Text: Urs Heller
Der goldene Molteni-Herd. Draussen in der Küche steht ein goldener Molteni-Herd, aber die Platte glüht noch nicht: Im Swiss Deluxe Hotel «Mandarin Oriental Palace» ist zum Start erst die «MOzern Bar & Brasserie» eröffnet, die aus einer zweiten Küche in den Katakomben des Hauses bedient wird. Die eigentlichen Top-Restaurants «Colonnade» (Fine Dining) und «Minamo» (japanische Omakase Cuisine für nur sechs (!) Gäste folgen im Frühling 2023. Weshalb das «Mandarin» so zögerlich startet, ist ein Rätsel, aber weiter nicht schlimm. Hauptsache, Luzern hat sein «Palace» wieder, in neuem Glanz und dank «Mandarin» mit internationaler Ausstrahlung.
Schweizer Produkte, asiatischer Touch. Der ziemlich selbstbewusste israelische Chef Gilad Peled legt in der Brasserie (mit riesiger Bar im Zentrum) ein spannendes Konzept vor: 99% Schweizer Produkte, 99% asiatischer Touch. Heisst: Man taucht die «Crispy Duck Rolls» in eine Hoisin-Sauce mit einer Five Spice-Gewürzmischung; die Ente stammt aus dem Appenzellischen. Dass noch Rosenwasser darüber gesprüht wird, buchen wir unter Showtime ab. Sehr attraktiv der «Rainbow Salad»: Karotten, Randen & Co. werden geometrisch ausgerichtet präsentiert, dann wild durcheinandergemischt und mit Goma Shabu (Sesam, Ingwer) übergossen. Sehr gut! Und weil im «MOzern» «starters to share» angesagt ist, kann man sich von der «Grilled Schnecke» auch noch ein Stück abschneiden. Die «Schnecke»? Gut gewürzte Mangalitza-Schweinswurst, auf einem Thai-Krautsalat. Auch der alpine Lostallo-Lachs schafft es auf die Karte, mit eingelegtem Rettich, Dashi-Vinaigrette und Limette.
Chili, nicht zu knapp. Ambitioniertester Hauptgang? «Whole Sea Bass Deep Fried», ein frittierter Wolfsbarsch aus der zweiten Einkaufsliga (Griechenland), mit einer fantastischen, ziemlich spicy Sauce: Lemongrass, Koriander, Chili (nicht zu knapp!), Limettendressing. Hier stösst das Sharing Konzept an Grenzen: Der Loup de mer, nicht sehr sauber von der Gräte gelöst, erkaltet mangels Wärmeplatten schneller als es dem Gast lieb ist. Beilage? Gebratener Kimchi-Reis, mit einem neckischen Wachtelspiegelei drüber. Alternativen: Mongolian BBC Short Rib (Schweizer Fleisch) und «Suckling Pig». Die Weinkarte ist imposant, die Schweiz ist gut vertreten: Vier nur selten erhältliche Weine von Jacques Tatasciore, Completer von Gianni Borer, Pinot Noir von den Gantenbeins. Luzern muss sich allerdings an neue Preisschilder gewöhnen.
Cecilia Bartoli war der erste Gast. In der Stadt ist die Neugierde gross: Am Eröffnungstag war Opernstar und Mandarin Oriental-Fan Cecilia Bartoli der Stargast, dann strömten Hundertschaften durchs Haus und buchten einen Tisch in der Brasserie. «Wir wurden förmlich überrannt», freut sich der international gestählte Waadtländer General Manager Christian Wildhaber, der die Eröffnung drei Jahre lang vorbereitet hatte. Das Angebot: 136 elegante und geräumige Zimmer, grandiose Säle, kleiner Spa, im Sommer eine grosszügige Seeterrasse. Kompliment! Das «Palace Luzern» wurde sehr liebevoll und aufwändig restauriert. Besitzer Yunfeng Gao hat keine Kosten gescheut - und sein Luzerner Architekt Iwan Bühler wie bereits im «Kempinski Palace Engelberg» einen Superjob gemacht.
Fotos: Evenline Beerkircher, George Apostolidis, Patricia Heller