Text: Kathia Baltisberger | Fotos: David Biedert
Ein Anruf genügt. Es gibt alte Freunde und neue Freunde. Solche, die schon immer da waren, und solche, die erst seit kurzem im Leben von Mike Wehrle sind. Der Culinary Director des Bürgenstock Resorts hat sie alle versammelt und feiert ein grosses Fest: Chefs United - Mike Wehrle & Friends heisst die Event-Reihe. Während drei Tagen wird gekocht, am Sonntag traffen sich alle Chefs auf der Terrasse vor dem Palace Hotel. Und wenn Mike Wehrle auf den Berg ruft, lässt sich niemand zweimal bitten. Gekommen ist Stefan Jäckel aus dem «Storchen» in Zürich. Wolfgang Schmidt kocht sonst im Hotel Schweizerhof in Bern und Ludovic Douteau im Royal Savoy in Lausanne. Auch Kollegen aus Deutschland haben den Weg auf sich genommen: Martin Fauster aus der «Wolfshöhle» in Freiburg im Breisgau und Iris Bettinger aus dem Hotel Reuter in Rheda-Weidenbrück.
Grosses Bild oben: Asma Khan, Iris Bettinger, Mike Wehrle und Viktoria Fuchs (v.l.).
Franz Wiget, Ludovic Douteau, Willi Schmutz, Damian Carini, Iris Bettinger, Mike Wehrle, Viktoria Fuchs, Asma Khan, Stefan Jäckel, Wolfgang Schmidt, Rolf Beeler & Martin Fauster (v.l.).
Schlittenfahren mit Mike. Zu Wehrles ältesten Freundinnen gehört Viktoria Fuchs, obwohl die Schwarzwälderin zu den jüngsten Gastköchinnen gehört. «Ich habe bei Vikis Vater im Spielweg im Münstertal gekocht, da war sie noch ganz klein», erzählt der Chef. Auch Viktoria erinnert sich: «Mike war einer, der auch mal in seiner Mittagspause etwas mit mir gemacht hat. Schlittenfahren zum Beispiel. Mike war einfach ein guter Typ – und das ist er auch heute noch», schwärmt die 32-Jährige. Für die Gäste hat Viktoria Fuchs eine äusserst knusprige Schulter vom Spanferkel dabei, serviert sie mit Kimchi und einem Dim Sum.
Rauchaal mit roter Shiso und Pflaumen-Beete-Sud von Iris Bettinger (Hotel Reuter Rheda-Weidenbrück).
Für einmal ausgeflogen: Stefan Jäckel vom Hotel Storchen in Zürich.
Zu den eher neueren Freunden gehört Asma Khan, die sich mit ihrem «Darjeeling Express» in London, einer Folge in der Netflix-Serie «Chef’s Table» und ettlichen Kochbüchern einen Namen gemacht hat. Mike Wehrle hat viele Eigenschaften, Schüchternheit zählt nicht dazu: «Ich war in Asmas Restaurant in London und habe sie einfach gefragt, ob sie auch kommen würde», erzählt er. Asma hat sofort zugesagt. «Mike ist so ein bescheidener Typ. Und die Art und Weise, wie er von Essen spricht, hat mich überzeugt. Man merkt, wie leidenschaftlich er das alles macht», so die gebürtige Inderin. Bei ihr ist nicht Fine Dining, sondern Arme-Leute-Essen angesagt. Gestampfte Kartoffeln mit Erbsen und Kümmel.
Sprechen nicht die gleiche Sprache, verstehen sich trotzdem: Ludovic Douteau, Franz Wiget und Martin Fauster.
Der Chef im Unruhestand. «Chef’s United» ist ein toller Anlass für Gourmets und Bürgenstock-Gäste. Aber nicht nur. «Es ist auch ein Anlass für uns Chefs. Für mich bedeutet Freundschaft, dass man jederzeit anrufen kann und füreinander da ist. Es ist so schön, dass sich alle die Zeit nehmen und hier herkommen.» Franz Wiget, Neo-Pensionär und ehemaliger 18-Punktechef, hat Zeit in Hülle und Fülle. Könnte man zumindest meinen. «Die Auflösung unseres Betriebs und der Umbau des Hauses gibt enorm viel Arbeit. Aber auch sonst wird mir sicher nie langweilig.» Für Mike Wehrle kocht er auch nochmal. Oder besser gesagt: Er lässt kochen. «Zum Glück habe ich Annelise! Die macht ja alles. Nur ab und zu sagt sie: Franz, schieb den Fisch in den Ofen. Franz, mach dieses oder jenes.»
Kaisergranat mit Fregola Sarda von Franz Wiget (ehemals «Adelboden» Schwyz).
Place to be für Gourmets: Das Bürgenstock Resort in Obbürgen.
Australisches Wagyu mit Tortellini, Lauch und Soja-Zwiebel-Sud von Stefan Jäckel (Storchen Zürich).
Käse & Schoggi. Zu Wehrles Freunden gehören aber nicht nur Küchenchefs. Mit Käse-Affineur Rolf Beeler arbeitet Mike seit über 20 Jahren zusammen. Genau so wie mit Willi Schmutz von Casa Nobile. Während der eine seine besten regionalen Käse auftischt (Käse von der Alp Bleiki), überzeugt der andere mit feinen Praliné (mit Luzerner Safran!) und Glace. Mike Wehrle ist am Ende des Tages überglücklich und weiss: Auf diese Freunde kann man sich verlassen.
