Text: David Schnapp | Fotos: Patrick Hertzog/AFP
Inspektoren unterwegs. In Frankreich haben die so genannten Inspektoren des «Guide Michelin» 39 neue Restaurants mit einem ersten Stern ausgezeichnet. Wobei darunter auch der frühere Drei-Sterne-Koch Pascal Barbot fällt, der in seinem «L’Astrance» in Paris 2019 den dritten Stern verloren hat. 2020 zog das Restaurant in grosszügigere Räume, wo es jetzt mit einem Stern bewertet wird. Vier Köche aus allen Regionen der «Grande Nation» bekommen einen zweiten Stern und «La Marine» von Alexandre Couillon (Bild oben) in Noirmoutier-en-l'Île im Nordwesten der Republik erhält nach 24 Jahren den dritten Stern.
«Vive la Gastronomie!» Dass die Gastronomie in Frankreich mehr ist als ein Gewerbe unter vielen, ist spätestens daran zu erkennen, dass Staatspräsident Emmanuel Macron sich mit einer längeren Ansprache per Videoeinspielung an die Köchinnen und Köche wendet. Die Chefs sind zur Präsentation des «Guide Michelin 2023» für Frankreich nach Strassburg gereist, aus dem Élysée-Palast hören sie, wie wichtig die Restaurantszene für das französische Handwerk, die Landwirtschaft oder die gesunde Ernährung sei. «Vive la Gastronomie, Vive la Républiqe, Vive la France!», ruft Macron zum Schluss seiner Rede, die wohl in kaum einem anderen Land von so hoher politischer Stelle möglich wäre. Und immerhin gehört die französische Küche zur Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
Von drei auf zwei Sterne. Schlagzeilen machte der «Guide Michelin», der seit dem Jahr 1900 erscheint, aber bereits vergangene Woche als öffentlich wurde, dass die Restaurants von Guy Savoy in Paris und Christopher Coutanceau in La Rochelle von drei auf zwei Sterne abgewertet werden. Zum einen ist das natürlich eine faire Geste gegenüber den betroffenen Köchen, zum andern aber auch eine geschickte PR-Massnahme. So konnte verhindert werden, dass die Präsentation des neuen Guides von negativen Meldungen geprägt wird. Man habe auf Grund der Pandemie seit 2020 keine Restaurants mehr abgewertet, hiess es. Nun aber scheint die Schonfrist auch für kulinarische Ikonen wie Guy Savoy vorbei. Allerdings wurde in Deutschland 2022 – trotz zweier anspruchsvoller Corona-Jahre für die Gastronomie – mit Joachim Wissler einer der innovativsten Köche des Landes der letzten 15 Jahr bereits von drei auf zwei Sterne abgewertet.