Text: GaultMillau Schweiz
Sierre, Blitzingen, Binn, Champez-Lac. Die schlechten (und auch etwas traurigen Nachrichten) aus dem Wallis häufen sich: Didier de Courten, der Beste im Kanton, schliesst im April in Sierre nach seinem fantastischen Gourmetrestaurant auch noch sein wunderbares «Atelier Gourmand», die mit 17 Punkten höchst bewertete Brasserie im Land. Er wechselt zu den Bergbahnen Grimentz-Zinal, wacht dort über die Bergrestaurants und will mittelfristig auf 2700 Metern das «Espace Weisshorn», ein spektakuläres neues Gourmetrestaurant eröffnen. Peter Gschwendtner (grosses Bild oben), der Beste im Goms, schliesst nach 28 Jahren sein «Castle» in Blitzingen. Und auch Mario und Laetitia Inderschmitten wirten im «Albrun» Binn (15 Punkte) schweren Herzens nur noch einen Winter lang. Christophe Genetti und Maël Gross, GaultMillaus «Entdeckungen des Jahres 2022» packen im spektakuläre «Club Alpin» in Champez-Lac (15 Punkte) bereits wieder die Koffer. Sie bleiben immerhin im Kanton. Neue Adresse im neuen Jahr: «Les Touristes» in Martigny.
Wir werden die Gschwendtners vermissen! Peter und Brigitte Gschwendtner waren GaultMillaus Leuchtturm im Goms, 28 Jahre lang. Das «Castle» in Blitzingen war eine hervorragende Adresse (16 Punkte), übrigens auch das Lieblingsrestaurant des verstorbenen Spitzenkochs Philippe Rochat (Crissier). Der Patron zur Situation: «Meine Frau und ich werden nicht jünger. Wir haben zunehmend Mühe, gute Mitarbeiter zu finden. Unser Sohn will die Nachfolge nicht antreten. Da bleibt nur der Verkauf.» Aus dem hübschen, sehr gepflegten Hotel wird wohl ein Wohnhaus. Und Peter Gschwendtner hat immerhin mehr Zeit für seine zweite Passion: Bergsteigen. Auf dem Mount Everest (8848 Meter!) war er schon, das Matterhorn hat er bereits 25mal bestiegen. Künftig geht er mit alten Stammgästen wandern, «auf eher ruhigere Berge. Es muss nicht immer das Matterhorn sein.» Der GaultMillau dankt: Es waren 28 begeisternde Jahre bei den Gschwendtners.
Der letzte Winter in Binn. Für Chef Mario Inderschmitten war’s eine Rückkehr in die Heimat, als er das elterliche «Albrun» in Binn übernehmen konnte. Er hat zusammen mit seiner Frau Laetitia, einer Elsässerin, einen fantastischen Job gemacht. «Eine 15 Punkte-Küche am Ende der Welt!», vermeldeten die GaultMillau-Tester in die Zentrale. Im «Albrun» fehlt es jetzt seit einem Jahr an Mitarbeitern im Service. Nur zu zweit geht das nicht. Inderschmitten kocht noch bis Ende Wintersaison, auf Top-Niveau wie immer, aber mit leicht reduziertem Angebot. «Dann sehen wir weiter. Einen konkreten Plan habe ich noch nicht.»
Die Ausnahmen: Zermatt, Crans-Montana, Verbier. «Krisensicher» sind aus GaultMillau-Optik die VIP-Destinationen. In Zermatt ist die kulinarische Dichte enorm und gibt es jetzt auch gute Nachrichten aus dem Mont Cervin: Die Superköche vom «Capri Palace» wechseln ein weiteres Jahr von der Insel in die Berge (17 Punkte). In Crans-Montana baut Franck Reynaud (18 Punkte im «Pas de l’Ours») das Imperium der Familie Bestenheider aus; das «Relais&Château»-Hotel Aïda ergänzt das Portfolio. Im Dezember eröffnet die Luxuskette «Six Senses» sein erstes Hotel in der Schweiz, mit dem japanischen Restaurant Byakko. In Verbier steht Chef Sebastiano Lombardi vom «Chalet d’Adrien» (15 Punkte) auf der Watchlist der GaultMillau-Tester ganz oben. Nur in Saas Fee sind die goldenen Tage für Gourmets nach dem Rücktritt von Irma Dütsch und nach dem Wegzug von Markus Neff nach Andermatt vorbei.
>> Fotos: Sedrik Nemeth, Sebastian Magnani, Alberto Blasetti, Adrian Ehrbar