Text: David Schnapp | Fotos: David Künzler
Bretz’n für «Baba». Mit weisser Kochjacke, Schnauz und breitem Lachen steht «Baba» Oskan während der Garden Party am Stand von Markus Stöckle und begrüsst Gäste. «Baba» ist der Vater von Stöckles Partnerin Elif (sie ist gerade auf Recherche-Reise in Japan) und in Zürich stadtbekannt als freundliches Gesicht an der Front von Elif Oskans Restaurant Gül. Aber «Baba» Oskan hat auch einen Sinn für Stöckles neo-bayrische Küche im «Rosi» (16 Punkte): «Ich gehe jeden Tag vorbei, um dort etwas zu essen», sagt er. «Meistens mache ich ihm eine frisch gebackene Bretz’n mit Schinken und Knoblauch, die liebt er», sagt Markus Stöckle.
Zwei Welten. Der Kontrast zwischen den beiden Welten könnte kaum grösser sein: Stöckle ist mit vier Brüdern auf einem Bauernhof in Bayern aufgewachsen, die Oskans kamen einst als Flüchtlinge aus der Türkei in die Schweiz. Heute versteht man sich als glückliche Multikulti-Familie. «Als ich zu Elif in die Schweiz gezogen bin, war es ein Riesenglück für mich, diesen familiären Anschluss im Ausland zu haben», sagt Stöckle. Bei den Oskans habe er immer «Heile-Welt-Momente», erlebt, die viel dazu beigetragen hätten, dass er sich in Zürich schnell zu Hause gefühlt habe.
Ferien mit den Eltern. Mittlerweile gehen die Stöckles und die Oskans sogar gemeinsam in die Ferien. Markus’ und Elifs Eltern planen zusammen mit ihren erwachsenen Kindern für diesen Herbst beispielsweise eine Reise nach Anatolien. Er habe durch diese neuen Bindungen auch die Beziehung zu seinen eigenen Eltern wieder ganz neu gesehen: «Mir ist bewusst geworden, wie wichtig das ist, und ich rufe mittlerweile sicher einmal pro Woche zu Hause an – einfach, weil man ja nie weiss, wie lange man das noch tun kann», sagt der innovative «Rosi»-Chef.
In der Küche von Mama Oskan. Und die Oskans seien gewissermassen Ersatzeltern für ihn, erzählt Markus Stöckle. «Manchmal setze ich mich in die Küche von Mama Oskan und werde von ihr liebevoll versorgt, oder ‹Baba› bringt mir ihre Kartoffeltaschen oder Suppen ins Restaurant, die ich so liebe.» Für die Garten Party hat Markus Stöckle – der Meister des hintersinnigen Designs von Gerichten – seine ganz eigene Variante einer essbaren «Tasche»: Passend zu Liegenstühlen und Sonnenschirm hat Stöckle einen typischen Schwimmbad-Snack kreiert, aber bei seiner Currywurst ist die Sauce – mit Kalbsjus, Ketchup und Spezi-Reduktion! – in der Wurst versteckt und nicht auf der Wurst. Die hat er natürlich selbst gemacht – mit Madras-Curry «für den typischen Geschmack», wie er sagt. Multikulti, das ist auch an dieser besonderen Wurst zu erkennen, gehört zum Lebens- und Koch-Konzept von Markus Stöckle und seiner bunten grossen Familie.