Text: Urs Heller
Eine Nacht im «Rössli». Die Spielregeln werden eingehalten: Nur wer Hotelgast ist, darf bei 16-Punktechef Ueli Kellenberger während des Lockdowns im «Rössli» Bad Ragaz essen. Je länger die schwierige Zeit, desto grösser die Nachfrage: Selbst Gäste aus dem Dorf checken für eine Nacht im kleinen Hotel ein, um sich wieder mal von einem Spitzenkoch verwöhnen zu lassen. Natürlich gilt auch im «Rössli»: Sicherheitsabstand, Social Distancing, regelmässiger Griff zum Desinfektionsmittel. An das sonst übliche Frühstücksbuffet ist im Moment nicht zu denken. Brötli, Müesli, Charcuterie, Käse und Fleisch werden mit der nötigen Distanz auf einem Beistelltisch serviert.
Dinieren in sicherer Distanz. Reich werden Ueli und Doris Kellenberger nicht. Ein hübsches Doppelzimmer und einen gepflegten, aber bewusst nicht luxuriösen Dreigänger gibt es für 260 Franken inklusive Frühstück. Ein echter Schnäppchenpreis. Der Chef: «Meine Frau und ich sind eh im Haus. Wenn wir abends mit unserem Angebot dem einen oder anderen Gast eine Freude machen können, soll es uns recht sein. Mal ist nur ein Zimmer besetzt, mal sind es drei.» Alle Besucher haben den gleichen Wunsch: Etwas Abwechslung im tristen Corona-Alltag. Party-Stimmung herrscht nicht im «Rössli», diniert wird in Ruhe. Und mit der nötigen Distanz.
Eine Gourmetadresse mitten in Bad Ragaz: Das «Rössli».
«Rössli» Bad Ragaz: Modernes Design, prima Küche, toller Weinkeller.
Kalbshohrücken, Stroganoff, Gitzi. Ueli Kellenberger ist zwar einer der besten Köche der Region, aber während des Lockdowns schreibt er eher Unkompliziertes auf die Karte: Mal Gitzi, mal Stroganoff, mal Kaninchenfilet im Speckmantel, mal ein Kalbshohrücken mit einem Burgerli. Ist Tochter Svenja, bis vor kurzem noch Patissière im «Atlantis by Giardino» in Zürich, im Haus, gibt es ein besonders attraktives Dessert: Pistache-Eclaire etwa mit Himbeersorbet und weisser Schokolade.
Wein-Experte & ein hervorragender Golfer. Weil jeder Gast im «Rössli» übernachtet, spricht nichts gegen eine gepflegte Flasche Wein zum Dreigänger. 800 Positionen stehen beim Mitglied der GaultMillau-Weinjury auf der fantastischen Karte, darunter Raritäten aus der Bündner Herrschaft und aus dem Burgund. Wetten, dass noch ein paar Gäste dazu kommen, sobald die beiden Golfplätze von Bad Ragaz wieder offen sind? Einschlägige Tipps gibt es vom Wirt: Ueli Kellenberger ist Single-Handicapper und der beste Golfer unter den GaultMillau-Köchen.
Gourmetadresse vor den Toren Luzerns: «Balm» Meggen.
Fünfgänger in der «Balm». Sicherheitsabstand garantiert.
Gourmet-Übernachtung auch in Meggen LU! Beat Stofer, Luzerns ungekrönter Take-away-König, setzt ebenfalls auf die Karte «Gourmet-Übernachtung». Sein Angebot in der «Balm» Meggen (16 Punkte): Ein Fünfgang-Gourmet-Menü, eine Übernachtung im Doppelzimmer, ein reichhaltiges Frühstück – für 150 Franken pro Person! Der «Jeune Restaurateur» gut gelaunt: «Ich komme mit dem Bestellblöckli an den Tisch, mache ein paar Vorschläge. Vegi-Gerichte haben wir auch im Angebot.» Am letzten Wochenende machte das Package besonders Spass: Berufsfischer Nils Hofer hatte einen 19 Kilo (!) schweren Hecht aus dem Vierwaldstättersee gezogen und bei Stofer abgeliefert. Den Raubfisch gab’s tranchenweise, mit Kokos, Zitronengras und Chili in der Sauce.
>> www.balm.ch
Foto: Marcus Gyger, Ralph Feiner, Charles Seiler, HO
