voll durchgestartet. GaultMillau-Rating: 15 Punkte.

 

www.restaurant-bruecke.com