Text: David Schnapp

Nie mehr Pop-up. Eigentlich wollten Nenad Mlinarevic und sein Geschäftspartner Valentin Diem nach der «Stadthalle» nie mehr ein Pop-up veranstalten. Aber diese Chance konnten sie sich nicht entgehen lassen: Von Mitte November 2020 bis Mitte Februar 2021 wird die ehemalige Schalterhalle der Bank Leu an der Bahnhofstrasse 32 zu einem spektakulären Restaurant auf Zeit. Der «Leuehof» mit Lounge, Bar, grossem Restaurant für über 200 Gäste sowie Aussenterrasse mit einer Bahn zum Eisstock-Schiessen soll die gastronomische Hauptattraktion für die Zeit der Festtage werden. «Es gab so viele schlechte Nachrichten in unserer Branche und die Weihnachtsmärkte wurden abgesagt. Deshalb ist es genau der richtige Moment, etwas zu wagen, was den Leuten Freude macht», sagt Gastronom Diem.

Nenad Mlinarevic und Valentin Diem in ihrem Atelier in Zürich

Grosse Pläne für die Festtage: Nenad Mlinarevic und Valentin Diem in ihrem Atelier in Zürich.

«Neues Niveau» Einen soliden Ruf als Zürcher Pop-up-Könige hatten sich Nenad Mlinarevic und Valentin Diem 2017 erworben, als sie über den Jahreswechsel mit der «Stadthalle» wochenlang auch Stadtgespräch waren. «Unser Ziel ist es, an dieser einmaligen Lage, das Thema Pop-up auf ein neues Niveau zu heben», sagt Nenad. Das sei eine Möglichkeit, die sich nie mehr bieten werde. «Mich reizt die Herausforderung, ein Restaurant mit hoher Qualität in dieser Grösse zu organisieren», sagt der Koch des Jahres 2016.

 

Bento-Box zum Lunch. In den beeindruckenden, meterhohen Räumlichkeiten der alten Bank, die vom Architekturbüro Theus renoviert wurden, und wo später Ladengeschäfte untergebracht werden sollen, präsentiert sich der «Leuehof» mittags zunächst als einmalige Luch-Location. Für 39 Franken wird nach dem Vorbild der japanischen Bento-Box ein Menü serviert, bei dem erst verschiedene Vorspeisen wie Salat, Suppe, Rindertatar mit Wintertrüffel zusammen auf einem Tablett serviert werden. Es folgt der Hauptgang – zum Beispiel ein Teller Pasta mit Maggia-Pfeffer und Belper Knolle – und auf Wunsch gibt es natürlich auch noch ein Dessert dazu.

Eingang Leuehof

Beeindruckende Architektur: der Eingang zum künftigen «Leuehof».

Nenad in der Stadthalle 2017

Nenad in seinem ersten Pop-up «Stadthalle» 2017.

Sharing-Menü. Abends wird auf den rund 1000 Quadratmetern, die der «Leuehof» umfasst, für 100 Franken ein Sharing-Menü serviert: «Comfort Food, wie man ihn aus unseren Restaurants Bauernschänke und Neue Taverne kennt, verspricht Nenad. «Es soll Spass machen und schmecken», sagt er und denkt dabei an Vorspeisen wie das «Planted Chicken» mit Miso-Dressing, Eigenbrötler-Sauerteigbrot oder schottisches Lachstatar mit Sushi-Reis und japanischer Mayonnaise. «Das erste Menü, das ich geschrieben habe, hat einen asiatischen Einschlag, aber die Karte bleibt in Bewegung. Wir werden sie immer wieder umschreiben, und es kann auch mal in eine italienische oder französische Richtung gehen», so der innovative Koch. Zum Hauptgang, zum Beispiel ein Secret Cut von Luma vom Schweizer Rind, werden verschiedene Beilagen und Saucen serviert. Nur das Dessert bleibt vorerst noch eine Überraschung.

 

300 Gäste pro Abend. «Wir wollen den ‹Leuehof› auf das Niveau eines sehr guten Restaurants bringen, das aber nach drei Monaten wieder verschwindet», sagt Valentin Diem über die Pläne mit dem Pop-up. Dazu gehöre ein sehr grosse Schaumwein-Auswahl, «was gut zur Bahnhofstrasse passt» und eine Weinkarte mit über 200 Positionen. Rund 25 Leute umfasst das Team, das von Montag bis Samstag im «Leuehof» arbeiten wird, und bis zu 300 Gäste pro Abend bewirtet. Nenad führt die Küche mit acht weiteren Kollegen: «Ich werde zwei Sous-Chefs beschäftigen und weitere Leute, die ihr Handwerk beherrschen», erklärt er. Sie hätten sich viel vorgenommen, sagten Diem und Mlinarevic, «aber wir werden das Qualitätsniveau erreichen, das man von uns erwartet». Die Festtage in Zürich, so sieht es aus, beginnen dieses Jahr also schon etwas früher.

 

>> www.leuehof.com

 

Fotos: Theus Architektur, David Schnapp, Olivia Pulver