Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Ellin Anderegg
Wieder bei seiner Frau. Das Fraumünster ist bis in die letzten Reihen gefüllt. Die Menschen sind gekommen, um Jakob Andrea Donatz, besser bekannt als Jacky Donatz, die letzte Ehre zu erweisen. Die Kochlegende ist am Ostermontag im Unispital Zürich gestorben, die Urne wurde in seiner Heimat Samedan neben seiner Frau Regula beigesetzt. An diesem 24. Mai soll Donatz nochmals gefeiert werden. Für die musikalische Unterhaltung sorgte unter anderem Pepe Lienhard. Zu den Rednern in der Kirche gehören Gian Peter Niggli, Gemeindepräsident von Samedan, und Sepp Blatter, ehemaliger Fifa-Präsident und langer Wegbegleiter Donatz’.
Jacky hinterlässt grosse Lücke. Blatter spricht nicht zu den Anwesenden, sondern zu Jacky. «Warum hast du dich jetzt schon verabschiedet?», fragt er ihn. Eine Antwort erwartet er nicht. Die zwei haben sich Ende der 90er-Jahre im Fifa-Restaurant «Sonnenberg» kennengelernt. «Wir haben uns sofort verstanden. Ein Oberwalliser und ein Bündner Grind!», erzählt er. «Die Lücke, die du hinterlässt, kann niemand schliessen. Wir verneigen uns vor deinem Lebenswerk.»
Kalbskotelett und Kartoffelsalat. Die Abdankung sollte «ganz einfach» ausfallen, so wie es zu Jacky gepasst hätte. Ganz einfach lässt aber viel Spielraum für Interpretation. Draussen auf dem Münsterhof wartet nämlich ein grosses Zelt mit Festbänken auf die Trauergäste. In Gedenken an Jacky gibt es sein berühmtes Kalbskotelett. Mit Kartoffelsalat. Und ein Glas seines Lieblingsweins, Haute Faugères. Die Kochlegenden Irma Dütsch und Anton Mosimann schneiden Kalbskotelett auf. «Ich bin extra für Jacky gekommen», sagt Mosimann. Sein Flieger geht noch am selben Abend zurück nach London, am nächsten Tag muss er für die Queen kochen.
Mosimann, Dütsch & Schlegel. Gekommen sind auch andere Wegbegleiter Donatz'. Aktive und aktiv pensionierte. Heiko Nieder («Dolder») hat sich die Zeit genommen, genauso wie Othmar Schleger (ehemals Castello del Sole) oder Heinz Witschi, eine weitere Zürcher Kochlegende. Rico Zandonella lacht auch an einem traurigen Anlass herzensfroh. Zusammen mit TV-Koch Eric Hämmerli. Und Antonio Colaianni kam mit seinem «Ornellaia»-Küchenchef Antonino Alampi und seinem ehemaligen Mitarbeiter Fabian Lange, der heute als «Le Saucier» unterwegs ist.
«Alle haben Jacky geliebt.» Neue Aufgabe nach dem «Sonnenberg». Organisiert hat alles Michel Peclard. «Es ist crazy! Das Zelt haben wir erst gestern organisiert. Aber genauso passt es zu Jacky», sagt er zur spontan organisierten Feier im Anschluss an den Gottesdienst. Der Zürcher Gastronom ist erst vor sechs Jahren in Jackys Leben getreten. «Ich habe ihn gefragt, ob er nicht bei mir kochen will. Er hat ja gesagt und seither habe ich ihn praktisch jeden Tag gesehen», erzählt Peclard. «Er hat zwar permanent alle zusammengeschissen, aber die Mitarbeiter haben ihn geliebt. Jetzt haben sie sich sogar gestritten, wer für ihn diese Feier organisieren darf!»