Text: David Schnapp Fotos: Thomas Buchwalder
Kunst, Bar, Restaurant. Knapp 24 Stunden vor der Eröffnung wird draussen schon Glühwein ausgeschenkt, im Innern werden noch Kühlschränke eingeräumt, an manchen Stellen sieht es noch nach Baustelle aus, aber die Küche immerhin ist fertig und funktionstüchtig. Am Freitag, 20. November 2020 startet das wohl ambitionierteste Pop-up-Restaurant, das Zürich je gesehen hat. Starchef Nenad Mlinarevic und sein Geschäftspartner Valentin Diem («Neue Taverne», «Bauernschänke») haben eine Mischung aus Kunstraum, Bar, Lounge und Restaurant geschaffen – an bester Lage an der Bahnhofstrasse, in der ehemaligen Schalterhallte der Bank Leu.
Der «Leuehof» startet an bester Adresse an der Zürcher Bahnhofstrasse.
In der ehemaligen Schalterhalle der Bank Leu ist viel Platz.
7000 Reservationen. Kunstvolle Stuckaturen und edle Marmorsäulen prägen den Raum, der aber vor allem Dank den grosszügigen Platzverhältnisse im Corona-Jahr 2020 erfolgsversprechend sein dürfte. Zum Start sind schon rund 7000 Reservationen eingegangen, die Wochenenden sind bis zum Jahresende praktisch ausgebucht. Entsprechend gut vorbereitet muss die Küche sein. «Aus den Erfahrungen mit unserem ersten Pop-up ‹Stadthalle› habe ich meine Lehren gezogen», sagt Nenad Mlinarevic. Diesmal sei alles bis ins Detail vorbereitet, abgemessen und rezeptiert. «Bei den Mengen, die wir hier produzieren, werden bei wöchentlich rund 1400 Gästen aus ein paar Gramm Abweichung sofort einige Kilogramm», erklärt der vielseitige Koch die Notwendigkeit für eine exakte Vorbereitung.
Nachmittags werden in der Lounge Snacks und Sprüngli-Patisserie serviert.
Das Essen kommt aus der offenen Küche.
«Nicht zu kompliziert» Und er sagt auch, dass die Gerichte aus seiner provisorischen Küche zwar natürlich schmecken sollen, «sie sollen aber weder für uns in der Küche noch für den Gast zu kompliziert sein». Ohne falsche Bescheidenheit sagt Nenad, das Essen sei nicht das Wichtigste im «Leuehof». «Es geht vielmehr um ein Gesamterlebnis aus Kunst, Bar und Food.» Sogar zwei Eisstock-Bahnen stehen im Hof bereit.
Aromen Asiens: der erste Hauptgang im Abendmenü vom «Leuehof».
Luma Secret Cut. Wir sind aber dennoch wegen dem Essen hier und bekommen zur Probe den Hauptgang aus dem ersten Menü serviert: Dafür wurden eigens Tabletts mit Vertiefungen für Teller und Schüsseln angefertigt, welche dem Servicepersonal die Arbeit erleichtern. Zum Teilen auf den Tisch kommt zum Beispiel ein rosa gebratenes Swiss Beef Secret Cut von Luma, das mit einer intensiven Tare-Sauce auf Basis eines reduzierten Geflügelfonds glasiert ist. Dazu gibt es eingelegten knackigen Spitzkohl mit schwarzem Sesam, eine koreanische Chilisauce mit Honig, Knoblauch und einer schönen Süsse-Säure-Schärfe-Balance, Pilze in einem Dashi-Picklefond, eine ätherisch-intensive Kräuteremulsion sowie verschiedene Beilagen.
Verspielte, weltoffene Küche: Nenad Mlinarevic beim Anrichten im «Leuehof».
Erst asiatisch, dann mediterran. «Das erste Menü ist stark von asiatischen Aromen geprägt, nach drei Wochen wechseln wir auf eher mediterrane Gerichte», erklärt Nenad Mlinarevic sein Konzept einer weltoffenen, spielerischen Küche. Umgesetzt wird sie von einem achtköpfigen Team, darunter ist ein ehemaliger Kollege von 18-Punkte-Chef Mitja Birlo, ein Ex-Mitarbeiter von Peter Knogl und ein Koch aus dem früheren Top-Restaurant Reinstoff in Berlin. Insgesamt 60 Mitarbeiter arbeiten für das aussergewöhnliche Pop-up. Neben dem Sharing-Abendmenü wird auch ein täglich wechselndes Lunchangebot angeboten – zum Start beispielsweise Kartoffelsuppe, Rindertatar mit Périgordtrüffel, Salat und Spinat-Casarecce mit Belper Knolle und Kicherbsencreme. Und nachmittags kann man sich die Zeit in der Lounge vertreiben, serviert wird Patisserie von Sprüngli.
>> Das «Leuehof» Pop-up ist von Montag bis Samstag sowie während den Sonntagsverkäufen geöffnet. Reservationen unter www.leuehof.com
