Text: David Schnapp
Das dritte Mal. Es ist die dritte Zürcher Traditionsbeiz in der Altstadt, die Nenad Mlinarevic und Valentin Diem übernehmen, aufhübschen und mit einem modernisierten Konzept neu starten: Die Stadt Zürich hat die Wirtschaft Neumarkt (grosses Bild oben, rechts) den beiden erfolgreichen Gastronomen verpachtet. Schon im November soll sie unter der neuen Leitung eröffnet werden. Das legendäre Restaurant im so genannten Oberdorf passt zum Portfolio des Duos, das mit der «Bauernschänke» in unmittelbarer Nachbarschaft und der «Neuen Taverne» auf der anderen Seite der Limmat schon zwei Lokale mit Geschichte betreibt.
Nenad in der Küche. «Ich freue mich sehr auf dieses neue Projekt», sagt Starchef und IWC-Markenbotschafter Nenad Mlinarevic. «Endlich haben wir in einem unserer Restaurants eine hervorragende Infrastruktur mit grosser Küche, genügend Kühlräumen, eigener Patisserie und viel Produktionsfläche.» Für die Startphase wird der frühere Koch des Jahres einige Monate selbst in der Küche stehen, und auch «Bauernschänke»-Küchenchef Thomas Brandner soll einen Teil der Verantwortung übernehmen. «Für uns geht es auch darum, eine Arbeitsstruktur zu kreieren, die für diese Restaurant-Grösse geeignet ist.» 80 Sitzplätze innen und ein traumhafter Garten mit nochmals 240 Plätzen im Sommer sind eine Herausforderung. «Wir wollen eine gutbürgerliche Küche mit einem modernen Twist bieten, die in dieser Dimension funktioniert, ohne dass dafür 20 Leute in der Küche stehen müssen», so Mlinarevic. Zum Restaurant gehört ausserdem eine Kaffee- und Weinbar, in der abends Snacks serviert werden sollen.
Schweizer Produkte. Mit der Tradition des «Neumarkts», mit regionalen oder Schweizer Produkten zu arbeiten, wollen die neuen Betreiber nicht brechen. «Wir wollen einem bewährten Konzept unsere Handschrift aufdrücken. Für mich ist es ein wenig ‹back to the roots›. Ich kann auf einige Produzenten zurückgreifen, die ich aus meiner Zeit im ‹Focus› in Vitznau kenne», sagt Nenad Mlinarevic. Dazu kämen Lieferanten aus dem Zürcher Ober- und Unterland, zum Beispiel Käse von «Natürli» oder Produkte von Patrick Marxer, erklärt der Koch. Zurzeit schreibt Nenad Mlinarevic die Karte für den «Neumarkt». Neben der Konzentration auf Schweizer Produkte steht fest, dass à la Carte serviert wird. «Ich möchte zum Teilen aber gern Klassiker wie Rehrücken oder eine Kalbshaxe für zwei oder vier Personen anbieten», sagt er.
Nächster Halt: Hauptbahnhof. Für das Duo Diem-Mlinarevic ist die Wirtschaft Neumarkt nicht nur ein weiteres Anwendungsgebiet für ihre bewährte Formel, sondern auch eine Art Vorbereitung für ihr bisher ambitioniertes Projekt: Ende 2023 starten sie im Zürcher Hauptbahnhof in der «Brasserie Süd» mit Blick auf den Bahnhofplatz. Dazu gehört ein Bistro mit rund 120 Innen- und 40 Aussenplätzen, eine denkmalgeschützte Bar sowie ein Gourmetrestaurant mit Counter und Platz für rund 20 Gäste.
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